Berlin. Der Kampf gegen die Folgen durch das Hochwasser wird noch einige Tage an den Kräften der betroffenen Menschen zerren. Derzeit rüstet sich der Norden Deutschlands gegen die Fluten. Noch halten die Dämme vielerorts - aber durch den tagelangen Druck weichen sie immer mehr auf. Alle Infos zur aktuellen Lage im Liveticker.
17:56 Uhr: Die DLRG Westfalen setzt inzwischen
drei Wasserrettungszüge mit insgesamt 156 Einsatzkräfte
in Magdeburg ein. Sie sollen vor allem die Deiche sichern. Zu
den gut ausgebildeten Einsatzkräften gehören auch Einsatztaucher, Strömungsretter,
Bootsführer und Sanitäter. Sie haben 20 Rettungsboote in verschiedenen Größen
für verschiedene Aufgabenbereiche mit – unter anderem Hochwasserboote. Die Besonderheit
bei diesen Booten: sie haben an der Unterseite kleine Rollen und eignen sich
mit ihrer Form für den Transport von Menschen und Material.
17:35 Uhr: Es ist der mit Abstand größte Feuerwehreinsatz seit dem Bestehen der Bundesrepublik Deutschland: Die Zahl der Feuerwehr-Einsatzkräfte im Hochwasser hat sich seit dem vergangenen Wochenende auf knapp 70.000 Männer und Frauen addiert. "Dieser Einsatz kann nicht hoch genug geschätzt werden!", zollt Hans-Peter Kröger, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), den ehren- und hauptamtlichen Aktiven seinen Respekt. Zum Vergleich: 2002 waren rund 40.000 Feuerwehrangehörige im Hochwassereinsatz.
17:25 Uhr: Die Umweltminister der Länder werden nach der Hochwasserkatastrophe in weiten Teilen Deutschlands eine Fehler- und Schwachstellen-Analyse vorlegen. Einberufen werde eine Sonderkonferenz, bei der es ausschließlich um Verbesserungen im Hochwasserschutz und ihre Finanzierung gehe, sagte der Vorsitzende der Umweltministerkonferenz, Thüringens Ressortchef Jürgen Reinholz (CDU), am Freitag in Oberhof. Darauf hätten sich die Minister verständigt. "Wir wollen keinen Schnellschuss, aber wir müssen klären, wo wir nachhaltige Lösungen brauchen." Reinholz plädierte für ein Treffen Mitte Juli in Thüringen.
Der bundesweite Schaden beläuft sich auf rund 172 Millionen Euro
17:05 Uhr: Während Teile Ost- und Süddeutschlands weiter mit dem Hochwasser kämpfen, wird das Ausmaß der Schäden langsam offenbar. Nach Schätzungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums vom Freitag beläuft sich der bundesweite Schaden für die Bauern derzeit bereits auf rund 172 Millionen Euro, mit steigender Tendenz. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fürchtet für die Volkswirtschaft insgesamt einen Flut-Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe. Wie ein Sprecher des Landwirtschaftsministerium in Berlin sagte, sind nach bisheriger Einschätzung rund 335.000 Hektar in ganz Deutschland vom Hochwasser betroffen. Allein in Bayern drohe der Landwirtschaft nach jetzigem Stand ein Schaden von mehr als 74 Millionen Euro.
16:44 Uhr: Trotz Jahrhunderthochwasser in weiten Teilen Deutschlands sind die Lieferketten der meisten Firmen intakt. "Nur wenige Einkäufer berichten uns von Produktionsstörungen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), Holger Hildebrandt. "Waren werden weiterhin an die Kunden ausgeliefert, allerdings kommt es in einigen Krisengebieten zu Verzögerungen." Dies gelte auch für benötigte Montageteile.
16:30 Uhr: Die Kleinstadt Mühlberg in Brandenburg wird wegen des Elbhochwassers geräumt. Das haben die Verantwortlichen am Freitag entschieden. "Die Stadt ist nicht mehr sicher", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Situation an den Deichen sei problematisch. Am Mittag hatte der Elbe-Scheitel die Stadt erreicht. Der Wasserstand lag um 12.00 Uhr bei 9,88 Meter, einen Zentimeter weniger als vier Stunden zuvor. Angelegt sind die Deiche dort auf zehn Meter Wasserhöhe. Der Druck auf die Dämme ist jedoch enorm, es gibt mehrere Sickerstellen. Taucher versuchen einen unterspülten Deich zu sichern.
16:21 Uhr: 279 Feuerwehrkräfte der Bezirksregierung Arnsberg sind im niedersächsische Damnatz angekommen. Das teilt die Feuerwehr Bochum mit. In den nächsten Tagen helfen die Einsatzkräfte einen Deich weiter aufzustocken. Die Bundeswehr, die örtliche Feuerwehr und unzählige freiwillige Helfer haben den Deich in den vergangenen Tagen um bis zu 80 Zentimeter aufgestockt.
Zukunft der Händel-Festspiele gefährdet
16:04 Uhr: Nach der Absage der Händel-Festspiele in Halle aufgrund des Hochwassers sehen die Organisatoren die Zukunft des Festivals gefährdet. Sie müssen für Künstlergagen aufkommen und das Geld für bereits gekaufte Tickets zurückerstatten. Am Freitag starteten die Göttinger Händel-Festspiele einen Spendenaufruf für ihr Schwester-Festival in Halle. "Wenn alle Ansprüche geltend gemacht werden, wird es die Händel-Festspiele nicht mehr oder zumindest nicht mehr in der vorliegenden Form geben", hatte Festspielintendant Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus, zuvor erklärt.
15:47 Uhr: Das MDR Fernsehen plant für Sonntagabend (9. Juli) eine Spendengala unter dem Motto "Gemeinsam gegen die Flut". Zu den prominenten Mitwirkenden gehören Peter Maffay, Christina Stürmer, Helene Fischer sowie die Puhdys oder Karat.
15:28 Uhr: Die Zahl der Toten durch Unwetter und Hochwasser ist in Tschechien auf zehn gestiegen. Ein Schlauchboot kenterte am Freitag auf der Moldau in Südböhmen. Dabei ertranken zwei Männer. Helfer konnten mehrere Bootsinsassen retten. Das teilte die Polizei mit. Landesweit blieben fünf Menschen weiter vermisst. In weiten Teilen Tschechiens entspannte sich die Hochwasserlage dennoch deutlich. Die Pegelstände gingen am Freitag kontinuierlich an allen Flüssen im Einzugsgebiet von Elbe und Moldau zurück, wie der Wetterdienst in Prag mitteilte. Der Wasserstand in der hart getroffenen Industriestadt Usti (Aussig) schwankte am Morgen knapp über der Zehn-Meter-Marke.
Altstadt Hitzackers muss vorläufig doch nicht geräumt werden
15:08 Uhr: Die auf einer Insel gelegene Altstadt Hitzackers muss vorläufig doch nicht geräumt werden. Es werde je nach Hochwasserstand aktuell entschieden, sagte ein Sprecher des Kreises Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen am Freitag. Betroffen sind von einer Evakuierung rund 250 Menschen. Wer jetzt sein Haus verlassen will, mache das freiwillig. Zunächst sollte die Altstadt bis Sonntagmittag evakuiert werden. Die Insel darf allerdings von Samstag an nicht mehr von Menschen betreten werden, die dort nicht wohnen. Bereits am Freitag wurde sie für den Autoverkehr gesperrt. Die Altstadtinsel ist von Nebengewässern der Elbe komplett umschlossen.
14:57 Uhr: IKEA möchte angesichts der akuten Notlage, in die viele Menschen wegen des Hochwassers in Süd- und Ostdeutschland geraten sind, einen Beitrag zur schnellen Hilfe leisten. So wird IKEA Deutschland den Wochenumsatz des BILLY Regalklassikers an Flutopfer spenden. Konkret wird das Geld den IKEA Einrichtungshäusern in Regensburg, München-Brunnthal, Dresden und Chemnitz zur Verfügung gestellt, die wiederum in enger Kooperation mit den betroffenen Städten und Gemeinden IKEA Einkaufsgutscheine an Bedürftige weitergeben. Die Spendenaktion startet diesen Samstag und wird bis Freitag, 14. Juni laufen. Betroffene nehmen bitte direkt Kontakt mit den entsprechenden Städten und Gemeinden auf.
14:39 Uhr: Die Helfer in den deutschen Hochwassergebieten bekamen am Freitag eine freundliche Aufmunterung aus Tunesien. Ministerpräsidenten Ali Larayedh brachte zu seinem Besuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zwei Tonnen Datteln für die Männer und Frauen in den Flutgebieten mit. Merkel sicherte zu, die Datteln nun über das Technische Hilfswerk (THW) verteilen zu lassen.
Hochwasser hält Deutschland in Atem
Schäden in Höhe von 173 Millionen Euro
14:20 Uhr: "Wir können über 99 Prozent aller Haushalte in Deutschland problemlos gegen Hochwasser und Überschwemmung versichern", sagt Jörg von Fürstenwerth, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Mit den Erfahrungen der Menschen, die in diesen Tagen durch den Schlamm in ihren Kellern und das Wasser in ihren Wohnungen waten, passt das nicht zusammen. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sagte bei einem Besuch im von der Mulde überschwemmten Döbeln, 99 Prozent der Geschäfte in den hochwassergefährdeten Gebieten bekämen keinen Versicherungsschutz.
13:55 Uhr: Das Bundesagrarministerium rechnet mit einer Ausweitung der Hochwasser-Schäden in der Landwirtschaft. Bislang seien Schäden von rund 173 Millionen Euro bundesweit entstanden, davon fast 75 Millionen Euro in Bayern, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag in Berlin. "Die Höhe des Schadens wird sicher noch steigen." Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind derzeit mehr als 11 000 Soldaten in den Hochwasser-Gebieten im Einsatz, davon mehr als die Hälfte in Sachsen und Sachsen-Anhalt.
13:29 Uhr: Den überfluteten Regionen in Bayern und Sachsen drohen neue, schwere Regenfälle. Tief "Ira", das am Freitag über Frankreich lag, zieht ostwärts und bringt vor allem der Südhälfte Deutschlands ein Wochenende mit heftigen Gewittern. Ergiebiger Platzregen, Sturmböen und Hagel seien möglich, sagte Meteorologin Dorothea Paetzold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitag voraus.
Deutscher Kanu-Verband ruft zu Spendenaktion auf
13:13 Uhr: Angesichts der enormen Hochwasserschäden gerade auch bei Wassersportanlagen hat der Deutsche Kanu-Verband zu einer Spendenaktion aufgerufen. Die Zerstörungen entlang von Donau, Neckar, Main, Werra, Fulda, Saale, Mulde und Elbe sowie zahlreicher Nebenflüsse ließen "gravierende Beeinträchtigungen für die Ausübung des Kanusports befürchten", hieß es am Freitag in einer Mitteilung. Der Verband eröffnete aus diesem Grund ein eigenes Spendenkonto.
12:52 Uhr: Nach der Überflutung von Kläranlagen in Thüringen fließt dort das Abwasser von 20 000 Haushalten völlig ungefiltert in den Fluss Weiße Elster. Wie der MDR am Freitag berichtete, sind die Kläranlagen in Greiz und Berga überschwemmt. Der Greizer Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) sagte: "Die Technik und die Verwaltung sind abgesoffen." Er gehe davon aus, dass es überall in den Hochwassergebieten derartige Probleme mit dem Abwasser gebe. Der Zweckverband war wegen des Ausfalls der Telefonanlage durch die Flut nicht erreichbar. Der MDR berichtete unter Berufung auf die Werkleiterin Ines Watzek, die Abwässer seien wohl nicht giftig oder hochbelastet.
12:38 Uhr: Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind 10 000 Menschen aufgerufen, ihre Wohnungen zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Hier versuchen Arbeiter mit schwerem Gerät ein Leck zu schließen, dass sich im aufgeweichten Erdreich zwischen zwei Seen gebildet hat. Durch die Arbeiten bestehe aber auch die Gefahr, dass sich das Loch vergrößert. Dann könnte eine Flutwelle auf Bitterfeld zurollen.
Österreich kritisiert Deutschland bei Hochwasserschutz
12:33 Uhr: Aus Sicht Österreichs hat deutsches Missmanagement beim Hochwasserschutz die Katastrophe verstärkt. Er wolle nicht direkt von Fehlern sprechen, aber: "Ich glaube, es waren langfristige Fehlentwicklungen, die auch teilweise vorher Experten mitgetragen haben", sagte der österreichische Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Das Donau-Hochwasser hatte in den vergangenen Tagen eine Schneise der Verwüstung durch Österreich geschlagen. Zahlreiche Orte standen unter Wasser, tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
12:26 Uhr: Die Deutsche Bahn hat ihre Kulanzregelungen für vom Hochwasser betroffene Fahrgäste bis zum 23. Juni verlängert. Fallen Züge wegen der Flutschäden aus oder verspäten sich stark, werden zuggebundene Fahrkarten für die nächstmögliche Verbindung umgeschrieben. Dabei kann auch ein höherwertiger Zug genutzt werden. Galt die Buchung also zum Beispiel für einen IC, darf auch ein ICE gefahren werden. Tickets und Reservierungen für Reisen in die oder aus den Hochwassergebieten werden auf Wunsch kostenfrei erstattet.
Schaden durch die Flut wird auf 11 Milliarden Euro geschätzt
12:17 Uhr: Der Schaden durch die Flut für die deutsche Wirtschaft wird nach Befürchtungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags DIHK mehr als elf Milliarden Euro betragen. "2002 betrug der durch das Hochwasser hervorgerufene volkswirtschaftliche Schaden rund 11 Milliarden Euro. In einigen Regionen dürfte das Ausmaß der Schäden eher größer sein als 2002", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der "Rheinischen Post". Die Lage sei aber noch zu unübersichtlich, um das Ausmaß der Schäden abschließend beziffern zu können. Wichtig sei jetzt, den Betrieben schnell und unbürokratisch zu helfen.
12:05 Uhr: Nachdem in Sachsen-Anhalt viele Menschen wegen des Hochwassers ihre Wohnungen verlassen mussten, hält die Polizei dort verstärkt Ausschau nach Plünderern. Noch sei in keine Wohnung eingebrochen worden, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Magdeburg und bestätigte damit einen Bericht der "Magdeburger Volksstimme" am Freitag. In den besonders stark von den Fluten betroffenen Gebieten an der Saale patrouillierten seit Tagen Polizeikräfte.
11:55 Uhr: Im brandenburgischen Mühlberg wird am Freitag der Höchststand des Elbehochwassers erwartet. Am Morgen stand der Pegel mit 9,89 Metern knapp zehn Zentimeter unter der Marke des Hochwassers von 2002, wie das Landesinnenministerium in Potsdam mitteilte. Der Krisenstab des Landkreises Elbe-Elster geht demnach davon aus, dass die Deiche bis zu einem Pegelstand von zehn Metern sicher sind. In und um Mühlberg waren am Freitagmorgen rund 600 Einsatzkräfte weiter damit beschäftigt, den Deich zu sichern und mögliche Sickerstellen zu stopfen. Auch die Lage an der Schwarzen Elster und der Spree war weiterhin angespannt.
600 Helfer aus NRW helfen in Hochwassergebieten
11:49 Uhr: Hunderte Helfer aus Nordrhein-Westfalen sind in die deutschen Hochwassergebiete gereist. Rund 600 Feuerwehrleute und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen unterstützten die Menschen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei der Deichverteidigung, dem Dammbau und beim Abpumpen der Wassermassen, berichtete das NRW-Innenministerium am Freitag in Düsseldorf. "Ein gut funktionierender Katastrophenschutz braucht Solidarität", sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD) laut einer Mitteilung. Am Start seien Katastrophenschutzhelfer aus den Regierungsbezirken Köln, Detmold und Arnsberg. Anfang der Woche hatten die Hochwasserregionen bereits rund 1,3 Millionen Sandsäcke und technisches Gerät aus NRW erreicht.
11:37 Uhr: Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat an die Versicherungswirtschaft appelliert, den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Menschen den Versicherungsschutz nicht zu verwehren. "Sprechen sie keine Schadensfallkündigung aus", appellierte Tillich am Freitag im Bundesrat an die Versicherungswirtschaft. "Wir wollen weiter pulsierende Innenstädte", sagte Tillich mit Blick auf die in Flussnähe liegenden, hochwasserbedrohten Orte. Die DDR habe die Innenstädte verfallen lassen. Es könne nicht sein, dass sich die dortigen Häuser jetzt nicht versichern ließen.
Aktionen von BVB und Bayern München für Flutopfer
11:23 Uhr: Champions-League-Sieger Bayern München wird zugunsten der Opfer der Hochwasserkatastrophe ein Benefizspiel austragen. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hat dies in einem Gespräch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer vereinbart. Die Partie gegen eine Regionalauswahl soll schon in Kürze in der vom Hochwasser besonders hart getroffenen Stadt Passau stattfinden. Einen genauen Termin gibt es derzeit noch nicht.
11:12 Uhr: Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hat die EU, den Bund und die anderen Bundesländer eindringlich zur Hilfe für die vom Hochwasser betroffenen Regionen aufgerufen. Für die Beseitigung der Schäden würden erhebliche Geldmittel benötigt, sagte die CDU-Politikerin am Freitag im Bundesrat in Berlin. Das Geld müsse von der EU kommen, aber auch der Bund und die Länder seien zu Wiederaufbauhilfen aufgefordert. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte den Hochwasser-Opfern bereits am Vortag Sofort-Hilfe über die bisher zugesagten 100 Millionen Euro angekündigt.
Im Raum Deggendorf drohen durchgeweichte Dämme zu brechen
10:53 Uhr: An der bayerischen Donau bleibt die Hochwasserlage kritisch. Im Raum Deggendorf stand das Wasser am Freitagmorgen bei 7,60 Meter, durchweichte Dämme drohten zu brechen. In Passau meldete die Stadt hingegen weiter leicht zurückgehendes Wasser. Wie der bayerische Hochwassernachrichtendienst berichtete, registrierten noch 41 von 239 bayerischen Pegeln Hochwasser. Vor allem an der Donau in Niederbayern blieb es bei der höchsten Meldestufe 4.
10:35 Uhr: Das Hochwasser der Elbe ist in den ersten sächsischen Städten auf dem Rückzug. In Dresden wurden niedrigere Wasserstände gemessen, gleichzeitig bedrohte die Flut weiterhin Häuser und Deiche. In der Landeshauptstadt musste am frühen Freitag ein Teil der Leipziger Straße gesperrt werden, da ein Haus einzustürzen drohte. "An dem Mehrfamilienhaus wurden Risse festgestellt, Statiker sollen es heute untersuchen", sagte ein Stadtsprecher.
10:07 Uhr: Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund will für die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Ost- und Süddeutschland mindestens 100 000 Euro spenden. Laut Vereinsangaben von Freitag werden der BVB und seine Stiftung "leuchte auf" einen Großteil der Eintrittsgelder vom Saison-Eröffnungsspiel am 6. Juli der Kinderhilfsorganisation "Ein Herz für Kinder" überreichen.
9:42 Uhr: Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) kommt am Freitag in die Hochwassergebiete in Sachsen-Anhalt. Der Minister wird gegen Mittag in Lödderitz erwartet, hieß es vom Verteidigungsministerium. Die Menschen dort sind vom Elbe-Hochwasser bedroht.
Elbehochwasser in Magdeburg auf Rekordstand
9:24 Uhr: In Ungarn steigt der Wasserstand der Donau weiter an. Bei Nagybajcs unweit der Grenze zu Österreich wurde in der Nacht zum Freitag ein Pegelstand von 8,79 Metern gemessen. Damit lag dieser um vier Zentimeter über dem bisherigen, im Jahr 2002 gemessenen Höchststand, berichtete die Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf die Landeswasserbaudirektion OVF. Die Scheitelwelle des Donau-Hochwassers soll den Berechnungen zufolge am Freitag in Ungarn eintreffen und am Wochenende die Hauptstadt Budapest erreichen.
9:16 Uhr: Das Elbehochwasser ist in Magdeburg auf einen Rekordstand geklettert. Am Freitagmorgen wurde an der Strombrücke erstmals die Marke von 7,00 Meter überschritten, wie die Stadt mitteilte. Beim Hochwasser 2002 war dagegen ein Stand von 6,72 Metern erreicht worden. Normal sind für die Elbe in Magdeburg knapp 2 Meter. Der Hochwasserscheitel wird weiterhin für Sonntag erwartet und soll 7,20 Meter betragen. Am Freitag zeigte der Pegel allerdings schon 10 Zentimeter mehr an als prognostiziert. Tausende Helfer versuchten in und um Magdeburg, Deiche gegen die Wasserflut zu verstärken.
9:01 Uhr: Die auf einer Insel gelegene Altstadt Hitzackers in Niedersachsen wird bis Sonntag evakuiert. Dies sagte ein Sprecher des Kreises Lüchow-Dannenberg am Freitag. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ab einem bestimmten Pegel muss der Landkreis handeln." Der Kreis gehe von einem Pegelstand der Elbe von 8,15 Metern statt der bisher von der Hochwasserzentrale in Magdeburg angenommenen 7,65 Meter aus. Bereits am Freitag sei die Insel für den Autoverkehr gesperrt. Ab Samstag gebe es ein "Betretungsverbot für Fremde". Betroffen sind von der Evakuierung rund 250 Menschen. Die Altstadtinsel ist von Nebengewässern der Elbe komplett umschlossen.
Starke Last auf Deiche in Brandenburg
8:43 Uhr: Angelegt sind die Deiche in Mühlenberg auf zehn Meter Wasserhöhe, 2002 stieg das Hochwasser auf 9,98 Meter. Die 2100 Einwohner, die die Stadt freiwillig verlassen sollten, sind bisher zu großen Teilen geblieben. Das größte Problem ist laut der Koordinierungsstelle nicht die Höhe des Wasserstandes, sondern die Dauer des Hochwassers. Brandt rechnet damit, dass es noch etwa eine Woche lang Druck auf die Deiche ausüben wird.
8:32 Uhr: Die Situation in den Brandenburger Hochwassergebieten bleibt dramatisch. Die vom Süden her kommenden Wassermassen haben in der Nacht zum Freitag die Deiche stark belastet. Kritisch ist die Lage nach Angaben der Koordinierungsstelle Katastrophenschutz vor allem in Mühlberg an der Elbe. Dort stieg das Wasser in der Nacht bis auf 9,88 Meter. Am Freitagmittag soll der Höchststand erreicht werden. Stündlich nimmt der Wasserstand um knapp einen Zentimeter zu. "Die Lage ist ganz, ganz schwierig", sagte Wolfgang Brandt von der Koordinierungsstelle am Freitagmorgen.
Teile von Bitterfeld und Mulde-Ort werden evakuiert
7:55 Uhr: Teile von Bitterfeld und der nahen Gemeinde Muldestausee werden evakuiert. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld forderte Tausende Menschen am Freitag auf, sofort ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. In dem Gebiet leben 10 000 Bewohner. Wegen Sicherungsmaßnahmen am Lober-Leine-Kanal am Seelhausener See erhöhe sich die Gefahr eines Wassereinbruchs in den Goitzschesee. Wenn Wassermassen unkontrolliert in den See laufen, könnten Teile von Bitterfeld überflutet werden. Betroffen von dem Aufruf sind die Bewohner in Bitterfeld östlich der Bahnlinie und in Friedersdorf. Von den Tausenden Bewohnern dort haben nach Angaben des Landkreises schon viele die Gefahrenzone verlassen.
7:28 Uhr: Der Pegelstand der Elbe hat in Magdeburg die Marke des Hochwassers von 2002 überstiegen. Nach Angaben des Innenministeriums wurde der Höchststand von 6,72 Metern beim damaligen Jahrhunderthochwasser am Donnerstagabend überschritten. Inzwischen liegt er bei 6,97 Metern. Er soll weiter steigen. Der Scheitel wird erst für Sonntag erwartet. Normal sind für die Elbe in Magdeburg knapp 2 Meter.
7:17 Uhr: Der Druck auf die Dämme in Halle sinkt, bleibt aber nach Angaben des Krisenstabs der Stadt enorm hoch. Am Morgen ging der Pegelstand in Halle-Trotha auf 7,45 Meter zurück. Das waren fast zehn Zentimeter weniger als in der Nacht. Die Entwicklung sei insgesamt positiv, die Lage stabil aber weiter sehr ernst. Nach wie vor müssten der Passendorfer und der Gimritzer Damm starkem Druck standhalten. Bisher halten die Deiche jedoch.
Hochwasser behindert Bahnverkehr an der Elbe
7:01 Uhr: Die Lage in den hochwassergefährdeten Gebieten an der Elbe hat sich leicht entspannt. Im Landkreis Lüneburg waren in der Nacht zum Freitag erneut Hunderte Helfer im Schichtdienst im Einsatz. Nun hätten aber fast alle Deiche die erforderliche Höhe. "Jetzt heißt es, den Status Quo zu halten und die weitere Entwicklung abzuwarten", sagte Sigrid Ruth vom Einsatzstab des Landkreises am Freitag. Bereits eine halbe Million Sandsäcke seien im Kreis Lüneburg gefüllt worden. Voraussichtlich Dienstag wird die Elbeflut in Niedersachsen ihren Höchststand erreichen.
6:45 Uhr: Die Hochwasser-Katastrophe in Deutschland führt auch zu Behinderungen im Fernbahnverkehr. Wegen Gleissperrungen im Bereich Wittenberg werden die Züge zwischen Berlin und Leipzig über Dessau umgeleitet und sind eine Stunde länger unterwegs, wie die Deutsche Bahn in der Nacht zum Freitag mitteilte. Auch die Fahrzeiten auf der Strecke Magdeburg-Leipzig und in der Gegenrichtung verlängern sich. Die Bahn hat eine kostenlose Hotline zu den Auswirkungen des Hochwassers auf den Bahnverkehr eingerichtet.
Liveticker zur Hochwasser-Lage
Mit zerstörerischer Kraft bedroht das Hochwasser jetzt den Norden Deutschlands. Bundesländer wie Niedersachsen und Brandenburg rüsteten sich für die anrollenden Wassermassen, die im Süden und Osten bereits große Verwüstungen angerichtet haben. In Sachsen-Anhalt starb ein Mann nach einem Zusammenstoß mit einem Sandsacktransporter.
"Das wird ganz knapp", sagte ein Sprecher des Brandenburger Innenministeriums in der Nacht zum Freitag. In Mühlberg (Elbe-Elster) wird im Laufe des Tages die Scheitelwelle der Elbeflut erwartet. Am frühen Morgen lag der Pegelstand des Flusses bei 9,86 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 war der Fluss auf 9,98 Meter gestiegen.
Mann stirbt im Kampf gegen das Hochwasser
Auch in Sachsen-Anhalt ist die Lage weiter ernst. Der Pegelstand der Saale in Halle sank weiter, wie der Krisenstab des Innenministeriums mitteilte. Die Lage sei aber nach wie vor bedenklich. Im Kampf gegen die Wassermassen kam am Donnerstagabend in Wittenberg ein 74 Jahre alter Mann ums Leben. Er wurde von einem Baufahrzeug erfasst, das im Sandsäcketransport im Einsatz war.
In Sachsen hat das Elbe-Hochwasser seinen Höhepunkt erreicht. In Dresden verharrte der Fluss am Donnerstag stundenlang bei 8,76 Metern. Die Behörden hatten einen Höchststand um die neun Meter geschätzt. Am frühen Freitagmorgen war die Situation in der Stadt nach Angaben eines Sprechers stabil.
Merkel sagt Flutopfer Unterstützung zu
In Niedersachsen hoffen die Menschen wieder: Nachdem die Prognosen für die höchsten Pegelstände zwei Tage in Folge nach unten korrigiert wurden, setzen jetzt viele Anwohner darauf, dass es für sie diesmal doch nicht so schlimm kommt wie bisher befürchtet. In der besonders bedrohten Kleinstadt Hitzacker werden nun für Dienstag und Mittwoch Höchststände von 7,65 Metern erwartet - 1,15 Meter weniger als noch vor zwei Tagen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte den Menschen in den Flutgebieten erneut Unterstützung zu. "Ich glaube, dass man sich darauf verlassen kann, dass das Menschenmögliche getan wird", sagte sie bei einem Besuch in der Chemiestadt Bitterfeld. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte am Donnerstag in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner", die von der Kanzlerin angekündigte Unterstützung in Höhe von 100 Millionen Euro werde "sicher nicht das letzte Wort sein". (dpa/AFP/Reuters)