München. . Der zum Fall für die Politik gewordene Psychiatriepatient Gustl Mollath hat am Dienstag erstmals im bayerischen Landtag ausgesagt. Mollath bezeichnete eine seit sieben Jahren gegen seinen Willen andauernde Unterbringung als „unberechtigt“. Ein Justizirrtum? Sein Verfahren wird jetzt neu geprüft.

Der Mann muss sehr gefährlich sein, sollte man annehmen. Verrückt im Kopf und zu Gewalttaten neigend. Wer seit sieben Jahren in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt zubringt, weil er seine Ex-Frau bedroht und geschlagen habe, wie ein Gericht feststellte, kann kein Unschuldslamm sein. Gustl Mollath, 56 Jahre alt, hat am Dienstag vor einem Untersuchungsausschuss im bayerischen Parlament eine ganz andere Version erzählt, die sich nach einem Hitchcock-Film anhört.

Zu Unrecht werde er in der forensischen Abteilung des Bayreuther Bezirkskrankenhauses festgehalten, behauptet Mollath. Medikamente habe er verweigert und in unzähligen Briefen, von denen ein Teil nicht angekommen ist, wie eine Petition an den Bundestagsabgeordneten der Grünen, Christian Ströbele, um Hilfe gebeten. Erst jetzt ist sein Verfahren erneut auf dem Prüfstand.

Mollath hält sich für ein „Bauernopfer“. Auf 106 Seiten hat der frühere Kleinunternehmer zusammengetragen, was er durch seine Ex-Frau während der Ehe mitbekam. Die war in der Vermögensabteilung der HypoVereinsbank. Mollath behauptet, dort seien Schwarzgeldgeschäfte in großem Stil mit einer Schweizer Bank abgewickelt worden, was er sowohl der Bank als auch der Staatsanwaltschaft mitgeteilt habe. „Die Angestellten von damals haben in ihrem Giftschrank Material ohne Ende. Der Schrank ist bis heute nicht aufgebrochen“, sagte Mollath. Auch Führungskräfte seien beteiligt. Mit einem Manager sei ihre Frau vor der Scheidung liiert gewesen.

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Inzwischen ist die Ehefrau von der Bank entlassen worden und hat jetzt ihr Schweigen in einem Zeitungsinterview gebrochen. Dort behauptet sie, ihrem Mann immer wieder Geld für sein marodes Unternehmen gegeben zu haben, das er 2000 wegen Überschuldung habe schließen müssen. Auch habe er sie geschlagen und bedroht.

Mollath bestreitet, gewalttätig geworden zu sein. Das Gericht aber glaubte damals der Ehefrau und verurteilte Gustl Mollath nach Paragraph 63 zur Einweisung in eine geschlossene Anstalt. Mollath erinnert sich an den Richter Otto Brixner. Wenn er, Mollath, noch einmal das Thema Hypobank ins Spiel bringe, werde er ohne seine Anwesenheit ein Urteil sprechen, seien die Worte des Richters gewesen. Mollath: „Die Verhandlungen waren die Hölle. Brixner hat mich niedergebrüllt.“

Mollath hat 106 Seiten Beweismaterial zusammengetragen

Ob denn ein Gespräch mit der Steuerfahndung, der Staatsanwaltschaft und weiteren Behörden über seinen Schwarzgeldverdacht geführt worden sei, wollten Abgeordnete wissen: „Nie.“ Ob er denn noch Beweismaterial in Händen habe? Mollath: „Man rechnet mit allem. Deshalb habe ich Unterlagen an Serge Klarsfeld (Ehemann von Beate Klarsfeld und Anwalt in Frankreich) und an Jean Ziegler (Schweizer Autor) gegeben.“

Auf den 106 von Mollath zusammengetragenen Seiten zu den Bankgeschäften stehen Fax- und Kontonummern, über die Schwarzgelder verschoben worden seien. Alles nachprüfbar, sagt Mollath. Zum Aufenthalt in der forensischen Psychiatrie Bayerns kann er Horrorgeschichten beitragen. An Händen und Füßen gefesselt sei er zum Hofgang geschickt worden. „Einen Gefängnisaufenthalt würde ich vorziehen.“

Für die Opposition in Bayern (SPD, Grüne, Freie Wähler) ist nicht nachvollziehbar, dass Justizministerin Beate Merk erst verspätet von Mollaths Bericht über die krummen Bankgeschäfte erfahren haben soll. Sie müsse zurücktreten. „Sollte es stimmen, dass die Staatsregierung den internen Revisionsbericht der Bank von 2003 erst im November 2012 angeforderte, ist dies ein Beweis für das Unvermögen des Justizministeriums in der Causa Mollath“, schimpfte Martin Runge von den Grünen.

Wie ein Mann, der nicht klar bei Verstand ist, wirkte Mollath beim Schildern der unglaublichen Geschichte nicht. An seiner Seite kämpft mit ihm inzwischen der bekannte Hamburger Strafverteidiger Gerhard Strate.