Osnabrück/Hannover. Der mutmaßliche Mörder der elfjährigen Lena aus Emden galt nicht als gewaltbereit. Das sagte der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der der Jugendliche behandelt worden war. Er galt dort als unauffällig, sollte aber eine weitere Therapie machen.
Der Chefarzt der Aschendorfer Kinder- und Jugendpsychiatrie, Filip Caby, weist eine Mitverantwortung für den Mord an der elfjährigen Lena zurück. Obwohl der mutmaßliche Täter kurz nach einer Therapie in seiner Einrichtung zuschlug, sagte Caby der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wir machen uns keine Vorwürfe."
Caby sagte, die Therapie sei regulär beendet worden. "Das Ziel war unter anderem, dass eine Selbstanzeige erfolgt. Zu der ist es gekommen. Ferner haben wir dringend eine weitere Therapie empfohlen", sagte er. Für die sei sein Haus als Einrichtung für Kinder und Jugendliche aber nicht mehr zuständig gewesen, weil der Emdener inzwischen 18 Jahre alt geworden sei.
"Da ist in der Therapie ein gewaltiger Druck entstanden"
Caby versicherte, der Mann sei während der Therapie unauffällig gewesen. "Es war kein Gewaltpotenzial zu erkennen. Sonst hätten wir ihn nicht entlassen", sagte er.
Der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, sagte, dass der mutmaßliche Mörder vor seiner Selbstanzeige in einer Therapie war, ändere alles. "Der 18-Jährige ist nicht aus innerem Leidensdruck mit seiner Selbstanzeige wegen Kinderpornografie zur Polizei gegangen", sagte Pfeiffer der Hannoverschen "Neuen Presse" (Donnerstagausgabe) laut Vorabbericht. "Er kam in Begleitung eines Betreuers, das war Teil seiner Therapie."
Pfeiffer sagte, die versuchte Vergewaltigung einer Joggerin am Tag danach zeige, dass der 18-Jährige unter einem enormen Anpassungsdruck gestanden habe. "Da ist in der Therapie ein gewaltiger Druck entstanden. Am ersten Tag, wo er wirklich frei war, hat er sich entladen", sagte Pfeiffer. (dapd)