Dortmund. . Apple, Google & Co. haben sich zu mehr Datenschutz verpflichtet. Apps, Miniprogramme fürs Handy, sollen sicherer werden. Außerdem versprechen die US-Konzerne in ihrer Selbstverpflichtung mehr Transparenz.

Die Vereinbarung wurde zwar in den USA ausgehandelt, doch auch Kunden in Deutschland und anderswo sollen davon profitieren: Die Betreiber von sechs Online-Läden für Handy-Miniprogramme haben sich dazu verpflichtet, den Datenschutz künftig ernster zu nehmen. Der Einigung mit der kalifornischen Generalstaatsanwaltschaft waren mehrere Datenskandale vorausgegangen.

Neben den Marktführern Google und Apple wollen auch Microsoft, Blackberry-Hersteller RIM, Hewlett-Packard und der Online-Händler Amazon mitmachen. Wichtigster Bestandteil der Einigung: Nutzer sollen sofort erkennen können, auf welche im Handy gespeicherten persönlichen Daten die Apps genannten Programme zurückgreifen.

Anfang Februar war bekannt geworden, dass der Anbieter des sozialen Netzwerks „Path“ Kontaktlisten von Handys kopiert und auf eigenen Computern gespeichert hatte, ohne die Besitzer der Mobiltelefone vorher gefragt zu haben. Man habe den Nutzern der Anwendung das Finden von Freunden im Netzwerk erleichtern wollen, begründete „Path“ sein Handeln.

Auch Twitter griff persönliche Daten ab

Auch der beliebte Kurznachrichtendienst Twitter bemächtigte sich der Kontaktdaten von Nutzern, ohne vorher noch einmal nachzufragen. Smartphone-Hersteller Apple hatte daraufhin angekündigt, Programme in seinem Online-Laden künftig strenger zu überwachen. Auch sollen Nutzer künftig immer um Erlaubnis gefragt werden, wenn Programme auf Kontakte im Adressbuch des Handys zugreifen wollen. Auch Twitter reagierte und stellte neuere Versionen seiner Applications vor, die deutlich mehr Transparenz beim Umgang mit Adressdaten versprechen.

Die jetzt zwischen der kalifornischen Generalstaatsanwältin und den US-Konzernen getroffene Einigung geht sogar noch weiter. Bevor Kunden ein Programm herunterladen, sollen sie sehr detailliert darüber informiert werden, auf welche Funktionen des Mobiltelefons die Anwendungen zugreifen. Bislang kannten nur Nutzer des Google-Handy-Betriebssystems Android so viel Offenheit. Apple-Nutzer bekamen zwar bunte Bildchen und eine Beschreibung der herunterladbaren Programme zu sehen, der Online-Laden schwieg sich über die Neugier der Programme aber in der Regel aus.

Neue Regeln umfassen sieben Punkte

„Wir gehen davon aus, dass alle mit gutem Willen zusammenarbeiten und sich nicht herausreden“, sagte Generalstaatsanwältin Kamala Harris am Mittwoch. Die Einigung zwischen dem Staat und den Konzernen geschieht auf freiwilliger Basis, wohl auch, um einer strengeren gesetzlichen Regelung zuvorzukommen.

Die sechs Konzerne haben sich in dem sieben Punkte umfassenden Regelwerk dazu verpflichtet

  • Daten stärker vor dem Zugriff Dritter zu schützen,
  • Konsumenten zu ermöglichen, selbst zu entscheiden, welche Daten sie weitergeben,
  • Nutzern zu ermöglichen, Daten einzusehen und korrigieren zu können,
  • Daten nur in dem Kontext zu verwenden, für den sie auch ursprünglich gedacht waren,
  • nur so viele Daten zu sammeln wie nötig,
  • Konsumenten verständlich über geltende Datenschutzbestimmungen aufzuklären
  • und Daten in Übereinstimmung mit der neuen Datenschutz-Charta zu handhaben.

In einem halben Jahr will Generalstaatsanwältin Harris nachhaken, ob die Konzerne Wort gehalten haben.

Kritik aus Deutschland

Kritik an der freiwilligen Selbstverpflichtung kommt aus Deutschland. Der Datenschutzbeauftragte für Schleswig-Holstein, Thilo Wei­chert, zeigt sich enttäuscht über die Regeln für die US-Konzerne. „Die Vereinbarung ist ein erster richtiger Schritt, aber sie bleibt weiter hinter dem zurück, was aus europarechtlicher Sicht selbstverständlich ist“, sagte Wei­chert dem Internetportal „FR Online“. Auch die deutsche Regierung erweise sich „als absolut unfähig“, hier etwas zu tun.