Der frühere Leibarzt von Michael Jackson, Conrad Murray, ist zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Der Richter begründete das hohe Strafmaß damit, dass Murry keinerlei Reue gezeigt habe. Er erfüllte damit die Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte auf eine Bewährungsstrafe plädiert.
Vier Jahre Freiheitsentzug! Mit eingefrorener Miene nahm Conrad Murray, ehemaliger Hausarzt von Pop-Star Michael Jackson gestern Mittag um 12.58 Uhr Ortszeit das Strafmaß entgegen. Der 58-jährige Kardiologe, bereits Anfang November von einer Jury im Superior Court von Los Angeles schuldig gesprochen, dem Künstler im Juni 2009 eine tödliche Dosis des Betäubungsmittels Propofol verabreicht zu haben, muss für 4 Jahre ins Gefängnis. Weil die kalifornischen Justizvollzugsanstalten hoffnungslos überfüllt sind, kann Murray darauf hoffen, einen Teil seiner Strafe im Hausarrest absitzen zu können.
Als Richter Michael Pastor nach ausführlicher Begründung die Strafzumessung verkündete, ging ein Raunen durch den bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal, vor dem Hunderte Jackson-Fans ausharrten. Mutter Katherine Jackson, 81, und die Geschwister LaToya, Jermaine, Randy und Rebbie blieben gefasst. Im Auftrag der Familie des Popstars verlas Anwalt Brian Panish zuvor eine Erklärung. Darin stellten Jacksons Eltern, Geschwister und Kinder fest, dass nicht Rache zu nehmen ihr Ziel sei. Sondern lediglich Gerechtigkeit. Zudem erwarteten sie ein Signal an Ärzte, die Opportunismus ebenfalls über den hippokratischen Eid zu stellen bereits sind. Chef-Ankläger David Walgren forderte für Jacksons Angehörige eine Entschädigung von 100 Millionen Dollar.
Murray bezeichnete sich bis zum Schluss als unschuldig
Richter Pastor lehnte das ab. Der Staatsanwalt hielt Murray insbesondere ein Fernsehinterview vor, das der Arzt nach dem Schuldspruch gegeben hatte. Darin bezeichnet sich Murray als unschuldig und zeichnete den “King of Pop” als den eigentlich Schuldigen, dem er “in die Falle getappt” sei.
Murray, der selbst kein persönliches Wort am Schlusspunkt des weltweit verfolgten Verfahrens sagen wollte, ließ über seinen Verteidiger Ed Chernoff Unverständnis über das Urteil ausrichten. Anstatt das “ganze Buch des Lebens” seines Mandanten zu betrachten, begrenze man sich “auf einige Seiten”. Chernoff warb dafür, Murray mit einer Bewährungstrafe zu belegen, um ihm die Chance der Resozialisierung zu geben.
Der Arzt hat Michael Jackson "einem wahnsinnigen medizinischen Experiment" ausgesetzt
Trauer um Michael Jackson
Richter Pastor schloss sich in seiner Argumentation nahezu komplett der Staatsanwaltschaft an. Murray habe seinen notorisch an Schlaflosigkeit leidenden Patienten über Monate einem “wahnsinnigen medizinischen Experiment” ausgesetzt und die Katastrophe zu vertuschen gesucht, als Jackson tot war. Eine Bewährung hielt Pastor “absolut nicht für gerechtfertigt”, weil Murray weder Reue noch Mitschuld eingeräumt habe. Vielmehr sei der Doktor, dem die Aberkennung seiner Lizenz droht, nach wie vor eine “Gefahr für die Allgemeinheit”. Die Verteidigung behält sich vor, binnen 60 Tagen gegen das Urteil Einspruch einzulegen.