Paris. . Kaum sind die Unruhen unter Muslimen nach dem Auftauchen eines islamfeindlichen Videos abgeebt, gießt eine französische Satire-Zeitschrift neues Öl ins Feuer. Das Magazin “Charlie Hebdo“ kündigte jetzt an, Mohammed-Karikaturen zu veröffentlichen. Die Politik mahnt zur “Verantwortung“.

Die französische Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" will in ihrer neuen Ausgabe am Mittwoch mehrere Karikaturen des Propheten Mohammed drucken. Die Zeichnungen würden "jene schockieren, die schockiert werden wollen, wenn sie eine Zeitschrift lesen, die sie sonst nie lesen", sagte der Zeichner und Direktor der Wochenzeitschrift, Charb, am Dienstag dem Fernsehsender iTélé. Angesichts der wegen des islamfeindlichen Films ohnehin angeheizten Stimmung bei Muslimen stieß die Ankündigung umgehend auf Kritik.

Regierungschef Jean-Marc Ayrault sprach sich in einer Erklärung gegen "jeden Exzess" aus und rief zur "Verantwortung" auf. Auch Außenminister Laurent Fabius warnte während eines Besuchs in Ägypten vor "jeder Provokation". Seit vergangener Woche sorgt ein in den USA produzierter islamfeindlicher Film unter Muslimen für Empörung. Bei teils gewaltsamen Protesten vor US-Einrichtungen in Libyen, Tunesien, Sudan und dem Jemen wurden mehrere Menschen getötet.

Rat der Muslime in Frankreich ist "bestürzt"

Der Leiter der Großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, rief zur Ruhe auf und forderte, "kein Öl ins Feuer zu gießen". Er habe die Ankündigung "einer Veröffentlichung, die die allgemeine Empörung in der muslimischen Welt noch zu verstärken droht, mit Erstaunen, Trauer und Sorge" aufgenommen, sagte Boubakeur. Der Französische Rat der Muslime (CFCM) äußerte sich "bestürzt" über die angekündigte Veröffentlichung "beleidigender Zeichnungen".

"Ist die Pressefreiheit eine Provokation?", fragte Charb auf iTélé. "Ich rufe strenggläubige Muslime ebensowenig auf, Charlie Hebdo zu lesen, wie ich in eine Moschee gehe, um einen Diskurs anzuhören, der meinen Überzeugungen widerspricht." Im November 2011 waren Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" in Brand gesetzt worden, nachdem die Satire-Zeitschrift eine Karikatur des Propheten Mohammed auf ihrem Titelblatt gedruckt hatte. Diesmal sollten jedoch nur ein Muslim und ein Jude auf der ersten Seite erscheinen, sagte Charb. (afp)