Essen. Wer es schafft, der ARD ein Drehbuch für eine Tatort-Episode zu verkaufen, der verdient daran sehr gut: Bis zu 30.000 Euro werden dafür laut einem Medienbericht fällig. Für die Sender bleibt es ein gutes Geschäft. Denn kaum eine andere Sendung verschafft den Öffentlich-Rechtlichen so gute Quoten wie der Krimi.
Dem WDR gelang am Feiertag ein Kunststück. Das Regionalfernsehen überholte TV-Marktführer RTL an Christi Himmelfahrt – mit einer Wiederholung. Die Münsteraner „Tatort“-Episode „Krumme Hunde“ von 2008 zog 200 000 Zuschauer mehr an als der Hollywood-Kracher „Transporter 3“ bei RTL. Freuen durfte sich auch Drehbuch-Autor Stefan Cantz.
Wiederholung bringt Geld
Warum, weiß das Branchenblatt „werben & verkaufen“ (w&v). Wer ein Drehbuch für den „Tatort“ vorlegt, spielt in der Champions League der Fernsehfilme. Die Krimi-Reihe gilt als „wahre Goldgrube“. Kein Wunder: 27 000 Euro werden für einen „Tatort“ hingeblättert. Die Höchstgagen für eine „Tatort“-Episode liegen gar bei 30 000 Euro. Damit liegt das Grundhonorar deutlich höher als bei herkömmlichen Spielfilmen. Für einen durchschnittlichen 90-Minüter werden laut „w&v“ 23 000 Euro auf den Tisch gelegt.
Dennoch machen sich die hohen Gagen für „Tatort“-Vorlagen bezahlt. Die Krimi-Reihe spielt derart große Erfolge ein, dass Fernseh-Ermittler wie Axel Prahl und Jan Josef Liefers locker zehn Millionen Zuschauer und mehr erreichen – so viele wie sonst nur Kicker in der Champions League oder die Nationalelf.
Für die Drehbuch-Autoren endet der Geldsegen allerdings nicht mit der Erstausstrahlung. Jede Wiederholung spült Geld in die Kassen der Schreiber. Allerdings in Zukunft nicht mehr so üppig wie in den Vorjahren. Lief ein „Tatort“ auch bei Wiederholung im Ersten zur besten Sendezeit, erhielt der Texter exakt denselben Betrag wie bei der Erstausstrahlung. Das soll sich nun ändern. Laut einem Rundschreiben des Verbandes Deutscher Drehbuchautoren, der der Redaktion vorliegt, werde in Zukunft „nur die Hälfte des Ersthonorars“ gezahlt. „In Zeiten der Geldknappheit sei man gezwungen zu sparen“, argumentierten die Sender.
Lange Produktionszeiten
Und bei den Privaten? Im werbefinanzierten Fernsehen gelten andere Regeln. Üblich ist, die Autoren mit einem Einmal-Honorar abzufinden; „Buy Out“ nennt sich das. Dafür liegt die Vergütung höher. Die Textvorlage für ein Event-Movie lässt sich RTL laut „w&v“ bis zu 65 000 Euro kosten.
Branchenkenner empfehlen den Autoren, mindestens 45 000 Euro für einen anderthalbstündigen Film zu verlangen. Drehbücher für Serien wie „Der letzte Bulle“ (Sat.1) kosten laut „w&v“ pro Folge 20 000 bis 30 000 Euro. Läuft eine Serie erfolgreich, können clevere Autoren höhere Beträge aushandeln.
Leicht verdientes Geld? Keineswegs. Autoren wie Stefan Cantz zahlen einen hohen Preis für ihre Einkünfte. Bis Produktionsfirma und Sender zustimmen, können Monate vergehen. Das kostet Zeit und Nerven.