Den Haag. .
,,Für die römisch-katholische Kirche gilt noch immer, dass es eine große Spannung zwischen ihrem Denken über Sexualität und den allgemein akzeptierten sexuellen Beziehungen zwischen Erwachsenen gibt. Das Zölibat in der Kirche ist zwar kein ausschlaggebender Faktor, aber es erhöht das Risiko auf sexuellen Missbrauch.‘‘ Zu diesem Schluss kam die ,,Kommission Deetman“, die den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in den Niederlanden im Auftrag der katholischen Bischofskonferenz der Niederlande untersuchte. Zwischen 1945 und 1981 seinen in den Niederlanden schätzungsweise zwischen 10.000 und 20.000 Minderjährige in Internaten, Waisenhäusern und anderen katholischen Einrichtungen missbraucht worden, heißt es in dem Bericht der ,,Kommission Deetman‘‘ weiter.
Bistümer und Ordensgemeinschaften in den Niederlanden hätten von den meisten Missbrauchsfällen gewusst, sie aber totgeschwiegen. ,,Es herrschte eine Kultur des Schweigens.“
1800 Hinweise auf Missbrauch aus der Bevölkerung
Die Kommission, die nach dem Vorsitzenden Wim Deetman benannt wurde, erhielt aus der Bevölkerung rund 2000 Meldungen von Bürgern über ,,Missbrauch in der katholischen Kirche“. In ,,1800 Fällen betraf das sexuellen Missbrauch“, stellte der Christdemokrat Wim Deetman bei der Präsentation des Abschlussberichts der von ihm geleiteten sechsköpfigen Untersuchungs-Kommission fest. Nach Angaben von Deetman, der Parlamentspräsident und Haager Bürgermeister war, habe man inzwischen 800 Missbrauchstäter identifizieren können. Von diesen seien noch 105 am Leben. Erst in den 90er Jahren wurde die ,,Kultur des Schweigens‘‘ durchbrochen. Deetman führte dies auf den ,,Korpsgeist‘‘ in der katholischen Kirche zurück.
Besonders scharf kritisiert die Kommission den früheren Rotterdamer Bischof Philippe Bär. Bär habe während seiner Amtszeit (1983-1993) ,,ungeeignete Männer‘‘ zur Priesterweihe zugelassen. Einige hätten sich des Missbrauchs an Minderjährigen schuldig gemacht. ,,Der Bischof hat seine Leitungsfunktion nicht korrekt wahrgenommen.“ Der heute 83-jährige Ex-Bischof Bär trat 1993 überraschend von seinem Amt zurück und zog sich in ein Kloster nach Belgien zurück.
Die niederländische Bischofskonferenz entschuldigte sich. ,,Wir bezeugen unser Bedauern“, heißt es in einer Erklärung der Bischofskonferenz. ,,Es erfüllt uns mit Scham und Trauer‘‘ und sei ,,ein schwarzes Kapitel in der Geschichte unseres religiösen Lebens“. Die Bischöfe sprechen ihre Hoffnung aus, dass solche ,,scheußlichen Vergehen‘‘ künftig verhindert werden können. Den Opfern sei ,,nicht mehr wieder gut zu machendes Leid‘‘ zugefügt worden. Das Justizministeriums wies daraufhin, dass fast alle aufgedeckten Missbrauchsfälle inzwischen verjährt seien.