Unna. . Ein Stadtteil in Schockstarre. Der 18-jährige mutmaßliche Mörder der kleinen Lena aus Emden war in einem Quartier in Unna vielen bekannt. Einige der Anwohner berichten nun von Problemen des Kindes im Elternhaus – und sie machen sich schwere Vorwürfe, weil sie nicht früher reagiert und die Behörden eingeschaltet haben.

Am Tag nach der schrecklichen Gewissheit, dass der 18-Jährige, der dringend tatverdächtig für den Mord an der elfjährigen Lena in Emden in Haft sitzt, aus Unna kommt, herrscht Entsetzen in dem betreffenden Stadtteil. Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht verbreitet, bei wem es sich um den jungen Mann handelt handelt, der bis 2009 in der Kreisstadt lebte und der vergangenen Samstag gestanden haben soll, das Mädchen in Emden umgebracht zu haben.

Ein Vater schilderte am Dienstag gegenüber unserer Redaktion, es sei oft laut zugegangen in dem Elternhaus des Täters. Eine Mutter ist überzeugt, die kleinen Diebstähle, mit denen der Junge schon früher auffiel, seien indirekte Hilferufe gewesen. Eine andere Anwohnerin bedauert, dass sie aus Rücksicht auf den Nachbarschaftsfrieden nicht früher die Behörden eingeschaltet hat.

„Wir leben in einer Verantwortungsgemeinschaft jedem Kind gegenüber“, sagt Norbert Hahn, Dezernent für Familie und Jugend beim Kreis Unna. Er ist zwar nicht für die Stadt Unna zuständig, kann aber für „sicherlich jedes Jugendamt im Kreis Unna sprechen“, dass mit Hinweisen „sehr sensibel“ umgegangen wird. Jede Auffälligkeit sollte umgehend gemeldet werden.

Jedem Hinweis werde sensibel nachgegangen

Allein in Hahns Zuständigkeitsbereich (Fröndenberg, Bönen, Holzwickede) wurden vergangenes Jahr 27 Verdachtsfälle gemeldet. Vier Mal musste die Behörde durchgreifen. In der Stadt Unna gab es 2010 insgesamt 145 Meldungen. In 33 Fällen mussten Kinder in Obhut genommen werden, elf davon leben noch heute in Pflegefamilien oder sind in Erziehungsheimen untergebracht. Auch der mutmaßliche Mörder war während seiner Zeit in Unna der Polizei und dem städtischen Jugendamt bekannt. Allerdings wegen „kleinerer Delikte“ und nicht wegen sexueller Übergriffe, was ihm heute vorgeworfen wird.

„Ich wünsche mir jetzt nur, dass die Hinterbliebenen des Opfers, aber auch der Täter, so viel Unterstützung bekommen wie notwendig ist, diese Tat zu verarbeiten. Und wir als Zeugen der dramatischen Entwicklung müssen daraus lernen. Bei Verdachtsfällen von Gewalt gegen Kinder die Polizei, das Jugendamt oder den Kinderschutzbund besser einmal zu viel informieren, als dass sich eine Entwicklung wie dieser Fall noch einmal wiederholen kann“, sagt eine Anwohnerin.