Ölkonzern Shell evakuiert Nordsee-Förderplattform wegen Gaslecks
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London. Über der Plattform des französischen Energiekonzerns Total in der Nordsee steht eine Gaswolke. Das Leck war am Sonntag entdeckt worden. Nach Total zieht nun auch Shell Arbeiter von einer benachbarten Förderplattform ab. Die Umweltschutzorganisation WWF warnt vor einem Kollaps des Ökosystems.
Nach einem Gasleck in der Nordsee vor der Ostküste Schottlands hat der Erdölkonzern Shell am Dienstag weitere Arbeiter von einer benachbarten Förderplattform in Sicherheit gebracht. 35 Mitarbeiter hätten die Plattform Noble Hans Deul verlassen, teilte das britisch-niederländische Unternehmen mit.
Das Gasleck an der Plattform Elgin PUQ war am Sonntag entdeckt worden. Nach Angaben von Total handelt es sich um den schwersten Zwischenfall in der Nordsee für den französischen Energiekonzern seit einem Jahrzehnt. Die Lösung des Problems werde "mindestens einige Tage" dauern, sagte ein Sprecher. Experten aus aller Welt würden eingeflogen, um das Leck zu stoppen. Eine Möglichkeit sei, ein Entlastungsloch zu bohren, allerdings wäre dies sehr zeitaufwändig.
Droht eine Umweltkatastrophe?
Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature Deutschland (WWF) hat vor einem Kollaps des Ökosystems gewarnt. "Es scheint sich in diesem Fall um so genanntes saures Gas zu handeln, das mit Schwefelwasserstoff angereichert ist", sagte WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutter am Dienstag in Berlin. "Bei einem, wie von Experten befürchteten, langandauernden Gasaustritt könnten Todeszonen in der Umgebung entstehen und das Ökosystem der Nordsee schädigen", sagte Lutter.
Gaswolke über der Nordsee
Die Behörden haben rund um die betroffene Plattform ein Sperrgebiet eingerichtet. Schiffe müssen mindestens zwei Seemeilen (3,7 Kilometer) Abstand zur Plattform Elgin PUQ vor der schottischen Ostküste halten, Flugzeuge mindestens drei Seemeilen Abstand, wie die britische Küstenwache am Dienstag mitteilte.
Der Energiekonzern Total hatte am Montag alle 238 Arbeiter von der Plattform in Sicherheit gebracht. Auch Shell zog vorsichtshalber dutzende Arbeiter von der nahe gelegenen Shearwater-Plattform und der Bohrinsel Noble Hans Deul ab.
Berichten zufolge steht eine Gaswolke über der betroffenen Plattform. Auf dem Meer wurde eine zehn Kilometer lange Spur von Gas-Kondensat gemeldet. Total hält nach eigenen Angaben ein Flugzeug in Bereitschaft, das Chemikalien zum Auflösen des Kondensats versprühen kann. Allerdings werde davon ausgegangen, dass es von selbst verdunsten werde und "keine große Gefahr für die Umwelt" darstelle, sagte der Sprecher. Ein Aufklärungsflugzeug flog am Montag zweimal über die Unglücksstelle, für Dienstag waren drei weitere Flüge geplant.
Bei einer Explosion auf der Öl-Plattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko waren vor knapp zwei Jahren elf Arbeiter getötet worden. Das Unglück löste die größte Umweltkatastrophe der US-Geschichte aus. (afp, dapd)
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