Magdeburg. Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen - in diesen Ländern erreicht die Flut erst am Wochenende ihren höchsten Punkt. Dramatisch ist die Situation in Bitterfeld, wo rund 10.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen müssen. 70.000 Feuerwehrleute und 11.300 Bundeswehrsoldaten sind im Einsatz.

Das Hochwasser hält die Menschen an Elbe und Donau nach wie vor in Atem. Der höchste Punkt der gewaltigen Flutwelle auf der Elbe bewegt sich derzeit auf Sachsen-Anhalt zu. Diese werde noch gewaltiger sein als ursprünglich angenommen, hieß es. Der Pegelstand hatte am Freitag die 7-Meter-Marke in Magdeburg überschritten. Beim verheerenden Hochwasser 2002 waren es 6,72 Meter. Normal sind für die Elbe dort knapp 2 Meter.

Bundesweit stemmen sich 70.000 Feuerwehrleute und mehr als 11.300 Bundeswehrsoldaten gegen die Flut. Mindestens sieben Menschen starben, seitdem in Deutschland die Hochwasserkatastrophe begonnen hat. Mehrere werden vermisst.

74 Jahre alter Helfer kam ums Leben

Wie der Krisenstab der Landesregierung von Sachsen-Anhalt mitteilte, werden nach neuesten Prognosen die Pegelstände im Bereich Strombrücke 7,40 Meter erreichen. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sagte, es seien 2000 zusätzliche Bundeswehrsoldaten angefordert worden. In Wittenberg kam am Donnerstagabend ein 74 Jahre alter Helfer ums Leben, als ihn ein Radlader erfasste.

Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind 10.000 Menschen aufgerufen, ihre Wohnungen zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Hier versuchen Arbeiter mit schwerem Gerät ein Leck zu schließen, das sich im aufgeweichten Erdreich zwischen zwei Seen gebildet hat. Durch die Arbeiten bestehe aber auch die Gefahr, dass sich das Loch vergrößert. Dann könnte eine Flutwelle auf Bitterfeld zurollen. In Halle sinkt der Druck auf die Dämme. Am Sonntag will Bundespräsident Joachim Gauck Hochwasserregionen an Saale und Elbe besuchen.

Kleinstadt Mühlberg wurde wegen des Elbhochwassers geräumt

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Von Matthias Korfmann, Dagobert Ernst und Tobias Blasius

In Brandenburg wird die Kleinstadt Mühlberg wegen des Elbhochwassers geräumt. "Die Stadt ist nicht mehr sicher", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Am Mittag hatte der Elbe-Scheitel die 2100-Einwohner-Stadt erreicht. Der Wasserstand lag mit 9,88 Metern zehn Zentimeter unter dem der Jahrhundertflut 2002. Ausgelegt sind die Deiche dort auf zehn Meter Wasserhöhe. Der Druck auf die Dämme ist jedoch enorm, es gibt mehrere Sickerstellen. Taucher versuchten, einen unterspülten Deich zu sichern.

In Bayern, wo es stellenweise noch dramatisch aussieht, zieht sich das Hochwasser langsam zurück und die Pegelstände fallen. Allerdings steigt dem Deutschen Wetterdienst zufolge die Neigung zu Schauern und Gewittern. Die Wasserstände könnten darum wieder leicht steigen.

In Niedersachsen hoffen die Menschen wieder: Nachdem die Prognosen für die höchsten Pegelstände zwei Tage in Folge nach unten korrigiert wurden, setzen jetzt viele Anwohner darauf, dass es für sie diesmal doch nicht so schlimm kommt wie bisher befürchtet. Die höchsten Pegelstände werden dort erst am Mittwoch erwartet.

In weiten Teilen Europas scheint das Hochwasser auf dem Rückzug zu sein

In anderen Teilen Europas scheint das Hochwasser auf dem Rückzug zu sein, so wie etwa in Tschechien. Aber die teils reißenden Flüsse bleiben gefährlich. Zwei Männer ertranken bei einem Schlauchboot-Unfall auf der Moldau. Damit stieg die Gesamtzahl der Opfer von Unwetter und Flut dort auf zehn. Mehrere Menschen werden vermisst. Sorge bereiten vorhergesagte Regenfälle.

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In Deutschland fordern die betroffenen Bundesländer mehr Geld für die Beseitigung der immensen Schäden. Das bisherige Angebot der Bundesregierung von 100 Millionen Euro reiche nicht aus. Allein für die Wirtschaft werden sich die Flutschäden nach Befürchtungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags DIHK auf mehr elf Milliarden Euro belaufen. Das Bundesagrarministerium bezifferte die Schäden in der Landwirtschaft mit bundesweit 173 Millionen Euro. Die Summe werde wohl noch steigen.

Bundesregierung will mehr als die bisher zugesagt Summe zur Verfügung stellen

Regierungssprecher Steffen Seibert bekräftigte, dass die Bundesregierung bereit sei, auch mehr als die bislang zugesagte Summe an Soforthilfe bereitzustellen. Zunächst müssten nach dem Ende der Hochwasser-Katastrophe die Gesamtschäden bewertet werden. Die Umweltminister der Länder beschlossen, nach der Hochwasserkatastrophe in weiten Teilen Deutschlands eine Fehler- und Schwachstellen-Analyse vorzulegen. (dpa)