New York. . Schwere Sturmböen und heftiger Regen im US-Staat North Carolina. Wirbelsturm bewegt sich Richtung Norden. Behörden ordnen Evakuierungen an. Großflughäfen werden gesperrt. New Yorker U-Bahn stellt Dienst ein. Sturm hat fast 1000 Kilometer Durchmesser.

Hurrikan "Irene" hat am Samstag die amerikanische Ostküste erreicht. Der Wirbelsturm traf im Staat North Carolina auf Land, wie das Nationale Hurrikanzentrum in Miami mitteilte. In der Nähe von Jacksonville seien Windböen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 151 Kilometer pro Stunde gemessen worden, erklärten die Meteorologen. Entlang der gesamten Küste komme es zu heftigen Regenfällen. Es wird erwartet, dass "Irene" entlang der Ostküste nordwärts zieht, hinweg über einige der am dichtesten besiedelten Gebiete der USA. In dem Korridor leben rund 65 Millionen Menschen.

Mit fast tausend Kilometern Durchmesser bewegt sich der Hurrikan "Irene" Richtung Norden. Angesichts der Bedrohung ordnete die Millionenstadt New York eine beispiellose Massenevakuierung an, von der nach Behördenangaben mindestens 250.000 Menschen betroffen sind. Experten rechneten mit Schäden in Höhe von bis zu zehn Milliarden Dollar (knapp sieben Milliarden Euro).

Am späten Freitagabend (Ortszeit) befand sich das Zentrum des Sturms rund 290 Kilometer südwestlich von North Carolina und bewegte sich nach Angaben der nationalen Hurrikan-Warte mit rund 22 Stundenkilometern Richtung Norden. Der Monstersturm hat einen Durchmesser von rund 820 Kilometern, das entspricht fast einem Drittel der gesamten US-Ostküste, und erreichte Spitzengeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern.

Auch Lufthansa streicht US-Flüge in Unwetter-Region

Der Hurrikan wirbelt unterdessen in Deutschland die Flugpläne durcheinander: Die Deutsche Lufthansa annulierte für den heutigen Samstag vier zwischen 10.25 Uhr und 17.30 Uhr geplante Flüge vom Frankfurter Airport zu den New Yorker Flughäfen JFK und Newark, wie ein Sprecher der Flughafengesellschaft Fraport sagte. Ab 18 Uhr habe die Deutsche Flugsicherung alle Flüge von deutschen Flughäfen nach New York untersagt.

Annulliert hat die Lufthansa am Samstag auch einen Flug von Düsseldorf nach New York. Wie die Gesellschaft auf ihrer Internet-Seite mitteilte, sind auch die Ankünfte von sieben Maschinen aus New York gestrichen. Am Sonntag fallen auf den drei deutschen Flughäfen insgesamt elf Flüge nach New York sowie nach Philadelphia und Boston aus.

Der Flughafen München annulierte am Samstag drei Flüge in die USA. Nach Angaben des Flughafens wurden zwei Starts der Lufthansa und einer von Continental Airlines nach New York abgesagt. Bei den 13 Direktflügen aus den USA nach München gab es hingegen keine Ausfälle. In Berlin fielen die beiden Direktflüge nach New York weg. Auch in Hamburg und Stuttgart wurde jeweils der Direktflug in die Millionenstadt gestrichen.

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sagte, es sei das erste Mal, dass die Stadt zu derartigen Zwangsevakuierungen greift. Doch gehe es "um Leben oder Tod". Alle betroffenen Menschen müssen demnach am Samstag vor 17 Uhr (23.00 Uhr MESZ) ihre Häuser verlassen haben. Bloomberg kündigte zudem an, dass alle U-Bahnen und Busse ab 12 Uhr ihren Betrieb einstellen werden. Auch die Flughäfen sollten am Samstag um 12 Uhr (Ortszeit) schließen. Er empfahl allen New Yorkern, ab Samstagabend 24 Stunden lang zu Hause zu bleiben.

US-Behörden rufen Notstand aus

Ungewohntes Bild: Sandsäcke in New York. Der Hurrican „Irene“ steuert auf die Millionenmetropole zu. (Foto: rtr)
Ungewohntes Bild: Sandsäcke in New York. Der Hurrican „Irene“ steuert auf die Millionenmetropole zu. (Foto: rtr) © REUTERS

Von den US-Staaten North Carolina im Süden bis hin nach Massachusetts im Norden riefen die Behörden den Notstand aus, riefen hunderte Soldaten der Nationalgarde zum Dienst und legten den öffentlichen Nahverkehr still. Mehr als 2000 für das Wochenende geplante Flüge wurden abgesagt. „Irene“ bewegte sich am Samstag auf North Carolina zu und verlor dabei an Kraft: Der Sturm schwächte sich auf einen Hurrikan der Stufe ab. Meteorologen rechnen damit, dass das Auge des Sturms am Samstagmorgen auf die Südostküste trifft und dann nord-nordostwärts zieht.

Das Nationale Hurrikanzentrum der USA erklärte, „Irene“ habe sich am Morgen auf einen Sturm der Kategorie eins abgeschwächt. Der Hurrikan erreiche jetzt noch Windgeschwindigkeiten bis zu 150 Kilometern pro Stunde. Auch in diesem Fall sei jedoch mit großen Schäden zu rechnen. Zuvor war „Irene“ ein Hurrikan der Kategorie zwei mit Windgeschwindigkeiten bis zu 160 Stundenkilometern.

In der Karibik richtete der Sturm bereits Schäden in Millionenhöhe an. An der US-Ostküste befinden sich einige der am dichtesten besiedelten Städte der Vereinigten Staaten und außerdem teure Immobilien direkt am Meer. Dort wird daher mit Schäden in Höhe von Milliarden Dollar gerechnet.

Obama kehrt früher aus den Ferien zurück

Hunderttausende New Yorker wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Bürgermeister Michael Bloomberg räumte allerdings ein, die Behörden könnten die Menschen nicht zwingen. „Wir haben einfach nicht genug Personal, um von Tür zu Tür zu gehen und die Leute aus ihren Wohnungen zu ziehen“, sagte er. „Niemand wird eine Strafe zahlen müssen. Niemand wird ins Gefängnis gehen. Aber wenn Sie sie nicht daran halten, werden möglicherweise Menschen sterben.“

US-Präsident Barack Obama verkürzte seinen Urlaub um einen Tag und kehrte am Freitagabend nach Washington zurück. Noch von der Insel Martha’s Vineyard aus forderte er die Menschen auf, den Anordnungen der Behörden Folge zu leisten. „Ich kann das nicht genug betonen: Wenn Sie sich auf dem erwarteten Weg des Hurrikans befinden, müssen Sie jetzt Vorkehrungen treffen“, sagte er.

"Irene" ist der erste schwere Sturm der Hurrikan-Saison im Atlantik. Der Nordosten der Vereinigten Staaten ist seit Jahrzehnten von schweren Hurrikanen verschont geblieben. Der bislang letzte schwere Wirbelsturm, der in der Region New York wütete, war "Gloria" im Jahr 1985. (dapd)