London. Das Gas-Leck an der Nordsee-Plattform liegt in 4000 Meter Tiefe. Umweltschützer befürchten eine Umweltkastastrophe, da neben Gas auch Öl in großen Menge austreten könne. Völlig unklar ist weiterhin, ob die gesamte Plattform sogar explodieren könnte. Rund um den Unglücksort ist eine Sperrzone verhängt worden. Die EU fordert Taten.
Nach Tagen ist es gelungen, das Leck an einer Gasplattform in der Nordsee zu orten: Das Gas ströme aus einer vor einem Jahr stillgelegten Gasquelle in 4000 Metern Tiefe unter dem Meer, sagte eine Sprecherin des französischen Energiereisen Total. Normalerweise fördere die Plattform Gas aus einem Reservoir in 5500 Metern Tiefe. Das Leck befinde sich dagegen an einer aufgegebenen und verschlossenen Gasquelle. Es sei schwierig abzuschätzen oder zu messen, wieviel Gas sich dort befinde.
Außerhalb des Sperrgebiets um die Gasplattform hatten sich zuvor zwei Löschschiffe in Position gebracht, weil sich Total offenbar für eine mögliche Explosion rüstet. Am Mittwoch hatte das Unternehmen eine Explosionsgefahr noch ausgeschlossen.
Nur etwa hundert Meter vom ausströmenden, hochexplosiven Gift-Gas entfernt brennt eine Fackel überschüssiges Gas ab. Einem Total-Sprecher zufolge wird die Fackel noch einige Tage brennen und dann von selbst ausgehen. Wie das Leck geschlossen werden soll und was der Grund für das Leck ist, ist derweil weiter völlig offen. Nach Angaben von Total könnte es bis zu sechs Monate dauern, bis das Leck gestoppt ist.
EU-Kommissar Oettinger fordert Taten, Umweltschützer warnen
Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Explosion der BP-Förderplattform "Deepwater Horizon" und die anschließende Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko vor knapp zwei Jahren. EU-Energiekommissar Günther Oettinger forderte Total auf, das Leck "in den nächsten Tagen zu stoppen". Die Gefahr einer Explosion könne rasch zunehmen, wenn sich die derzeit günstigen Windverhältnisse änderten, sagte Oettinger im Deutschlandfunk.
Experten von Greenpeace forderten von Total Auskunft darüber, wie viel Gas noch in dem Reservoir der havarierten Plattform Elgin sei. "Nochmal die Frage an Total, was gedenken sie jetzt zu unternehmen, wie lange müssen wir noch mit diesem Gas rechnen, und wie viel ist überhaupt noch drin?", fragte ein Ölfachmann der Umweltorganisation. Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) befürchtet, dass neben dem Gas zusätzlich Öl aus dem Leck dringen könnte. Der Direktor des WWF in Schottland, Richard Dixon, forderte den Betreiber Total zum Handeln auf, bevor es zu einer Ölpest mit möglicherweise katastrophalen Folgen für die Umwelt komme.
Aus dem Gasleck der Förderplattform "Elgin" steige Methan in die Atmosphäre auf. Weil dieses ein Treibhausgas sei, könne man bereits von Auswirkungen auf die Umwelt sprechen, sagte Dixon. "Zudem befindet sich Öl in der Quelle und Total muss handeln, bevor das Öl aus dem Leck dringt", fügte Dixon hinzu. In dem Fall wären Shetland, die Färöer und die norwegische Küste betroffen.
Das Gasleck auf der Förderplattform "Elgin" war am Sonntag bemerkt worden. In der Folge wurden alle 238 Mitarbeiter von der Förderplattform etwa 240 Kilometer vor der Küste von Aberdeen in Sicherheit gebracht.