München. . Am Freitag weckt der ARD-Film „Und dennoch lieben wir“ (20.15 Uhr) starke Gefühle. Es geht um einen Mann (Mark Waschke) und zwei Frauen in seinem Leben, gespielt von Claudia Michelsen und Melika Foroutan. Ein Melodram, das von Liebe, Untreue, Krise und Selbstfindung handelt.
Es klingt wie eine Drohung: ein Degeto-Film in der ARD-Themenwoche zum „Leben mit dem Tod“ am Schnulzenfreitag. Gemach. „Und dennoch lieben wir“ (ARD, 20.15 Uhr) zeigt, dass die Degeto viel mehr kann als nur pappige Zuckerwatte.
Worum geht’s? Mark Waschke mimt den Schadensanalytiker einer Versicherung, der mit seiner Filmgattin Claudia Michelsen und zwei pflegeleichten Kindern (Justus Schlingensiepen und Lisa Vicari) eine Musterfamilie zu haben scheint. Doch der Alltag lässt die Ehe zur kalten Routine erstarren. Und dann kommt die heißblütige Südamerikanerin Carolin (Melika Foroutan) ins Spiel. Eine Beziehung zu dritt – kann das gut gehen?
Natürlich nicht. Matthias Tiefenbacher erzählt von Liebe und Untreue, Krise und Selbstfindung, Tod und Trauer, und das Drehbuch von Martin Kluger und Maureen Herzfeld dreht gekonnt an der Spannungsschraube. Dazu kommen die Bilder von Holly Fink. Die Kamerafrau rückt den Darstellern buchstäblich zu Leibe. Für sie gibt es kein Entkommen. Alle Gefühle – und es geht in diesem Film um starke, existenzielle Gefühle – spiegeln sich in ihren Gesichtern, spiegeln sich in Gestik und Mimik.
Das funktioniert natürlich nur mit Top-Schauspielern, die ihre Rollen leben. Tatsächlich sind die Hauptrollen mit Schauspielern der ersten Reihe besetzt. Claudia Michelsen ist die bekannteste der Drei. Die 43-jährige Dresdnerin brillierte zuletzt in dem Ost-Zweiteiler „Der Turm“, aber auch im Stasi-Drama „Zwölf heißt ich liebe Dich“ hinterließ die Expertin für die bittersüßen Zwischentöne einen ganz starken Eindruck.
Drei Empfehlungen: Gucken! Gucken! Gucken!
Melika Foroutan (36) machte als ebenso taffe wie sinnliche Polizistin in der Kultserie „KDD – Kriminaldauerdienst“ von sich reden, ebenfalls in Matti Geschonnecks preisgekröntem Vergewaltigungsdrama „Das Ende einer Nacht“.
Eine Überraschung ist Mark Waschke. Der 40-jährige Ruhri – er stammt aus Wattenscheid – hat sich erst in den letzten fünf Jahren nach vorne gespielt. Und der Blondschopf mit der eher sanftmütigen Ausstrahlung, die aber stets ihr Potenzial für menschliche Abgründe offenbart, macht in diesen Wochen zu Recht auf sich aufmerksam.
Am kommenden Mittwoch knüpft Waschke, ebenfalls im Ersten, in dem Psychothriller „Sechzehneichen“ an seine starke Leistung in dem Degeto-Melodram an. „Und dennoch lieben wir“ zeigt, dass es eine feine Grenze zwischen kitschiger Sentimentalität und starken Gefühlen gibt. Deshalb drei Empfehlungen zum Schluss: Gucken! Gucken! Gucken!