Essen. „Familie Windscheidt – der ganz normale Wahnsinn“(ZDF, 20.15 Uhr) heißt der Fernsehfilm der Woche. Der ganz normale Wahnsinn? Eine Untertreibung. Die Handlung in diesem Familiendrama wirkt überzogen, wird nur aufgefangen von der Leistung der Schauspieler, die den Film nicht in die Absurdität abdriften lässt.
Wie viele Schicksalsschläge kann eine Familie wegstecken? Das ZDF macht die Probe: Vater Jochen Windscheidt (Hendrik Duryn) kommt nach einem Burnout aus der Klinik, als er erfährt, dass sein Geschäftspartner die Konten leergeräumt hat. Mutter Susanne (Anja Kling) kämpft als Mitarbeiterin im Jobcenter so sehr für Gerechtigkeit, dass ihr die Beförderung verwehrt bleibt. Außerdem ist sie ihrem Mann fremdgegangen. Sohn Florian (Samuel Schneider) steigt in den Drogenhandel ein.
Drogen und Läuse
Tochter Marie (Lilli Fichtner) fühlt sich vernachlässigt. Oma Marianne (Barbara Nüsse) ist dement. Opa Frank (Hermann Beyer) damit überfordert. Und zu allem Überfluss hat Nesthäkchen Benni (Aaron Kissiov) Läuse. Geht es noch schlimmer?
Nein, mehr Bewährungsproben verkraftet zumindest der Zuschauer nicht. Im Minutentakt tun sich neue Dramen auf. „Familie Windscheidt – der ganz normale Wahnsinn“(ZDF, 20.15 Uhr) heißt der Fernsehfilm der Woche. Der ganz normale Wahnsinn? Eine Untertreibung. Die Handlung wirkt überzogen, wird nur aufgefangen von der Leistung der Schauspieler, die den Film nicht in die Absurdität abdriften lassen. Dabei stellen Martin Rauhaus (Buch) und Isabel Kleefeld (Regie) eine wichtige Frage: Was bedeutet Familie in der heutigen Gesellschaft?
Liebe ist wichtiger
Historisch gesehen war die Familie Jahrhunderte lang vor allem ein Wirtschaftskollektiv. Emotionale Bindungen standen hinter ökonomischen Interessen an. Die Windscheidts kommen daher als Prototyp der modernen Patchwork-Familie, die uns zeigen will, wie Zusammenhalt funktioniert, dass Liebe wichtiger ist als Karriere, Geld, Status. Ein wenig oberlehrerhaft und nicht sonderlich originell.
Auf einer anderen Ebene thematisiert der Film, welche Erwartungen und Rollenverständnisse die Familienmitglieder voneinander haben. Da ist der Sohn enttäuscht, wenn der Vater für ihn kein Vorbild mehr ist. Die Tochter verzweifelt, weil die demente Mutter sich nicht an sie erinnert. Der Ehemann ist zutiefst gekränkt, wenn seine Frau fremdgeht. Auf dieser innerfamiliären Ebene überzeugt der Film. Hier gibt er eine Antwort darauf, was Familie bedeuten kann: Den anderen zu lieben, so wie er ist – egal ob dement, untreu oder pleite.