Moskau. Der frühere Schachweltmeister Garri Kasparow ist am Freitag von einem Moskauer Gericht freigesprochen worden. Er wurde beschuldigt, einen illegalen Protest zur Unterstützung der Kreml-kritischen Punk-Band Pussy Riot organisiert zu haben. Ein Vorwurf gegen ihn steht aber noch im Raum.
Der Kremlkritiker Garri Kasparow ist vom Vorwurf freigesprochen worden, während des Prozesses gegen die Frauen-Punkband Pussy Riot einen illegalen Protest organisiert zu haben. Ein Moskauer Gericht sah am Freitag nicht genügend Beweise für einen Verstoß gegen das Demonstrationsrecht. Der ehemalige Schachweltmeister, dem eine zweite Anklage wegen eines mutmaßlichen Angriffs auf einen Polizisten droht, bezeichnete das Urteil als "historisch".
Nach der Entscheidung erklärte Kasparow vor dem Gerichtsgebäude, der Richter habe die Zeugenaussagen der Polizei für nicht ausreichend gehalten. Es sei "historisch", dass ein russischer Richter der Darstellung der "uniformierten" Polizei widerspreche. Kasparow hatten in dem Verfahren eine hohe Geldstrafe oder bis zu 15 Tage Gefängnis gedroht, nachdem das Demonstrationsrecht im Frühjahr deutlich verschärft worden war.
Kasparow soll Polizisten gebissen haben
Der Oppositionspolitiker dankte nach seinem Freispruch den Journalisten, die ihm Foto- und Videomaterial von seiner Festnahme am vergangenen Freitag zur Verfügung gestellt hatten. Video-Bilder von der Demonstration am Tag des Pussy-Riot-Urteils zeigen, wie ein Polizist Kasparow anscheinend auf den Kopf schlägt. Er wird danach in einen Bus der Sicherheitskräfte gebracht. Kasparow erstattete Anfang der Woche Anzeige gegen die Polizei wegen Beleidigung und illegaler Verhaftung.
Im Zusammenhang mit der Demonstration droht Kasparow aber noch ein weiteres Verfahren. Ein Polizist beschuldigte den Schachmeister, ihn außerhalb der Sichtweite der Kameras in die Hand gebissen zu haben. Das könnte mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden. Die Moskauer Polizei übergab den Fall an das mächtige Ermittlungskomitee. Dieses ermittelt bereits gegen den Oppositionsführer Alexander Nawalny und andere prominente Putin-Kritiker.
Am Freitag vergangener Woche waren drei Pussy-Riot-Musikerinnen wegen "Rowdytums" und "Anstiftung zu religiösem Hass" zu jeweils zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Sie hatten im Februar in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein "Punk-Gebet" gegen Wladimir Putin aufgeführt, der kurz darauf in den Kreml zurückkehrte. Das Urteil rief weltweit Kritik hervor. (afp)