Moskau. Eigentlich sollte ein Gericht über die Berufung der Punkband Pussy Riot entscheiden. In einem ersten Urteil waren drei Band-Mitglieder zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Doch die Verhandlung wurde vertagt. Eine der Musikerinnen hatte ihren Anwalt entlassen.

Ein russisches Gericht hat die Berufungsverhandlung im Prozess um die Punkband Pussy Riot vertagt. Wie am Montag in Moskau bekannt wurde, wird die Verhandlung auf den 10. Oktober verschoben. Das Gericht in Moskau folgte damit dem Antrag einer der jungen Frauen, die sich von ihren Anwälten trennte und damit zur Zeit keinen Verteidiger hat. Der Grund sei eine Meinungsverschiedenheit mit dem Anwalt.

Eigentlich sollte am Montag über die Berufung der drei inhaftierten Mitglieder der Punkband Pussy Riot gegen ihre zweijährige Haftstrafe entschieden werden. Ministerpräsident Dmitri Medwedew hatte mit einer Forderung nach Milde vor einigen Wochen die Hoffnung genährt, dass Nadeschda Tolokonnikowa, Jekatarina Samuzewitsch und Maria Alechina auf Bewährung frei kommen könnten. Sie weiter in Gefangenschaft zu halten sei "unproduktiv", sagte Medwedew.

Keine Unruhen vor dem Gericht

Die drei Frauen waren im August wegen einer Protestaktion in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau verurteilt worden. Der Fall hatte international Empörung ausgelöst. Die Verteidiger der Frauen gehen nicht davon aus, dass die Berufung Erfolg hat, sondern rechnen maximal mit einer Reduzierung der Haftstrafe um sechs Monate.

Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich am Morgen mehr als 100 Menschen in Erwartung einer Entscheidung versammelt. Anhänger der Band und Vertreter verschiedener politischer Gruppen hatten Plakate mitgebracht. Eine Gruppe gläubiger orthodoxer Christen sprach derweil Gebete, während im Gerichtssaal die Anhörung lief. Polizisten sicherten das Gebäude ab, zu Unruhen kam es einem Bericht zufolge nicht.

Putin hatte sich gegen eine harte Bestrafung ausgesprochen

Die Russisch-Orthodoxe Kirche forderte die Musikerinnen am Sonntag zur Reue auf. Wenn die Frauen Einsicht bezüglich ihrer Protestaktion gegen Präsident Wladimir Putin zeigten, sollte das nicht unbeachtet bleiben, hieß es in einer Erklärung des Moskauer Patriarchats. Zugleich verurteilte die Kirche die Aktion abermals und betonte, dass sie nicht ungestraft bleiben dürfe. Ob die verurteilten Pussy-Riot-Mitglieder ein solches Reuebekenntnis überhaupt in Erwägung ziehen und wie das Gericht darauf reagieren würde, war allerdings unklar.

Bereits vor dem ersten Urteilsspruch im August hatte auch Putin erklärt, die Frauen sollten nicht zu hart bestraft werden. Damals blieben Hoffnungen nach einer Freilassung der Pussy-Riot-Mitglieder aber unerfüllt. Putin hat in anderen Fällen in der Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, dass er sich öffentlichem Druck nicht beugen will. Sowohl die Regierung als auch die Kirche könnten aber dennoch ein Interesse daran haben, den Fall hinter sich zu bringen, um im In- und Ausland weitere Proteste und Kritik zu vermeiden.

Die Inhaftierung der Bandmitglieder wurde für viele zum Symbol für die harte Hand Putins gegenüber Dissidenten. Unter anderem haben auch prominente Musiker wie Madonna und Paul McCartney die Freilassung der drei Frauen gefordert. (dapd, afp)