Tokio. . Der Super-Gau im japanischen Atomkraftwerk Fukushima hat mehr Radioaktivität freigesetzt, als von der japanischen Regierung erwartet. Wie ein norwegisches Institut erklärte, sei die Konzentration des gefährlichen Cäsium 137 über dem Meer in den offiziellen Daten nicht berücksichtigt worden. Die Unglücksreaktoren sind sieben Monate nach der Katastrophe jetzt fertig umhüllt.

Bei der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima ist einer neuen Studie zufolge zwei Mal mehr des gefährlichen Cäsium 137 in die Atmosphäre entwichen als von den Behörden des Landes erwartet. Dabei sei ein Wert erreicht worden, der 40 Prozent jener Menge entspricht, die bei dem Super-Gau von Tschernobyl freigesetzt wurde, hieß es weiter.

Die neue Schätzung der radioaktiven Substanz beruht auf einem weltweiten Netzwerk von Messstellen. So hätten die Schätzungen der japanischen Regierung die auf das Meer hinaus gewehten Emissionen übersehen, sagte der Autor der Studie, Andreas Stohl vom norwegischen Institute for Air Research.

Sarkophag für Unglücks-Reaktoren von Fukushima fertig

Mehr als sieben Monate nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima sind die Sicherungsmaßnahmen im Reaktor eins abgeschlossen worden. Die Atomaufsichtsbehörde habe das Ende der Abdeckungsarbeiten zur Verringerung der Freisetzung von Radioaktivität bestätigt, teilte der Kraftwerksbetreiber Tepco am Freitag mit. Drei der sechs Reaktoren in Fukushima waren durch das verheerende Erdbeben der Stärke 9,0 und den anschließenden Tsunami Mitte März schwer beschädigt worden.

Mehr als fünf Monate lang hatten Arbeiter mit Schutzmasken und Spezialanzügen eine Abdeckungskonstruktion in dem havarierten Reaktor errichtet, die das Austreten radioaktiver Strahlung verhindern soll. Es handele sich um einen wichtigen Schritt hin zu einer Kaltabschaltung, erklärte Tepco. Die endgültige Stilllegung des Atomkraftwerks wird jedoch einem Expertenkomitee der japanischen Regierung zufolge noch mindestens 30 Jahre dauern.

Zehntausende Menschen aus der 20-Kilometer-Schutzzone rund um das Kraftwerk leben noch immer in Ersatzunterkünften. Um die Entschädigungssummen stemmen zu können, fordert Tepco nach eigenen Angaben Hilfen von der Regierung. Medienberichten zufolge soll es sich um bis zu 13 Milliarden Dollar (9,3 Milliarden Euro) handeln. Es wird erwartet, dass die vollständige Entgiftung der Zone Jahrzehnte dauern wird. Auch hunderte Kilometer von der Atomanlage entfernt wurden stark erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen, beispielsweise in Teilen Tokios und Yokohamas. Die ungleiche Verteilung wird auf Wind und Regen zurückgeführt. (dapd/afp)