Dortmund. .

DSDS, Popstars, X-Faktor – Die Flut der Castingshows reißt nicht ab – Gewinner sind allerdings häufig nur noch die Sender.

Ein junger Kandidat betritt die Bühne. Nicht nur die Jury wartet gespannt. Wieder einer dieser peinlichen Nichtskönner? Oder etwa ein Supertalent? Deutschlandweit blickt ein Millionenpublikum gebannt auf den Fernseher. Der ganz alltägliche Castingwahn ist aus Deutschlands Wohnzimmern kaum zu vertreiben.

Vor zehn Jahren brach die Lawine der Castingshows über die deutsche TV-Welt ein. ProSieben versuchte mit dem Format „Popstars“ eine neue Girlband an die Spitze der Charts zu katapultieren. Die „No Angels“, fünf unbekannte Mädchen von Nebenan, betraten die Welt der Castingshow und kamen als Stars wieder heraus. Sie übertrafen alle Erfolgserwartungen stürmten die Spitze der Musikbranche und brachen Rekord um Rekord.

Die Castingshow als fester Bestandteil des TV-Programms hatte ihre Geburtsstunde erfahren. Offenbar motiviert vom Erfolg ließ RTL mit einem entsprechenden Gegenentwurf nicht lange auf sich warten. Deutschland sucht den Superstar (DSDS), lautete nicht nur die Sendung sondern vor allem der selbst ernannte Auftrag des Privatsenders. Zuschauer und die Jury rund um Dieter Bohlen konnten den ersten Gewinner Alexander Klaws beglückwünschen. Auch er konnte sich lange Zeit an der Spitze der Charts festsetzen.

Im Jahr 2010 sieht die schöne bunte Castingwelt allerdings anders aus. Die Programmwelt ist überflutet. Allein aktuell laufen zwei Castingshows parallel über den Bildschirm. Neben dem neuen Vox-Format „X-Faktor“, kämpft die mittlerweile neunte Staffel Popstars um Einschaltquoten. Selbst der Dauerbrenner DSDS steht mit Staffel acht wieder in den Startlöchern.

Gewinner des Spektakels bleiben im Jahr 2010 vor allem die Sender. Die Zuschauer lieben den Kampf der Kandidaten. Die Dramatik ihrer Lebensgeschichten, die in Boulevard Zeitungen ausgeschlachtet werden. Und sie lieben offenbar auch das Warten auf die nächste Staffel. Für die Sender bleiben Castingshows ein Zuschauergarant.

Für die Kandidaten zeigen sich allerdings erste Schattenseiten. Nach dem sie sich gegen tausende Kandidaten durchgesetzt haben, bleibt selbst den Siegern häufig nur noch ein kurzer Moment im Rampenlicht. Selbst der obligatorische Nummer-eins-Hit ist vielen Castinggewinnern nicht mehr vergönnt. Floppt ein Sieger sogar völlig, fällt es kaum auf, schließlich wartet ja auch schon die nächste Staffel.

Teilweise kann der Eindruck entstehen, dass der immer wieder benannte Anspruch der Sendeanstalten, junge Talente zu fördern, im Laufe der Zeit der Gier der Sender nach Einschaltquoten weichen musste. Würde man sonst den eigenen Siegern immer wieder neue Konkurrenz vor die Brust setzen? Auch die zunehmende öffentliche Ausschlachtung der privaten Lebensgeschichten, der meist jungen Menschen kann als Teil dieser Absicht vermutet werden. Bei einigen Kandidaten scheint mittlerweile sogar die sexuelle Orientierung interessanter zu sein als der Gesang.

Doch kann man den Sendern auch nichts vorwerfen. Schließlich schalten die Leute wieder ein wenn es am Samstagabend heißt: „Deutschland sucht den Superstar“.

Kerstin Gillner, Tobias Fichtenau, Klasse G13/1, Diff-Kurs Presse,Karl-Schiller-Berufskolleg Dortmund