Berlin. . In Deutschland sind 2011 deutlich weniger Kinder einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Kindstötungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr ebenso ab wie Misshandlungsfälle. Das belegt die aktuelle Statistik des Bundeskriminalamtes. Dennoch spricht das BKA von einem „erschreckenden“ Ergebnis.
Die Zahl getöteter Kinder in Deutschland ist im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent auf 146 gesunken. Das teilte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, am Dienstag in Berlin mit. Darunter seien 63 vorsätzliche Tötungsdelikte gewesen. Die in der Kriminalstatistik der Polizei erfasste Zahl von Misshandlungsfällen an Kindern fiel seinen Angaben nach 2011 im Vergleich zum Vorjahr um etwa sechs Prozent auf knapp 4100.
Kinderhilfe fordert Reform
Ziercke nannte die vom BKA gemeinsam mit dem Verein Deutsche Kinderhilfe und dem Bund Deutscher Kriminalbeamter vorgelegte Statistik gleichwohl „erschreckend“. Die Bilanz erfasst alle Kinder, die Opfer von Tötungsverbrechen oder einer strafrechtlich bedeutsamen Vernachlässigung mit Todesfolge werden.
Im vergangenen Jahr sind zudem mehr Kinder sexuell missbraucht worden als noch ein Jahr zuvor. "Über 14.000 Kinder wurden Opfer eines sexuellen Missbrauchs", sagte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, unter Berufung auf die Polizeiliche Kriminalstatistik 2011 am Dienstag in Berlin. Dies entspreche einer Zunahme von knapp vier Prozent im Vergleich zu 2010 und sei der höchste Wert der vergangenen drei Jahre, fügte Ziercke hinzu.
Mehr Fälle von Kinderpornografie
Auch bei der Kinderpornografie wurden 2011 mehr Fälle registriert als noch ein Jahr zuvor. So stieg die Zahl der Fälle von 5.944 (2010) auf 6.332 (2011). Hierzu zählen unter anderem der Besitz sowie die Verschaffung von Kinderpornografie. In diesen Fällen registrierten die Statistiker eine Zunahme um 23 Prozent.
Einen Rückgang verbuchten die Statistiker bei der Misshandlung von Kindern: So wurden im vergangenen Jahr 4.096 Jungen und Mädchen in Deutschland misshandelt. Davon waren 1.673 Opfer jünger als sechs Jahre. Dies entspricht einem Rückgang von rund 6,5 Prozent im Vergleich zu 2010. "Täglich 11 misshandelte und 39 sexuell missbrauchte Kinder sowie 17 Fälle der Kinderpornografie sind eine erschreckende Bilanz", sagte Ziercke.
Angesichts dieser Zahlen forderte der Vorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, Georg Ehrmann, eine strukturelle Reform des Kinder- und Jugendschutzes in Deutschland. In einem Bundeskinderschutzgesetz müsse eine sogenannte Hausbesuchspflicht eingeführt werden, sagte Ehrmann. In dem Moment, indem bei einem Jugendamt der Hinweis auf die Gefährdung eines Kindes eingehe, müsse die Pflicht bestehen, dieses Kind auch zu sehen. Dies liege bislang im Ermessen des Sachbearbeiters. Darüber hinaus sprach sich Ehrmann für elektronische Akten aus, um die Zusammenarbeit der Jugendämter mit der Polizei zu verbessern. (afp/dapd)