Hamburg. . Erst war sie ein No Angel, dann stürzte sie von Wolke sieben. Immer kam sie wieder. Ab Donnerstag sitzt Lucy Diakovska selbst in der Jury von „Popstars“. Was sie zwischen Himmel und Hölle erlebte und wie sie als Jurorin bei der zehnten Staffel der Casting-Show sein will, erzählt sie im Interview.
„Popstars“ geht am Donnerstag, 20.15 Uhr, bei ProSieben in die zehnte Runde. In der Jury sitzt eine Frau, die als Gewinnerin des ersten Castings zu den No Angels gehörte: Lucy Diakovska. Mit ihr sprach Jürgen Overkott über Höhen und Tiefen des Show-Geschäfts – und ihre Erwartungen an neue Talente.
Sie haben gerade, mit Ihren Jury-Kollegen Senna und Ross, Bilder der frühen Staffeln gesehen, als Sie alle selbst noch Kandidaten waren. Fühlte sich das wie ein Klassentreffen an?
Lucy Diakovska: Nein. Ich bin heute in einem positiven Sinne weiter.
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Keine nostalgischen Gefühle?
Diakovska: Doch, in gewisser Weise schon. Ich kenne zwar diese Bilder, aber als ich sie gerade noch mal gesehen habe, war ich plötzlich wieder unheimlich aufgeregt.
Er war in Tränen aufgelöst, weinte wie ein Kind
Waren Sie wieder in Situationen aus den Anfangstagen Ihrer Karriere?
Diakovska: Ich war wieder auf der Dome-Bühne (in der Dortmunder Westfalenhalle; Red.). Unsere Staffel war damals ein bisschen anders gebaut als heute. Die Band-Auswahl fand schon in der Mitte der Staffel statt. Danach gab es drei Monate Arbeit, in denen wir uns auf unsere Tour vorbereitet haben. Zum Staffel-Finale gab es unsere erste Goldene Schallplatte. Deshalb hatte ich nach dem Finale nicht das Gefühl, alles ist zu Ende. Man konnte ja gerade auf den Bildern sehen, wie ich mich damals, vor dem Auftritt, gefühlt habe. Ich war nervös, habe geschimpft.
Beim Dome waren damals mehr als 10 000 Fans...
Diakovska: ...und wir hatten noch nie vor Publikum gesungen. Es war am 16. Februar 2001, die Single „Daylight“ war am 5. Februar herausgekommen. Als wir von der Bühne herunterkamen, wurde uns überhaupt erst mal bewusst, welche Wirkung die Staffel hatte. Wir wussten zwar, dass wir eine halbe Million Singles verkauft hatten, es war für uns nur eine Zahl. Und stehst Du auf der Bühne und siehst diese Menschenmengen. Sie schwenken Plakate, sie singen Deinen Text mit, Du siehst die Lichter in der Halle. Und dann haben wir nach dem Lied noch mal den Chorus acappella gesungen. Das ist ein Gefühl, das ich niemals vergessen werde. Der D (Detlef D! Soost, Red.) stand hinter der Bühne, war in Tränen aufgelöst, wie ein kleines Kind. Allein für diesen Moment hat sich alle Anstrengung gelohnt.
Das innere Gefühl ist wichtiger
Nun ist das Musikgeschäft sehr wechselhaft...
Diakovska: Sicher, aber mit diesem Gedanken bin ich gar nicht daran gegangen. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung davon. Danach habe ich gelernt zu kämpfen und immer wieder aufzustehen, am besten noch besser als vorher, vor allem als Mensch. Erfolge sind schön, aber wichtiger ist das innere Gefühl.
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Sind Sie mit dem zufrieden, was Sie machen?
Diakovska: Sehr zufrieden. Ich habe großartige Niederlagen erlebt, und wahrscheinlich werde ich sie immer wieder erleben. Aber ohne diese Niederlagen wäre ich nicht hier. Sie haben mich auf den Boden geholt. Sie haben mir geholfen, Menschen zu finden, die mir vertrauen.
Nicht unter Wert verkaufen
Was wollen Sie den Kandidaten mitgeben?
Diakovska: Ich bin ein recht strenger Juror, sicher auch strenger als die anderen beiden. Manchmal schicke ich sogar Kandidaten nach Hause. Letzen Endes hat sich aber keiner von meinen Kollegen gegen meine Entscheidungen gestellt.
Welche Kriterien haben Sie?
Diakovska: Wichtig für mich, dass Menschen Charisma haben, und sie müssen souverän sein. Irgendwo gehe ich von mir selbst aus.
Sind Sie perfektionistisch?
Diakovska: Ja! Sehr! So war ich auch beim Casting, souverän, sehr von mir überzeugt. Ich wollte mich nicht unter Wert verkaufen. Ich wusste, wie wenig Zeit ich hatte, um die Jury von mir zu überzeugen. Und genau das erwarte ich von den Kandidaten.