Essen. . Danica May Camacho ist gerade wenige Stunden alt, aber schon eine weltweite Berühmtheit: Das kleine Mädchen, das in der Nacht auf den Philippinen geboren wurde, ist symbolisch als siebenmilliardster Mensch auf der Welt begrüßt worden. Die Weltbevölkerung wächst weiter - was heißt das für uns?
Sieben Milliarden Menschen sind wir laut UN-Weltbevölkerungsfonds seit heute auf der Welt, 2050 werden es über neun Milliarden sein: Was heißt das für uns in Deutschland, die wir zu wenige Kinder bekommen? Was heißt es für arme Länder, wo Kinder noch als Altersversicherung gelten? Wie kann die Erde bewohnbar bleiben?
Kann die Welt mit sieben Milliarden Menschen plus x langfristig überleben?
Ja. Aber nur, wenn wir anders leben, weniger Ressourcen verbrauchen. Effizienzsteigerung bei der Nutzung der Ressourcen ist zwar noch möglich, aber nicht ausreichend. Prof. Gernot Klepper vom Weltwirtschaftsinstitut in Kiel warnt: „Nur wenn wir in den Industrieländern unser Verhalten ändern, zum Beispiel den Fleischkonsum reduzieren, könnte die Landwirtschaft bis 2050 für alle dann neun Milliarden Menschen genug Nahrungsmittel produzieren. Sogar ohne Einsatz von Gentechnik und ohne Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen.“ Zum Vergleich: Wir essen 80 Kilo Fleisch pro Jahr, Inder weniger als zehn. In China wird Fleischkonsum gerade zum Statussymbol.
Wie kann das rasante Wachstum in Afrika und in Indien gestoppt werden?
Mit Gesundheitsfürsorge und Aufklärung vor Ort, vor allem bei Jugendlichen. Genau da setzt die Arbeit der Stiftung Weltbevölkerung an. Die meisten Frauen, auch in den Entwicklungsländern, möchten selbst weniger Kinder bekommen und verhüten. Es fehlen aber Wissen und Mittel, viel zu viele Teenager-Schwangerschaften belegen das. Wenn Gesundheitsversorgung und Wissen wachsen, sinken Kindersterblichkeit und in der Folge die Geburtenrate. Es werden mehr Kinder erwachsen und können arbeiten. Hunger und Leid werden weniger und mit steigender Bildung sinkt die Kinderzahl. Wirtschaftlicher Erfolg allein reicht nicht, wie die Situation in Indien zeigt.
Wann könnte die Kurve wieder runtergehen?
In Europa geht das Bevölkerungswachstum ab 2025 zurück, in Asien voraussichtlich nach 2050. In Afrika aber ist bis 2100 nicht mehr damit zu rechnen. Darüber hinaus traut sich keiner eine Prognose zu.
Was müssen die Regierungen in Industrie- und Schwellenländern tun?
Dr. Rafael Schneider von der Welthungerhilfe empfiehlt: Handelsstrukturen und Prioritäten bei Hilfeleistungen ändern, Kleinbauern vor Ort eine Existenz ermöglichen, Arbeitsplätze rund um die Landwirtschaft ausbauen. Das reicht vom Reparieren eines Treckers bis hin zur Weiterverarbetung von Rohstoffen. Und wir müssen bei uns die Subventionen für die Landwirtschaft herunterfahren.
Was sind die Gefahren neben Klima und Hunger?
Die Gefahr von Spannungen in Ländern mit vielen jungen, hungrigen Menschen ohne Perspektive ist extrem groß. Die Gefahr kollabierender Sozialsysteme in Ländern mit zu wenigen Menschen im arbeitsfähigen Alter und zu vielen Rentnern ebenfalls.
Wie kann ich herausfinden, als wievielter Mensch ich selbst geboren wurde?
Auf der Facebook-Seite der Stiftung Weltbevölkerung unter „Whats your Number?“