Frankfurt/Main. Am Sonntag war auf der Förderplattform in der Nordsee ein Leck aufgetreten, aus dem Gas austritt. An der Plattform brennt Experten zufolge noch eine Gasfackel. Wenn diese Flamme mit dem austretenden Gas in Berührung kommt, könnte es zu einer Explosion kommen. Wie wahrscheinlich das ist, ist aber unklar.

Experten haben sich beunruhigt über die Tatsache gezeigt, dass an der lecken Nordsee-Gasplattform noch immer eine Gasfackel brennt. Ein Sprecher des französischen Energiekonzerns Total räumte am Mittwoch ein, dass die Flamme an der Spitze der Anlage drei Tage nach der vollständigen Evakuierung der Anlage weiterhin brenne.

Experten zufolge könnte es zu einer Explosion kommen, wenn das durch ein Leck austretende Gas mit der Fackel in Kontakt kommt. Der Total-Sicherheitschef für Großbritannien, David Hainsworth, wiegelte dagegen ab. Derzeit werde das ausströmende Gas durch den Wind von der Flamme weggeweht, sagte er am Dienstagabend der BBC. Laut Wetterbericht werde die Windrichtung in den kommenden Tagen gleich bleiben. Derzeit würden Möglichkeiten geprüft, die Fackel zu löschen.

Gas konzentriert sich wahrscheinlich am Fuß der Plattform

Ein Experte der Universität Liverpool zeigte sich überrascht, dass die Flamme drei Tage nach Stilllegung der Plattform noch nicht erloschen sei. Die Explosionsgefahr sei "sehr schwer vorauszusagen". Vermutlich konzentriere sich das ausströmende Gas am Fuße der Plattform. Durch Windwirbel könnte es jedoch in Kontakt mit der Fackel geraten. Solange die Flamme nicht gelöscht sei, könne aus Sicherheitsgründen niemand sich der Anlage nähern.

Das Gasleck an einem Bohrloch vor der Ostküste Schottlands soll geschlossen werden. Der Energiekonzern Total prüft mehrere Optionen. Bis zur Fertigstellung einer Entlastungsbohrung könnten sechs Monate vergehen, erklärte Total laut einem Bericht des britischen Senders BBC vom Mittwoch.

Die Lage sei stabil, das Leck sei jedoch noch nicht gefunden. Nach Einschätzungen von Total traten bis Dienstagmorgen innerhalb von 48 Stunden 23 Tonnen Gas aus. Der Austritt halte weiter an, räumte der Konzern am Nachmittag ein.

Total kappte Energiezufuhr zur Plattform

Wie die britische Küstenwache mitteilte, müssen Schiffe mindestens zwei Seemeilen (3,7 Kilometer) Abstand zur Plattform Elgin PUQ vor der schottischen Ostküste halten, Flugzeuge mindestens drei Seemeilen. Die betroffene Förderplattform "Elgin" wurde evakuiert. Auch der Konzern Shell brachte Arbeiter von einer benachbarten Plattform in Sicherheit. Total kappte zudem die Energiezufuhr zu der Plattform, um das Explosionsrisiko zu verringern.

Ein Sprecher der Gewerkschaft RMT, die die Ölarbeiter vertritt, sagte, es bestehe das Risiko "katastrophaler Verwüstung". Dies gelte insbesondere dann, wenn sich das Gas entzünden sollte, zitierte die BBC Sprecher Jake Molloy. Das Leck trat am Sonntag auf.

Umweltorganisation warnt vor "Todeszonen"

Der WWF erklärte, der Unfall sei "ein weiterer Beweis für die Unbeherrschbarkeit von Bohrungen in großer Meerestiefe". Bei einem langanhaltenden Gasaustritt könnten "Todeszonen" in der Umgebung entstehen und das Ökosystem der Nordsee schädigen. Die Organisation forderte ein Moratorium für Bohrungen in großer Tiefe sowie strengere Auflagen und höhere Sicherheitsvorkehrungen für die Betreiber von Öl- und Gasplattformen. (dapd, afp)