Wiesbaden. Es ist eine unheimliche Serie: 719 Mal ist in den vergangenen vier Jahren auf deutschen Autobahnen auf Transporter geschossen worden. Wer der oder die Täter sind, ist der Polizei ein Rätsel, genauso das Motiv der Anschläge. Ein Mensch wurde schwer verletzt.
In den vergangenen vier Jahren ist auf Deutschlands Autobahnen mehr als 700 Mal vor allem auf Autotransporter geschossen worden. Das Motiv dafür sei völlig unklar, sagte eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA) der Nachrichtenagentur dapd. Betroffen seien vor allem sechs Autobahnen im Süden und Westen Deutschlands. Inzwischen wurde eine Ermittlergruppe aus Polizisten von Bund und Ländern gegründet, die erste Ergebnisse vorweisen kann.
Genau 719 Fälle von Schüssen auf Transporter zählte das BKA seit Juli 2008 bis Dienstag. Die Zahl steige allerdings ständig, sagte die Sprecherin der Ermittlungsbehörde. Der oder die Täter schlugen in der Vergangenheit besonders häufig auf den Autobahnen 3 bis 6, auf der A 61 und der A 8 in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu. Die Ermittler sehen die Anschlagsserie als bundesweites Problem. 27.000 Euro sind als Belohnung für sachdienliche Hinweise ausgeschrieben.
2009 wurde eine Autofahrerin getroffen
Klar ist inzwischen: Die Schüsse sind nicht von einem Schützen vom Rand der Straße abgefeuert worden. Ballistische Auswertungen hätten ergeben, dass von einem erhöhten Punkt aus dem fließenden Gegenverkehr geschossen werde, sagte die Sprecherin des BKA. Womöglich handelt es sich um einen Lkw-Fahrer, der aus seinem Führerhaus feuert.
Die verwendete Munition allerdings lasse keine Rückschlüsse auf Waffe und Täter zu. Die Patronen mit dem Kaliber ".22" gehörten zu den meistverwendeten in Europa. Sie können den Angaben zufolge sowohl in Kurz- als auch in Langwaffen geladen werden. Sportschützen und Jäger setzten auf das relativ kleine Kaliber.
Politischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden
Im Jahr 2009 verletzten der oder die Täter einen Menschen schwer. Der Schütze traf, wohl aus Zufall, auf der A 6 bei Würzburg eine Autofahrerin am Hals. Es kam zu einem Unfall, die Frau wurde schwer verletzt. Der oder die Täter hätten es aber offenbar nicht auf Menschen abgesehen, heißt es beim BKA. In den meisten Fällen seien Autotransporter getroffen worden, hin und wieder auch andere Lastwagen. Ein politischer Hintergrund der Taten könne nicht ausgeschlossen werden.
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Seit Oktober trägt die "Besondere Aufbauorganisation Transporter" Ermittlungsergebnisse überregional zusammen. Die Polizisten aus Bund und Ländern seien ausschließlich für diesen Fall abgestellt, hieß es vom BKA. Die Staatsanwaltschaften Koblenz und Würzburg führten verschiedene Ermittlungsverfahren. Ende des Monats sollen weitere Ergebnisse präsentiert werden.