Oslo. Der 77-fache Mörder von Utöya ist ein eitler Mensch, haben Freunde von Anders Behring Breivik vor dem Osloer Amtsgericht ausgesagt. Der Amokläufer habe sich eine „arische Nase“ operieren lassen und habe auch Gesichtspuder benutzt. Als entscheidend gilt, ob das Gericht den 33-Jährigen für schuldfähig erklärt.

Anders Behring Breivik, der 77-fache Mörder von Utöya, ist ein eitler Mensch. Das haben drei seiner engeren Freunde vor dem Osloer Amtsgericht ausgesagt. So habe sich der norwegische Massenmörder in jungen Jahren die Nase operieren lassen, um „arischer“ zu wirken. Er habe keine „Arabernase“ haben wollen. Sogar Gesichtspuder habe er häufig benutzt.

Die Namen der Zeugen wurden in der Presse anonym gehalten. Die Staatsanwaltschaft will sich durch die Aussagen der Freunde ein besseres Bild von der Persönlichkeit des Angeklagten machen. Breiviks engste Freunde beschrieben ihn am Dienstag als einen klugen und sehr freundlichen Menschen. Dies sei er zumindest in der Schulzeit gewesen.

Sich selbst habe Breivik als „metrosexuell“ beschrieben. Ein Ausdruck für heterosexuelle Männer in Großstädten, die weiblich, weich auftreten, aber dennoch ganz und gar ausschließlich Frauen liebende Männer sind. „David Beckham war sein Vorbild zu jener Zeit, als er das Wort metrosexuell benutzte“, so einer von Breiviks Freunden. Auf die Frage des Staatsanwalts, warum sich Breivik immer weiter zurückgezogen habe, sagte der Freund: „Ich vermutete, dass er in eine tiefe Depression gelangt war, oder dass er homosexuell geworden ist, sich aber nicht outen wollte und dass es ihm darum schlecht ging.“

Ein Jahr am Computer

Breivik hatte in der Schulzeit eine Freundin und soll später eine Osteuropäerin über das Internet kennengelernt haben. Die Polizei hatte im Spätsommer 2011 jedoch verlauten lassen, dass sie engere Bekannte des rechtsextremen Massenmörders im Osloer Schwulenklub „Boston“ suche.

Schon ein paar Jahre vor seiner Tat sei Breivik in seine Computerspiel-Abhängigkeit abgerückt, so seine Freunde. Ein Jahr lang habe er fast ausschließlich Computer gespielt, auch „World of Warcraft“. Das hatte Breivik selbst vor Gericht zu Protokoll gegeben. Er hatte mit Freunden in einer WG gewohnt, bevor er wieder zu seiner wohl psychisch kranken Mutter zog, „um Geld zu sparen, für meinen Kampf“, wie er sagte.

Der beste Freund hatte Breivik noch einen Monat vor dessen Gräueltaten zum Café getroffen. Er sprach vor allem über Politik, über Einwanderung, und sei, wie schon zuvor, sauer geworden, wenn man ihm widersprochen habe, so der beste Freund. Als Breivik ihm davon erzählte, dass er aufs Land ziehe, weg von der anscheinend schwer von Alkohol und Valium abhängigen Mutter, war der Freund etwas erleichtert. Er habe ja nicht wissen können, dass Breivik auf dem Lande eine Megabombe bauen würde. „Anders war immer etwas anders als die anderen. Und ich dachte das sei ein gutes Zeichen dafür, dass er sich endlich aus seiner Depression aufrapple“, so der Freund.

Er will für seine Taten ernst genommen werden

Die Aussagen von Breiviks engerem Freundeskreis am Dienstag dürften sehr ausschlaggebend für die Entscheidung über seine Schuldfähigkeit sein. Breivik selbst erhofft sich Letzteres, da er für seine Tat ernst genommen werden möchte und aus dem Gefängnis mit Anfang 50 wieder entlassen werden könnte. Die Psychiatrie könnte, laut Vermutungen von Experten, eher zu einer lebenslänglichen Angelegenheit werden.

Zwei psychiatrische Gutachten hatten entgegengesetzte Ergebnisse zu Breiviks Schuldfähigkeit abgeliefert. Inzwischen heißt es jedoch, dass Breivik wohl doch eher, laut dem ersten, im November fertiggestellten Gutachten, in eine Psychatrie gehört statt ins Gefängnis.