Hamburg. . Die ARD steht davor, in diesem Jahr mit dem schwächsten Ergebnis ihrer Sendergeschichte abzuschließen. Als Problemzone gilt ein Übermaß an Shows. Unterhaltungskoordinator Schreiber will das Angebot straffen.
Die ARD baut ihr abendliches Show-Angebot um. Weniger soll mehr sein. Damit will ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber die öffentlich-rechtliche Sendergruppe wieder auf Kurs bringen. Die Ergebnisse dieses Jahres fielen bisher ernüchternd aus.
Obwohl die ARD die TV-Rechte für zwei traditionell quotenstarke Sportereignisse – die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Sommerspiele – besaß, ist das Erste mit einem Marktanteil von 12,3 Prozent nur Dritter, hinter RTL und dem ZDF. Sollte es bis zum Jahresende dabei bleiben, führe die ARD das schlechteste Ergebnis ihrer 62-jährigen Geschichte ein. Derzeit sieht es nicht nach Besserung aus.
Überbordenes Angebot an Shows
Als Teil der Misserfolgsgeschichte sieht die ARD ihr Unterhaltungsangebot an. Es ist – so sieht es Unterhaltungschef Schreiber – mit 29 verschiedenen Formaten derzeit schlicht zu groß: „Diese Zahl wollen wir reduzieren. ZDF und RTL bieten in der Unterhaltung jeweils nur 13 verschiedene Formate an“, sagte er dieser Zeitung.
Als Problemzone hat Schreiber vor allem den Donnerstagabend ausgemacht: „Derzeit wechseln sich am Donnerstag um 20.15 Uhr Filme und Shows in einer bunten Perlenkette ab, so dass der Zuschauer nicht immer weiß, was ihn an diesem Abend erwartet.“ Im selben Atemzug präsentiert Schreiber einen Lösungsansatz: „Im nächsten Jahr werden wir da eine größere Übersichtlichkeit und Wiedererkennbarkeit schaffen.“
ARD sucht keine Castingshow
Derzeit läuft eine Ausschreibung unter Produktionsfirmen. Ende dieses Monats sollen sie den ARD-Unterhaltungschefs ihre Vorschläge vorstellen. Aus einem ähnlichen Verfahren ging Kai Pflaumes Show "Der klügste Deutsche" hervor. Zur Zielrichtung der neuen ARD-Unterhaltung sagt Schreiber: „Wir sind auf der Suche nach einer neuen Unterhaltungsreihe, bei der sich etwas von Folge zu Folge entwickelt.“ Schreiber hofft, dass das Publikum einem Format „mit einer höheren Schlagzahl“ treu bleibt, wenn es eine Sendung erst mal lieb gewonnen hat.
Schreiber macht aber klar, dass das Erste „keine Castingshow“ sucht. Hintergrund: Mit Ausnahme der ProSiebenSat.1-Show „The Voice of Germany“ scheinen die Grenzen des TV-Talentsuche erreicht. Das merkte in diesem Jahr vor allem RTL. Der Marktführer „Deutschland sucht den Superstar“ zeigte Abnutzungserscheinungen. Was die angekündigte Runderneuerung des Formats bringt, muss abgewartet werden.
„Ein Angebot für Mehrheiten“
Während der Kölner Privatsender vorrangig am werberelevanten Publikum unter 50 abarbeitet, setzt Schreiber auf „generationsübergreifendes Programm“: „Wir wollen die ganze Familie vor dem Fernseher versammeln.“ Schreiber ist sich dabei im klaren, dass die ARD-Unterhaltung um 20.15 Uhr „ein Angebot für Mehrheiten“ machen müsse.
Fest steht, dass der Eurovision Song Contest weiter dazugehört. Dabei liegt die Zusammenarbeit mit Moderator Stefan Raab vorerst auf Eis. Das gilt jedoch nicht für die Zusammenarbeit mit Produzent Raab. „Mit seiner Produktionsfirma Brainpool“, sagt Schreiber, „arbeiten wir weiter – und zwar beim deutschen Vorentscheid. Das wird dieses Mal eine große Show werden – die Details werden wir sehr bald bekannt geben.“
Schlag den Raab - Das 3. Spiel
Raab gilt als einer der kreativsten Köpfe der Branche
Ob es nach 2013 beim ESC wieder eine Zusammenarbeit mit ProSieben geben wird, lässt Schreiber offen: „Keine Seite hat eine Tür zugeschlagen.“ Kein Wunder, Raab gilt als einer der kreativsten Köpfe des deutschen Fernsehens. So ging Raab jüngst wieder mit einem neuen Format an den Start: „Absolute Mehrheit“. Schreiber schätzt Raab für seinen Einfallsreichtum. „Im Bereich der Gesprächssendungen“, fügt der ARD-Programmmacher listig hinzu, „schätze ich aber unser Angebot noch mehr.“