Berlin. Der Traum vom Ruhm lockt nach wie vor. Mit der neuen Staffel feiert das Format „Popstars“ sein zehntes Jubiläum und ist damit die älteste Castingshow im deutschen TV. Die erste Staffel lief 2000 auf RTL2 - zwei Jahre vor „DSDS“ und bescherte der Sendung ihren wohl größten Erfolg: Die „No Angels“.

Sie hießen „Du bist mein Traum“, „Jetzt oder nie!“ oder „Das Duell“. Jede Staffel der Castingshow „Popstars“ hatte einen Untertitel, der zum Programm erhoben wurde: Träume sollten wahr werden, dem Teenie-Alter entwachsene Kandidaten eine letzte Chance auf die große Musikkarriere bekommen, Mädchen sich gegen Jungs beweisen.

Zum zehnten Jubiläum der Sendung hat ProSieben die Marschroute etwas zurückhaltender formuliert: „Der Weg ist das Ziel“ lautet das Motto der Staffel, die am Donnerstag (5. Juli) um 20.15 Uhr startet. Die Erwartungen werden klein gehalten, denn der letzte große Erfolg einer bei „Popstars“ gecasteten Band liegt Jahre zurück.

Die Gruppe Monrose, die 2006 in der fünften Staffel aus der Show hervorging, eroberte mehrfach die Spitzenposition in den Charts der deutschsprachigen Länder und erreichte mit ihren Platten vier Mal Platin- und fünf Mal Gold-Status.

Die älteste Castingshow im deutschen TV noch vor „DSDS“

Mit dem Monrose-Casting erzielte „Popstars“ auch seine höchsten Einschaltquoten: Die fünfte Staffel holte mit durchschnittlich 3,36 Millionen Zuschauern den Bestwert im Staffelvergleich. Aber: RTL-Konkurrent „Deutschland sucht den Superstar“ („DSDS“) erreichte sogar bei Staffeln mit miesen Quoten mehr: Die schlechteste Staffelquote lag bei rund 5 Millionen, die beste bei 12,8 Millionen.

Dass es sich bei „Popstars“ um die älteste Castingshow im deutschen TV handelt, ist heute im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent. Die erste Staffel lief 2000 auf RTL2 - zwei Jahre vor „DSDS“ - und bescherte der Sendung ihren wohl größten Erfolg: Die „No Angels“, eine Band aus fünf Mädchen, schoss in fünf Ländern von null auf Platz eins der Charts und wurde zu einer der bekanntesten kontinentaleuropäischen Girlgroups.

„Popstars“ stand am Anfang des Castingshow-Booms

Nach den No Angels gelang mit Bro’Sis auch den Siegern der zweiten Staffel der große Durchbruch. Doch seitdem ist es schwieriger geworden, den Pop-Olymp zu erklettern - denn der Erfolg von „Popstars“ sorgte für Konkurrenz auf dem Markt der Castingshow-Formate: Im Herbst 2002 kam „Deutschland sucht den Superstar“ dazu, 2003 die längst wieder eingestellte TV-Show „Starsearch“ auf Sat.1, 2007 „Das Supertalent“ auf RTL. Castings im Fernsehen wurden in.

Der Kampf um die Zuschauergunst wird über die Abgrenzung von anderen Castingformaten geführt. Anders als „DSDS“ setzt „Popstars“ auf die kontinuierliche Begleitung der Kandidaten auf ihrem Weg nach oben, und zwar vor und hinter der Bühne: Gesangs- und Tanzübungen, Leben im Band-Haus, Coachings im Umgang mit der Presse und alles schon immer im Beisein der Kamera. Geht es bei „DSDS“ um harte Worte, setzt „Popstars“ auf eisernen Willen und hartes Training unter Tanztrainer Detlef D! Soost, vor „Popstars“ relativ unbekannt und heute das Gesicht und Dauerjuror der Sendung.

Bei jeder „Popstars“-Staffel gibt es Neuerungen - diesmal soll unter anderem ein Punktesystem bei der Jury-Bewertung die Spannung erhöhen.

Rund 5.000 Kandidaten wollen „Popstars“ werden

Auch die Juroren rühren die Werbetrommel mit der Andersartigkeit von „Popstars“ - etwa der Ausrichtung auf Bands statt Solokünstler. Sei die letzte Siegergruppe „Some & Any“ scheiterte, weil „immer irgendjemand im Vordergrund stehen wollte“, gebe es diesmal „wirklich einen Pulk von Leuten, die einfach nur in eine Band rein möchten“, die älter als 20 seien, musikalische Erfahrung mitbringen und Geschichten zu erzählen haben, sagt Juror und Ex-Bro’Sis-Mitglied Ross Antony im dapd-Interview. Er sitzt mit Soost und den zwei weiteren „Popstars“-Gewinnerinnen Lucy Diakovska (No Angels) und Senna Guemmour (Monrose) in der Jury.

Hoffnung auf den Aufstieg durch „Popstars“ gibt es nach wie vor bei Vielen: 4.934 Kandidaten bewarben sich diesmal. Das sind halb so viele wie zu Bestzeiten, aber etwas mehr als bei der ersten Staffel.

Der Traum vom Erfolg lockt nach wie vor. Und was als Erfolg zählt, ist ohnehin Ansichtssache: „Wenn von neun Staffeln ‘Popstars’ drei Bands herauskommen, ist das doch ein guter Schnitt“, sagte Musikproduzent Thomas Stein, der 2010 „Popstars“-Juror war, damals im Interview. Die Musikindustrie profitiere ebenfalls von den Sendungen. Auftritte von Stars wie Robbie Williams, Backstreet Boys und Rihanna bei „Popstars“ sprechen für diese Einschätzung - auch wenn wenige der Sieger der Show so berühmt werden dürften wie sie. (dapd)