Washington. Ein umfassendes Rauchverbot schützt die Passivraucher. Wo eine entsprechende Regelung gilt, sterben weniger Menschen durch Herzversagen. Erste Verbesserungen sind schon nach sechs Monaten zu beobachten. Das beweisen die Zahlen einer Studie aus den USA.

Rauchverbote schützen Nichtraucher wirksam vor Herzkrankheiten. Das Risiko für Passivraucher sinkt durch Rauchverbote einer neuen US-Studie zufolge signifikant. "Die Ergebnisse sind deutlich", sagt Thomas Frieden, Chef der US-Behörde für Seuchenkontrolle und Vorsorge. Er betont: "Rauchverbote schaden den Unternehmen nicht, aber sie verhindern Herzinfarkte bei Nichtrauchern." Die am Donnerstag vom unabhängigen Institut für Medizin (IOM) vorgestellte Studie wird damit die Kontroverse um Rauchverbote zumindest in den USA neu entfachen.

Kein risikofreies Niveau

Die Leiterin der Untersuchung, Lynn Goldman, eine Gesundheitsspezialistin der John Hopkins Universität, sagt, dass Passivraucher, die einer erheblichen Rauchbelastung ausgesetzt sind, statistisch die gleiche Wahrscheinlichkeit einer Herzerkrankung hätten wie Raucher, die bis zu neun Zigaretten am Tag qualmten. "Es ist keine Frage, dass Rauchverbote eine positive Wirkung haben», erklärt Goldmann. Der IOM-Bericht kommt zu dem Schluss, dass intensiveres Passivrauchen schädlicher ist, es aber kein risikofreies Niveau gibt.

Es gebe "überwältigende" Beweise, dass bereits weniger als eine Stunde Passivrauchen am Tag einen Risikopatienten über die Klippe des Herzinfarktes stoßen könne, heißt es in dem IOM-Bericht. Die Studie stützt sich auf Erhebungen aus den USA, Kanada, Großbritannien und Italien. Demnach reduziert sich die Zahl der Herzinfarkte infolge eines Rauchverbots deutlich: Immer ergibt sich eine Abnahme, die Ergebnisse reichen von minus 6 bis 47 Prozent.

41 Prozent weniger Infarkte

Seit New York 2003 mit einem strengen Rauchverbot voranging, sind 21 US-Staaten und die Hauptstadt Washington dem Beispiel gefolgt. Weitere Staaten haben Beschränkungen erlassen, aber kein umfassendes Rauchverbot. Insgesamt sind damit laut IOM 41 Prozent aller US-Bürger in der Öffentlichkeit durch Rauchverbote geschützt. Lungenkrebs stellt zwar das bekannteste Raucherrisiko dar, Herz- und Gefäßkrankheiten kommen jedoch häufiger vor.

Die Wirkung eines Rauchverbots kann sich schnell einstellen. In der Stadt Helena im US-Staat Montana fiel die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen eines Herzinfarkts innerhalb von sechs Monaten nach Erlass eines Verbots um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Nachbarregionen ohne Rauchverbot war die Häufigkeit hingegen weiter steigend. In Pueblo im US-Staat Colorado fiel die Zahl an Herzversagen in den drei Jahren nach einem Rauchverbot an Arbeitsplätzen sogar um 41 Prozent. Das IOM gehört zu den Nationalen Akademien der USA, einer unabhängigen Organisation, die vom Kongress beauftragt ist, die Regierung in wissenschaftlichen Fragen zu beraten. (ap)