Wiebaden. Bundesweit kamen 2011 nur 663.000 Kinder zur Welt. Das ist ein neuer Tiefstand. Seit 1972 ist die Zahl der Sterbefälle höher als die Geburtenrate. Dennoch ist die Bevölkerung aufgrund von Zuwanderung wieder gewachsen.

Erstmals seit acht Jahren ist die Bevölkerung in Deutschland wieder gewachsen. Der Zunahme lag nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes 2011 bei etwa 90.000 Menschen, sagte ein Sprecher der Behörde am Montag in Wiesbaden. Grund für den Anstieg sei eine gestiegene Zuwanderung nach Deutschland, vor allem aus den osteuropäischen Staaten Polen (163.000 Zuwanderer), Rumänien (95.000), Bulgarien (51.000), Ungarn (41.000), hieß es.

Behörde rechnet mit deutlichem Bevölkerungsschwund

Die Behörde rechnet den Angaben zufolge trotz der positiven Entwicklung mit einem deutlichen Bevölkerungsschwund in den nächsten Jahrzehnten. Grund sei die anhaltend geringe Zahl an Geburten. Laut Statistischem Bundesamt müsste jede Frau in Deutschland 2,1 Kinder bekommen, um den Bevölkerungsbestand zu sichern. Aktuell liege die Quote bei etwa 1,4. Und damit so hoch wie seit etwa vier Jahrzehnten. Die Zuwanderung alleine könne den Trend voraussichtlich nicht ausgleichen.

Nach den vorläufigen Zahlen kamen im Jahr 2011 in Deutschland etwa 663.000 Kinder lebend zu Welt - 15.000 oder 2,2 Prozent weniger als im Jahr 2010. Damit habe man bei den Geburten einen erneuten Tiefpunkt erreicht, sagte der Sprecher. Im gleichen Zeitraum waren den Angaben zufolge 852.000 Menschen verstorben, was einem Rückgang um 0,7 Prozent entspricht (2010: 859.000 Sterbefälle).

Deutschland bleibt Land mit der viertgrößten Einwohnerdichte

Bei der Differenz setzt sich ein Trend aus vier Jahrzehnten fort: Bereits seit 1972 ist die Zahl der Sterbefälle laut Statistischem Bundesamt in Deutschland höher als die Geburtenrate. 2011 lag diese Differenz bei rund 190.000, im Jahr 2010 bei etwa 181.000. Auch die Zahl der Eheschließungen in Deutschland verringerte sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr und zwar um 4.000 oder 1,1 Prozent auf 378.000. Insgesamt kamen 279.000 mehr Menschen nach Deutschland als abwanderten.

Der Demografie-Experte Gerd Bosbach rief angesichts der Prognosen zum Bevölkerungsschwund zur Gelassenheit auf. Ein Bevölkerungsrückgang von bis zu fünf Prozent sei "kein Grund zur Besorgnis", sagte er. Deutschland sei mit rund 230 Menschen pro Quadratkilometer noch immer das Land der viertgrößten Einwohnerdichte. "Wenn wir auf Platz sechs oder sieben sinken, ist das auch kein Anlass zur Dramatik". (dapd)