Dresden. Im Prozess um den Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini haben Zeugen den Ablauf der Tat geschildert. Der Polizist, der Alex W. festnahm, sagte aus, dieser habe bei der Verhaftung darum gebeten erschossen zu werden, da er nicht ins Gefängnis wolle.
Im Prozess um den Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini im Gerichtssaal haben Zeugen die dramatische Situation kurz vor der Festnahme des Täters geschildert. Die Situation am Tatort sei sehr unübersichtlich gewesen, sagte ein Bundespolizist am heutigen Dienstag vor dem Dresdner Landgericht. Der 33-Jährige verteidigte das Vorgehen seines Kollegen, der einen Schuss abgegeben und dabei den Ehemann von Marwa El-Sherbini angeschossen hatte: Es sei in der Situation «nicht klar gewesen, wer Täter und wer Opfer» gewesen sei.
Polizist verweigerte die Aussage
Der Zeuge verwies darauf, dass er selbst zwei Männer wahrgenommen habe, die um ein Messer gekämpft und auf mehrfache Rufe der Beamten überhaupt nicht reagiert hätten. Ein weiterer Bundespolizist sagte aus, erst nach dem Schuss habe jemand im Saal gerufen, dies sei der Falsche, dort sei der Täter. Daraufhin sei der Angeklagte dann überwältigt und gefesselt worden.
Der Beamte, der den Schuss abgab, erschien selbst nicht vor Gericht. Er beruft sich auf sein Zeugnisverweigerungsrecht und begründet dies damit, dass gegen ihn wegen des Schusses ein Ermittlungsverfahren läuft. Der Ehemann von Marwa El-Sherbini hatte bei der Messerattacke schwerste Verletzungen erlitten und war durch den Schuss aus der Dienstwaffe zudem am Bein erheblich verletzt worden. Die Bundespolizisten hielten sich zur Tatzeit im Landgericht auf, weil sie in einem anderen Verfahren als Zeugen aussagen sollten. Sie waren fast zeitgleich mit alarmierten Justizwachleuten am Tatort.
«Da dreht einer durch»
Der Bundespolizist sagte weiter, er sei durch Schreie und Hilferufe aufmerksam geworden. Eine Frau habe gerufen, es gebe eine Messerstecherei: «Da dreht einer durch.» In dem Saal selbst sei überall Blut gewesen, auch an den Wänden. Eine Frau habe in einer großen Blutlache gelegen, daneben ihr schreiendes kleines Kind. Wie sein 28-jähriger Kollege sagte, leistete der Angeklagte nach seiner Festnahme erheblichen Widerstand. Er habe ihn dabei auch aufgefordert, ihn zu erschießen, da er nicht ins Gefängnis wolle, fügte der Beamte hinzu.
Der nicht vorbestrafte Angeklagte Alex W. hatte die Ägypterin als «Islamistin» und «Terroristin» beschimpft und war zu einer Geldstrafe verurteilt worden. In der Berufungsverhandlung vorm Landgericht hatte er die 31-jährige schwangere Muslimin am 1. Juli nach deren Vernehmung mit zahlreichen Messerstichen getötet und ihren Mann, der sie schützen wollte, lebensgefährlich verletzt. Der dreijährige Sohn des Ehepaars musste die Bluttat mit ansehen.