Essen. Kinder freuen sich wie verrückt auf Weihnachten. Aber für viele Erwachsene bedeutet das Fest der Liebe puren Stress. Warum Weihnachten so viel Konfliktpotenzial birgt und wie man das Fest der Liebe dennoch übersteht.
Am 24. Dezember ist Weihnachten, heiligster aller Abende. Viele Kinder fiebern nicht nur mit dem Öffnen des ersten Adventskalendertörchens darauf hin. Aber der Gedanke an den Tag, der bei den Kleinen für leuchtende Augen sorgt, lässt bei den Großen Angstschweiß ausbrechen.
Für viele Menschen bedeutet Weihnachten puren Stress. Die Suche nach dem perfekten Geschenk und die Zubereitung des köstlichsten Essens spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Panikanfälle löst eher die Aussicht aus, sich von Tante Inge herzen lassen zu müssen, zum x-ten Mal Opas Kriegsgeschichten zu hören und vom Vater ungefragt Ratschläge zu bekommen.
Kurz: Schuld am Weihnachtsstress ist die liebe Familie. Doch die kann man sich bekanntlich nicht aussuchen. Trotzdem feiert die große Mehrzahl der Deutschen Heiligabend im Kreis der Verwandten. Warum Weihnachten so viel Konfliktpotenzial birgt und wie man das Fest der Liebe dennoch übersteht, erklärt Psychologin Svenja Lüthge.
Erwartungen sind an Weihnachten besonders hoch
Ihrer Ansicht nach führen besonders zwei Gründe häufig zu Streit. „Alle haben an Weihnachten extrem hohe Erwartungen. Das Essen soll besonders gut schmecken, das Haus muss blitzeblank geputzt sein und der Tannenbaum glanzvoll strahlen“, sagt Lüthge. „Dazu kommt dann noch, dass jeder andere Erwartungen hat. Die Oma will in die Kirche, die Mutter hofft auf Lob fürs Essen, der Sohn will abends noch Freunde treffen.“
Da kommt schnell ein Wort zum anderen. Eine Kleinigkeit führt dann dazu, dass die Fetzen fliegen. Doch warum gehen viele Menschen an Weihnachten so schnell in die Luft? „An Weihnachten sind wir besonders sensibel“, erklärt die Psychologin. Das Fest der Liebe sei stark mit Gefühlen besetzt. „Die Lichter und die Musik stimmen uns feierlich. Plötzlich nimmt man die Dinge viel persönlicher als sonst“, sagt Lüthge.
Gelassenheit ist das Zauberwort
Damit der Streit unterm Baum nicht ausartet, empfiehlt die Seelen-Expertin: „Versuchen Sie fünfe gerade sein zu lassen. Bleiben Sie gelassen, auch wenn es schwer fällt.“ Niemand sei perfekt. Stattdessen solle man über kleine Pannen lieber gemeinsam lachen. Wenn das nicht hilft, könne man auch versuchen, den Streithahn abzulenken. „Wechseln Sie das Thema oder schlagen Sie vor, etwas anderes zu machen“, rät Lüthge.
Grundsätzlich sollten einige Tage vor der Zusammenkunft die Erwartungen der einzelnen Familienmitglieder abgeklärt werden. „Dabei sagt jeder, was ihm am Wichtigsten ist oder was er auf keinen Fall möchte“, erklärt Lüthge. Mit dem so ausgehandelten Kompromiss hätten alle die Chance auf ein richtig schönes Weihnachtsfest.
Scheidungskinder stehen an Weihnachten zwischen den Fronten
Besonders schwierig zu vereinbaren ist so ein Kompromiss oft, wenn die Eltern getrennt sind. Die Kinder würden Weihnachten am liebsten mit beiden Eltern verbringen. Die Erwachsenen reden hingegen häufig kaum noch miteinander. „In diesem Fall gilt: Das Kind sollte im Mittelpunkt stehen“, sagt Svenja Lüthge. „Fragen Sie Ihr Kind, bei welchem Elternteil es Heiligabend verbringen möchte - und zwar ohne Druck auszuüben.“
Streit und Tränen sollten Eltern zum Wohl des Kindes vermeiden. „Seien Sie als Erwachsener wirklich erwachsen“, appelliert die Psychologin, „und beweisen Sie echte Stärke.“ Die Kleinen leiden unter dem Zoff der Eltern am meisten. „Man kann sein Kind nun einmal nicht teilen.“