Gießen. Grausiger Fund: Bei einer Wohnungsauflösung in einem Ort im hessischen Landkreis Gießen sind die Leichen von drei Babys gefunden worden. Die Wohnung war von einer 40-jährigen Frau bewohnt worden. Die Leichen wurden in Camping-Kühlboxen entdeckt.

Grausiger Fund in Mittelhessen: Im Landkreis Gießen sind Camping-Kühlboxen mit den Leichen dreier Babys gefunden worden. Wie Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei am Mittwoch mitteilten, wurden zwei der Boxen bereits am Dienstag im Zuge der Wohnungsauflösung einer 40-jährigen Frau gefunden, eine weitere am Mittwoch. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd handelt es sich um eine Frau aus Langgöns bei Gießen, die zurzeit eine sechsmonatige Haftstrafe wegen Betrugs absitzt.

Die Frau sei Mutter von vier lebenden Kindern, von denen eines erst kürzlich während der Haft in der Justizvollzugsanstalt zur Welt kam. Weil die Frau einen Kontakt mit dem Kind ablehnte, sei es inzwischen in einer Pflegefamilie untergebracht worden. Die Frau befand sich vor dem Fund der Babyleichen im offenen Strafvollzug, ist jetzt aber wieder im geschlossenen Vollzug untergebracht. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Ute Sehlbach-Schellenberg, sagte allerdings, es bestehe kein dringender Tatverdacht gegen die 40-Jährige. Dennoch werde wegen des Anfangsverdachts eines möglichen Tötungsdelikts vermittelt. Die Frau sei bereits vernommen worden.

Wie verlautete, gab die Mutter an, es habe sich um Totgeburten gehandelt. Die Sprecherin der Anklagebehörde sagte dazu, dies sei ebenso möglich wie ein Vorsatz der Frau bei der Tötung der Kinder. Die Mutter habe sich in einem "normalen Zustand" befunden. "Es war keine Messie-Wohnung", sagte Sehlbach-Schellenberg weiter. Der Vater sei bekannt, spiele bei den derzeitigen Ermittlungen aber keine Rolle. Nähere Angaben zu den familiären Umständen werde die Staatsanwaltschaft erst am Donnerstag machen.

Organ- und Gewebeproben sollen neue Erkenntnisse bringen

Die Babyleichen sind in den nicht gekühlten Boxen mittlerweile verwest. Auch nach der Obduktion am Nachmittag seien noch keine Angaben zu Geschlecht, Alter, Todeszeitpunkt und eventueller Todesursache möglich, sagte Sehlbach-Schellenberg. Es sei jeweils von einem längeren Liegezeitpunkt auszugehen. Nun würden feingewebliche Untersuchungen vorgenommen und Organproben entnommen. Wann Erkenntnisse daraus vorliegen könnten, könne sie nicht sagen, betonte Sehlbach-Schellenberg. "Es könnte schon morgen sein oder auch erst in den nächsten Tagen."

Zwei der Boxen mit Babyleichen seien am Dienstagabend im Keller des Mehrfamilienhauses gefunden worden, in dem die 40-Jährige wohnte. Bei der Durchsuchung einer von ihr genutzten Garage tauchte den Angaben zufolge am Mittwochvormittag eine weitere Box mit einer Babyleiche auf.

Erst Anfang März war eine 33-Jährige aus dem mittelhessischen Villmar wegen der Tötung ihrer drei Säuglinge zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Sie hatte gestanden, zwischen 2004 und 2009 ihre nur wenige Wochen alten Babys mit einem Tuch erstickt zu haben. Ärzte hatten bei den ersten beiden Kindern plötzlichen Kindstod diagnostiziert und dann Verdacht geschöpft. (dapd)