Berlin. . Der Wirbel um das Islam-Hassvideo wird jetzt auch von hiesigen Satire-Produzenten als Vorlage genutzt. Das Satiremagazin “Titanic“ kündigt jetzt laut einem Medienbericht als nächsten Titel eine Islam-Ausgabe an - Mohammed Karikatur angeblich inklusive. Auch Bettina Wulff soll ihr “Fett wegkriegen“.

Frankreich riegelt seine Botschaften ab, in Deutschland legt die "Titanic" nach: Aus Angst vor Vergeltung für die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in einem französischen Satiremagazin kündigte die Regierung in Paris an, weltweit rund 20 Botschaften, Konsulate und Schulen zu schließen. Das deutsche Magazin "Titanic" will trotz der anhaltenden Protestwelle in der muslimischen Welt Ende September ebenfalls eine Islam-Ausgabe herausbringen.

Auf dem Entwurf des Titelblatts soll einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge Bettina Wulff in den Armen eines islamischen Kriegers mit Turban und Schwert zu sehen sein, der offenbar den Propheten Mohammed darstellen soll. "Der Westen in Aufruhr - Bettina Wulff dreht Mohammed-Film!" soll die Schlagzeile lauten.

"Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer verteidigte auch die in der französischen Satirezeitung "Charlie Hebdo" erschienen Mohammed-Karikaturen und nannte sie eine richtige Reaktion auf die "wahnsinnigen Ausschreitungen". "Satire darf und muss alles", sagte Fischer.

"Charlie Hebdo" hatte am Mittwoch eine Reihe von Zeichnungen gedruckt, die sich auf "The Innocence of Muslims" beziehen, jenen islamfeindlichen Schmähfilm, der zu weltweiter Gewalt und Protesten von Muslimen geführt hatte. Außenminister Laurent Fabius kündigte am Mittwoch im Radiosender France Info an, dass die diplomatischen Vertretungen Frankreichs am kommenden Freitag geschlossen bleiben sollten und auch Deutschland will die Sicherheitsvorkehrungen angesichts der Proteste verstärken.

Wie Außenamtssprecher Andreas Peschke in Berlin mitteilte, soll zu einzelnen deutschen Vertretungen zusätzliches Personal geschickt werden. Ob am Freitag die deutschen Botschaften in muslimischen Ländern ebenfalls geschlossen werden, ließ er allerdings offen.

"Ist es klug, Öl ins Feuer zu gießen?"

Aus Angst vor Ausschreitungen sei die französische Botschaft in der indonesischen Hauptstadt Jakarta bereits geschlossen worden, berichtete die französische Tageszeitung "Le Monde" am Mittwoch auf ihrer Internetseite. Auch die Botschaft in Tunis sowie zehn französische Schulen in Tunesien blieben von Mittwochnachmittag bis Montagmorgen geschlossen. Außerdem sprach das französische Außenministerium eine Reisewarnung für muslimische Staaten aus und forderte Franzosen in diesen Ländern zu "erhöhter Wachsamkeit" auf.

Premierminister Jean-Marc Ayrault sagte, die Meinungsfreiheit werde garantiert, forderte allerdings, sie "sollte verantwortungsvoll und respektvoll wahrgenommen werden". Auch Außenminister Fabius mahnte Zurückhaltung an. "Ist es klug, in diesem Zusammenhang Öl ins Feuer zu gießen? Die Antwort ist nein", sagte er im Radiosender France Info. Der Leiter der Großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, rief ebenfalls zur Ruhe auf. "Das ist erbärmlich und hasserfüllt, eine nutzlose und dumme Provokation. Aber wir sind keine Pawlow'schen Hunde, die auf jede Beleidigung reagieren", sagte er.

"Titanic"-Chefredakteur verteidigt Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen

Der Chefredakteur von "Charlie Hebdo", der unter dem Künstlernamen Charb firmiert, verteidigte die Karikaturen. "Mohammed ist mir nicht heilig", sagte er am Mittwoch in einem Interview in der Redaktion des Satiremagazins in Paris. "Ich werfe den Muslimen nicht vor, dass sie über unsere Bilder nicht lachen. Aber für mich gilt das französische Recht, nicht das Recht des Korans." Er bereue die Veröffentlichung der Karikaturen nicht und fühle sich für mögliche Gewalttaten nicht verantwortlich, sagte Charb. "Ich gehe nicht mit Steinen und Kalaschnikows auf die Straße", sagte er.

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Auf dem Titel war die Karikatur eines Muslims mit Turban im Rollstuhl zu sehen, der von einem orthodoxen Juden geschoben wird. "Man darf sich nicht lustig machen", wird den beiden Figuren in einer Sprechblase in den Mund gelegt. Darüber prangt der Titel "Intouchables 2" in Anlehnung an den beliebten Film "Intouchables" (Die Unantastbaren), der in Deutschland als "Ziemlich beste Freunde" in die Kinos kam. Auf den Innenseiten ist ein Muslim zu sehen, der ähnlich wie beim Oscar verkündet: "Die Nominierten für den besten anti-islamischen Film sind...".

Proteste gegen islamfeindlichen Schähfilm dauern an

Im Libanon gingen am Mittwoch Zehntausende Menschen aus Verärgerung über den Film und die Mohammed-Karikaturen auf die Straße. In der südlichen Hafenstadt Tyros skandierten die Demonstranten "Oh Amerika, du bist der Feind Gottes!" Anstatt die Sicherheitsvorkehrungen in den Botschaften zu verschärfen, sollte Frankreich lieber die Satirezeitung "Charlie Hebdo" einstellen, sagte ein Demonstrant, Nasser Dheini.

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Auch in anderen Ländern kam es zu Protesten gegen das in den USA produzierte Video. In Pakistan durchbrachen Hunderte wütende Anwälte ein Tor, das auf ein Gelände in der Hauptstadt Islamabad führt, auf dem die Botschaft der USA sowie die Vertretungen anderer Staaten untergebracht sind. Auch in Indonesien, Sri Lanka und Afghanistan gingen Demonstranten auf die Straße.

US-Präsident Barack Obama bezeichnete unterdessen den Macher des Schmähfilms am Dienstagabend bei einem Fernsehauftritt als "dubiosen Typen". Die ägyptische Generalstaatsanwaltschaft ging weiter und erließ Haftbefehle gegen den mutmaßlichen Regisseur Nakoula Basseley Nakoula, den US-Prediger Terry Jones und sechs ägyptische Kopten. Den Angeklagten werde vorgeworfen, der nationalen Einheit geschadet, den Islam beleidigt und öffentlich angegriffen sowie falsche Informationen verbreitet zu haben, hieß es in einer Mitteilung. Ihnen drohe die Todesstrafe. (dapd)