Washington/Los Angeles. Die Sippe des verstorbenen Michael Jackson liefert sich seit einer Woche eine muntere Reality-Show. Der bizarre Streit hat es mittlerweile bis in die Abendnachrichten geschafft. Es geht um das Erbe des Pop-Titanen. Und mittendrin verliert Oma Jackson das Sorgerecht für die Kinder des Sängers.
Wenn er könnte, würde Michael Jackson wohl unverzüglich einen „Smooth Criminal“ entsenden oder selbst zu einem wütenden „Moonwalk“ Richtung Erde aufbrechen. Der Familienclan der vor über drei Jahren an einer Betäubungsmittel-Überdosis gestorbenen Pop-Ikone liegt sich seiner Woche so sehr in den Haaren, dass einige Fernseh-Produzenten bereits neidisch geworden sein sollen.
So günstig war noch nie eine süffige Reality-Show zu haben. Kamera einschalten, und fertig. Erpressung, Kidnapping, Vermisstenanzeigen, Schlägereien, Beschimpfungen, Verleumdungen und das jeweils dazu passende Dementi sind die Zutaten des großen Boheis, der es von ersten Internet-Meldungen der Klatsch-und-Tratsch-Schleuder „tmz“ in die Abendnachrichten der großen TV-Anstalten geschafft hat.
Es geht - wie so oft bei den Jacksons - um viel Geld
Wie meistens bei den Jacksons, so geht es auch diesmal wieder um viel Geld. Und um das Wohl der Kinder des Künstlers. Weil sich die Gefechtslage an der von den Paparazzi in Los Angeles rund um die Uhr beobachteten Front verwirrend schnell ändert, hilft ein Hinweis auf den weit verzweigten Stammbau der Sippschaft des Pop-Titanen zum Verständnis.
Nach seinem Tod übertrug Michael Jackson das Sorgerecht für seine drei Kinder – Paris (14), Blanket (10) und Prince (15) – an seine 82 Jahre alte Mutter Katherine. Sollte sie mal nicht mehr können oder sein, käme Soul-Duse Diana Ross die Rolle der Ersatz-Mama zu. Den Nachlassverwaltern John Branca und John McClain obliegt es unterdessen darüber zu wachen, dass Michaels Erbe nicht von dessen Brüdern und Schwestern geplündert wird. Sie wären, heißt es gehässig im Umfeld der Familie, allesamt dazu imstande; auch wegen der eigenen künstlerischen und damit finanziellen Erfolgslosigkeit.
Im Ringen ums Erbe kam Katherine Jackson unter die Räder
Laut Testament stehen 40 Prozent des Erbes Mutter Katherine zu. Weitere 40 Prozent kriegen die Kinder, wenn sie das 40. Lebensjahr erreicht haben. Der Rest geht an die Wohlfahrt. Um die Summen zu ermessen, die hier verhandelt werden: Das Reichen-Ranking-Magazin „Forbes“ hat Michael Jackson 2010 und 2011 mit Einnahmen von über 250 Millionen Dollar auf Platz 1 der Liste der bestverdienenden Toten gesetzt, noch vor Elvis. Bis 2017 will seine Plattenfirma Sony ein halbes Dutzend neuer Alben mit bisher unveröffentlichtem Material auflegen – und den Erben allein dafür 200 Millionen Dollar zahlen. Bei so viel Geld können Begehrlichkeiten entstehen.
Und so kam es, dass Randy Jackson, einer der Brüder, unlängst die Abberufung der Nachlassverwalter forderte und - wie bereits vorher Vater Joe - die Rechtmäßigkeit des Testaments anzweifeln ließ. Vier weitere Geschwister, von denen es nur Janet und Jermaine zu einer halben Portion Ruhm gebracht haben, schlossen sich der Revolte an, schreibt die „Los Angeles Times“. In dieser Gemengelage kam offenbar Mama Katherine unter die Räder.
Wo steckte Oma Katherine Jackson?
Schilderungen ihres Gesundheitszustandes und Aufenthaltsortes reichten in den vergangenen Tagen von: a) Schlaganfall plus Reha-Klinik in Arizona und b) von den eigenen Kindern unter Drogen gesetzt und entführt bis c) Ich-war-nie-weg-bin-hier-in-L.A-und-alles-ist-gut. Was davon Finte war und was wahr? Quellen für die Nachrichtensplitter waren widersprüchliche Twittermeldungen und Telefonauskünfte verschiedener Jacksonianer(-innen) Richtung Klatschpresse.
Eine zentrale Rolle spielt die 14-jährige Paris Jackson. Das Mädchen wurde der Weltöffentlichkeit durch einen anrührenden Auftritt bei der Trauerfeier ihres Vaters bekannt. Und sie schätzt es offenbar überhaupt nicht, wenn Familien-Interna ausgeplaudert werden und Oma Katherine plötzlich verschwindet oder jedenfalls telefonisch neun Tage lang nicht mehr erreichbar ist. Kann so gewesen sein.
Kein Ende der Streitigkeiten in Sicht
Am Mittwoch entzog ein Richter Katherine Jackson vorläufig das Sorgerecht für die drei Kinder. Fortan ist TJ Jackson, der Sohn von Michaels Bruder Tito, der Vormund der Jackson-Brut. Ein Video, das der Promi-Dienst „tmz“ ins Netz gestellt hat, deutet darauf hin, dass der 34-Jährige womöglich gut zu tun haben wird. In dem Filmchen entreißt Janet Jackson Paris Jackson ein Handy, gestikuliert wild herum, verteilt Ohrfeigen und schimpft die Tochter des Sängers ein „kleines verwöhntes Biest“. Die revanchierte sich mit der klaren Ansage an ihre kapriziöse Tante: „Hau ab!“
Ein Ende der Familienstreitigkeiten ist nicht in Sicht. Zum Leidwesen der Polizei in Los Angeles County. Der Jackson-Clan hält die Ordnungshüter, die schon mehrfach zur Hilfe gerufen wurden und sogar kleine Handgreiflichkeiten zu schlichten hatten, nach inoffiziellen Angaben "ganz schön von der eigentlichen Arbeit ab".