"Sandy" könnte Obamas entscheidender Wahlhelfer werden
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Washington. . „Sandy“ kann dem Präsidenten bei der Wahl nützen – wenn die jetzt einsetzende Nothilfe funktioniert. Mitt Romney bleiben nur tröstende Worte. Jedes falsche Wort in diesen Tagen zu „Sandy“ und den Folgen könne als „durchsichtiges Wahlkampfmanöver“ des Republikaners gewertet werden.
Wenn Barack Obama am 6. November wieder ins Weiße Haus gewählt werden sollte, dann könnte der Jahrhundert-Sturm „Sandy“ für den entscheidenden Rückenwind gesorgt haben. Das gewaltige Unwetter, das seit Montag seine Wut an weiten Teilen des Nordostens der Vereinigten Staaten auslässt, ist für den Amtsinhaber nach Ansicht vieler amerikanischer Medien eine Bewährungsprobe, die angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens mit Herausforderer Mitt Romney durchaus die Wahl entscheiden kann.
Viel Lob für Obamas Krisenmanagement
Das Magazin „Politico“ bilanzierte die Einflussfaktoren am Dienstag so: Macht sich Obama bei den anstehenden Aufräumungsarbeiten das Wetter und die darunter leidenden Menschen zum Feind, ist er „weg vom Fenster“. Beweist er sich entschlossen als Krisen-Manager, der den betroffenen Bundesstaaten unbürokratisch die nötige Hilfe angedeihen lässt und als ruhender Pol in der Katastrophe wirkt, könnte das „die entscheidenden Stimmen bringen“.
Obama hat den Ernst der Lage früh erkannt. Bereits am Montag strich der Präsident den Wahlkampf von der Tagesordnung und schaltete in den Kümmerer-Modus. Die Wahl sei jetzt zweitrangig, sagte er sinngemäß vor laufender Kamera, die betroffenen Menschen gingen nun über alles. Regelmäßigen Unterrichtungen durch Experten folgte eine staatsmännische Ansprache, in der Obama seine Landsleute auf schwierige Zeiten einstimmte, die man gleichwohl gemeinsam durchstehen werde.
Republikaner lobt Präsident Barack Obama
In Telefonaten mit den Gouverneuren der am meisten in Mitleidenschaft gezogenen Ostküsten-Staaten demonstrierte der Präsident Präsenz und unaufgesetzte Anteilnahme. So überzeugend, dass ausgerechnet der einflussreiche republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, das Engagement Barack Obamas am Dienstag als „absolut herausragend“ bezeichnete und sich öffentlich bedankte. Dem Vernehmen nach zum Missfallen der Wahlkampagne von Mitt Romney, die sich etwas weniger Applaus für den Amtsinhaber gewünscht hätte.
Für Romney stellt sich die Katastrophe „grundlegend anders“ dar, schreibt das konservative „Wall Street Journal“. Jedes falsche Wort in diesen Tagen zu „Sandy“ und den Folgen könne als „durchsichtiges Wahlkampfmanöver“ gewertet werden. Anders als Obama, der die mit gut gefüllten Fonds ausgestattete amerikanische Katastrophenschutzbehörde Fema in Gang setzen kann, hat Romney nichts zu verteilen – außer Trost.
Zumal der Republikaner eben jene Fema vor kurzem noch auflösen und die Zuständigkeit für die Katastrophenhilfe den Bundesstaaten überlassen wollte; aus Sicht von Fachleuten „großer Unsinn“. „Unsere Gedanken und Gebete sind mit denen, die sich in Gefahr befinden werden“, sagte Romney zurückhaltend, nahm in Ohio an einer Spendensammel-Aktion für Sandy-Geschädigte teil und wartete ansonsten auf die fürs Wochenende angekündigte Wetterbesserung.
Das ThemaObama dagegen versuchte auch Dienstag, einen klaren Kontrast zu seinem Vorgänger George W. Bush zu ziehen, der 2005 bei der Hurrikan-Katastrophe Katrina in New Orleans durch Zaudern und Zögern „jämmerlich versagte“ (New York Times). In internen Briefings und öffentlichen Konferenzen inszenierte sich der Präsident laut „Washington Post“ als „oberster Katastrophenschützer“.
Mitt Romney könnte zum Edmund Stoiber der USA werden
Dass die Wirkung solcher Bilder in Wahlkampfzeiten nicht hoch genug einzuschätzen sind, weiß man auch in Deutschland nur zu gut. Das Hochwasserdrama im Sommer 2002 gab Gerhard Schröder, dessen Popularität stark zurückgegangen war, die Gelegenheit, sich als Politiker der Tat zu beweisen.
Hurrikan "Sandy" wütet
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Die Bilder vom Bundeskanzler in Gummistiefeln auf durchweichten Deichen sagten mehr als tausend Worte in Wahlkampfreden. Edmund Stoiber kam zu spät. Ist Mitt Romney Amerikas Stoiber?
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