Moskau. Knapp zwei Monate nach dem Hafturteil gegen die drei Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot hat ein Berufungsgericht in Moskau eine der Sängerinnen auf freien Fuß gesetzt. Die zweijährige Haftstrafe gegen die beiden anderen Frauen, Maria Alechina und Nadeschda Tolokonnikowa, wurde bestätigt.

Im Berufungsverfahren gegen drei Mitglieder der Punkband Pussy Riot hat die russische Justiz die zweijährige Haftstrafe gegen Marina Alechina und Nadeschda Tolokonnikowa bestätigt. Das Berufungsgericht in Moskau ließ die dritte verurteilte Sängerin, Jekaterina Samuzewitsch, am Mittwoch jedoch frei. Ihre Strafe wurde in eine Bewährungsstrafe umgewandelt.

Die neue Anwältin von Samuzewitsch hatte kurz zuvor während der Anhörung vor Gericht gesagt, die Aktion habe ohne ihre Mandantin stattgefunden. Samuzewitsch sei bereits wenige Sekunden, nachdem sie die Kirche betreten hatte, festgenommen worden.

Als mehrere Pussy-Riot-Künstlerinnen ihr "Punkgebet" gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Staatschef Wladimir Putin in der Kirche aufgeführt hätten, habe sich Samuzewitsch bereits außerhalb der Kirche befunden, sagte die Anwältin.

"Wir wollten niemanden beleidigen"

Die drei inhaftierten Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot hatten vor dem Berufungsgericht um eine Aufhebung ihres Schuldspruchs gebeten. Die Frauen erklärten, bei ihrem Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau habe es sich um einen rein politisch Protest gehandelt. Sie hätten nicht die Religion beleidigt. Die Frauen waren in einem ersten Verfahren wegen der Protestaktion zu zwei Jahren Haft verurteilt worden.

"Wir wollten niemanden beleidigen", erklärte Maria Alechina, die gemeinsam mit Nadeschda Tolokonnikowa und Jekatarina Samuzewitsch vor Gericht stand. Sie hätten gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und auch gegen die Orthodoxe Kirche protestiert, die seine Herrschaft unterstütze. "Wir sind in die Kathedrale gegangen, um dagegen zu protestieren, dass sich die politischen und sprituellen Eliten vereinen", erklärte Alechina.

Zwei Anträge der Verteidigung waren in der Berufung abgewiesen worden, darunter der, weitere Zeugen des Auftritts in der Kathedrale zu hören. Ministerpräsident Dmitri Medwedew hatte mit einer Forderung nach Milde Mitte September die Hoffnung genährt, dass die Angeklagten auf Bewährung frei kommen könnten. Die drei Frauen weiter in Gefangenschaft zu halten sei "unproduktiv", sagte Medwedew.

Samuzewitsch hatte ihre Anwälte entlassen

Der Fall hat international Empörung ausgelöst. Auch die Russisch-Orthodoxe Kirche hatte sich für eine Begnadigung der Musikerinnen eingesetzt. Voraussetzung sei, dass die Frauen Reue für ihr "Punk-Gebet" gegen Putin zeigten, teilte die Kirche mit. Die Angeklagten erklärten jedoch am Mittwoch, sie könnten gar nicht bereuen, weil sie keinerlei religiösen Hass empfänden.

Die bereits für vergangene Woche angekündigte Gerichtsentscheidung war vertagt worden. Samuzewitsch hatte ihre Anwälte entlassen. Die Staatsanwaltschaft warf ihr daraufhin eine Verzögerungstaktik vor. (dapd)