New York. . Der Hurrikan Irene könnte der Wirtschaft der USA große Probleme bereiten. US-Experten befürchten Schäden in Milliarden-Höhe. Große Zerstörungen in New York dürften die Wirtschaft des ganzen Landes belasten.
Die Ostküste der USA gehört zu den wirtschaftlich aktivsten Regionen des Landes. Mehr als 50 Millionen Menschen wohnen in Ballungsräumen wie New York und Washington. Die Preise für Immobilien mit Blick auf den Atlantik schlagen alle Rekorde. In genau dieser Region wird nun der Hurrikan „Irene“ mit Windgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde erwartet. Experten rechnen mit Schäden in Milliardenhöhe.
Verherrende Folgen durch Hurrikan Irene
Wie groß der wirtschaftliche Schaden tatsächlich ausfällt, dürfte von verschiedenen Faktoren abhängen: das Ausmaß des Hurrikans, der Ort, an dem er erstmals auf Land trifft und die Geschwindigkeit, mit der er von da an über die Küste hinweg weiterziehen wird. Doch unabhängig davon, wo und wie genau „Irene“ zuschlagen wird - die Folgen dürften in jedem Fall verheerend sein.
Ein Computermodell des Umweltwissenschaftlers Roger Pielke von der Universität von Colorado und des Katastrophen-Versicherers ICAT hat den potenziellen Schaden des Hurrikans auf 4,7 Milliarden Dollar (3,26 Milliarden Euro) berechnet. Als Ausgangsdaten wurden die Werte von 27 vergleichbaren Stürmen seit 1913 herangezogen, einschließlich der dabei erfolgten Zerstörung von Häusern, Autos, Infrastruktur und anderer Besitztümer durch Wind oder durch Überflutung. Nicht eingerechnet sind die indirekten finanziellen Schäden etwa durch längere Schließung von Geschäften und Restaurants oder durch gestrichene Flüge.
Hurrikan Irene könnte das Herz von New York treffen
Der Statistiker Nate Silver, der seine Daten in einem Blog der „New York Times“ darlegte, geht im schlimmsten Fall - das heißt, falls „Irene“ mit 160 Stundenkilometern direkt über Manhattan herziehen sollte - von einem Schaden in Höhe von bis zu 35 Milliarden Dollar (24,3 Milliarden Euro) aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies eintrifft, ist eher gering. Doch auch wenn „Irene“ in 80 Kilometern Entfernung vorbeiziehen sollte, wäre Silvers Berechnungen zufolge noch immer mit etwa 10 Milliarden Dollar (6,9 Milliarden Euro) Schaden zu rechnen.
Einen Anhaltspunkt für das mögliche Ausmaß der Katastrophe bietet der als „Long Island Express“ in die Geschichte eingegangene Sturm aus dem Jahr 1938. Die Windgeschwindigkeit lag damals ebenfalls bei etwa 160 Stundenkilometern, von New York aus zog der Sturm an der Küste Neuenglands entlang und zerstörte 8.900 Häuser. Heute befinden sich in der Region jedoch deutlich mehr Gewerbegebiete und vor allem luxuriöse Küstenvillen als noch vor gut 70 Jahren.
Die Gefahr am Meer
Sollte „Irene“ eine ähnliche Route nehmen wie damals der „Long Island Express“, dann würde der Schaden nach Schätzungen des Versicherers ICAT diesmal bei 46,2 Milliarden Dollar (32 Milliarden Euro) liegen. „Jeder will in der Nähe des Meeres wohnen“, sagt Chris Hackett von dem US-Versicherungsverband PCI. Zwei Drittel des versicherten Besitzes im Großraum New York liege unmittelbar am Wasser.
Andere Beispiele aus der Vergangenheit lassen allerdings hoffen, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht unbedingt eintreffen müssen. Als „Gloria“ im Jahr 1985 mit 137 Stundenkilometern über die zum Staat New York gehörende Insel Long Island hinwegfegte, lag der Schaden bei 2,5 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro). Der Hurrikan „Belle“ richtete bei Windgeschwindigkeiten von 145 Kilometern pro Stunde im Jahr 1976 „nur“ 570 Millionen Dollar (395 Millionen Euro) Schaden an.
Störung der Produktion
Doch auch wenn der Schaden durch „Irene“ vergleichsweise gering bleibt, dürften die wirtschaftlichen Auswirkungen landesweit zu spüren sein. Die Ballungsräume New York, Philadelphia, Boston, Baltimore und Washington stehen nach Angaben der Ratingagentur Moody’s für 16 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der USA und für 14 Prozent der landesweiten Arbeitsplätze. „Wenn der Schaden groß wird, und die Produktion für mehrere Tage unterbrochen ist, dann wird sich das maßgeblich in den Wirtschaftszahlen für August niederschlagen“, sagt der Moody’s-Analyst Ryan Sweet.
Zugleich erwartet Sweet allerdings, dass ein solcher Schaden schnell wieder ausgeglichen wäre. In den folgenden Monaten würde vor allem die Bauwirtschaft zusätzliche Aufträge erhalten und Konsumenten würden verstärkt in die Geschäfte ziehen, um zerstörte Güter zu ersetzen. Die Erwartungen für das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal werden Sweet zufolge daher vorerst nicht geändert. Vorerst - denn nach dem Wochenende könne dies natürlich alles ganz anders aussehen. (dapd)