New York. .
Tausende Menschen haben sich an der Ostküste der USA aus Angst vor dem heranziehenden Hurrikan „Irene“ in Sicherheit gebracht. Auch in New York gilt der Ausnahmezustand, der letzte Wirbelsturm wütete dort 1985.
Aus Angst vor dem heraufziehenden Hurrikan „Irene“ haben sich an der US-Ostküste tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Die Behörden von North Carolina bis New York erklärten am Donnerstag den Ausnahmezustand und forderten die Einwohner tiefer gelegener Regionen auf, sich in höher gelegene Gebiete zurückzuziehen. Auf seinem Weg durch die Karibik hatte „Irene“ auf mehreren Bahamas-Inseln schwere Schäden angerichtet.
Der Gouverneur des US-Bundesstaates New York rief den Ausnahmezustand aus. Die Maßnahme diene der Vorbereitung „auf alle Situationen“, die der Wirbelsturm auslösen könne, sagte Andrew Cuomo. Der Ausnahmezustand ermöglicht eine vereinfachte Zusammenarbeit der Behörden und bundesstaatliche Hilfen.
Experten rechnen damit, dass der Hurrikan noch an Stärke zunehmen wird, bevor er am Wochenende die US-Ostküste erreicht. Cape Hatteras in North Carolina sollte „Irene“ am Samstag erreichen. Touristen im beliebten Strandresort Outer Banks wurden in Sicherheit gebracht, die Behörden ordneten zudem die Evakuierung der vorgelagerten Urlaubsinseln Ocracoke und Hatteras an.
New Yorks Bürgermeister: „Bringen Sie Ihre Sachen nach oben“
Denkmal für Martin Luther King Jr. wird später eingeweiht
Wegen „Irene“ ist die für dieses Wochenende geplante Einweihung eines Denkmals für den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King in Washington abgesagt worden. Wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten, wurde die Zeremonie anlässlich des 48. Jahrestags der bekannten Rede „I Have a Dream“ auf den September oder Oktober verschoben. Am Sonntag hätte unter anderen auch US-Präsident Barack Obama am Denkmal auf der National Mall eine Rede halten sollen. US-Meteorologen sagten heftige Winde und Regen für Washington voraus, wenn der Hurrikan am Wochenende über die Ostküste hinwegzieht.
Die nordöstliche Küste der USA hat bislang wenig Erfahrungen mit Hurrikanen; der bislang letzte Wirbelsturm, der in der Region New York wütete, war im Jahr 1985 „Gloria“.
New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg rief die Einwohner dazu auf, Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. „Wenn Sie ein Auto haben und in einer tieferen Gegend leben, parken Sie es auf einem Hügel. Bringen Sie Ihre Sachen nach oben“, sagte Bloomberg. Der Bürgermeister wies Evakuierungen von Krankenhäusern und anderen leicht verwundbaren Einrichtungen an.
Der Hurrikan erreichte unterdessen Windgeschwindigkeiten von 170 Stundenkilometern. Auf seinem Weg durch die Karibik hatte „Irene“ zuvor schwere Schäden angerichtet. Auf der entlegenen Insel Acklins wehte der Wirbelsturm der Kategorie drei ganze Häuser fort, wie der Katastrophenschutz der Bahamas am Donnerstag mitteilte.
Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 160 Stundenkilometern war „Irene“ in der Nacht zum Donnerstag über die Bahamas hinweggefegt. In der Ortschaft Lovely Bay auf Acklins zerstörte der von heftigem Regen begleitete Sturm 90 Prozent der Häuser. Auch auf den Nachbarinseln riss er Dächer von den Häusern und knickte Stromleitungen um. Mehrere Straßen wurden überflutet.
Flüge und Zugverbindungen werden fürs Wochenende gestrichen
Am Sonntag werde „Irene“ am östlichen Ende von Long Island in New York erwartet, sagte der Leiter des Nationalen Hurrikan Zentrums in Miami, Bill Read. Auf dem Weg nach Long Island könnte er möglicherweise Windgeschwindigkeiten von bis zu 217 Kilometern erreichen und damit zum Sturm der zweithöchsten Kategorie vier hochgestuft werden.
Die US-Marine wies vorsorglich sämtliche Schiffe im Flottenstützpunkt Hampton Roads in Virginia an, den Hafen zu verlassen. Wie der Kommandeur der 2. Flotte, Vize-Admiral Daniel Holloway, erklärte, können die Schiffe einen solchen Sturm besser auf offener See überstehen. Auf „Irenes“ Weg könnte auch die Promi-Insel Martha’s Vineyard vor der Küste von Massachusetts liegen, auf der US-Präsident Barack Obama und seine Familie derzeit ihren Urlaub verbringen.
Reisenden in den USA steht wegen des Sturms ein chaotisches Wochenende bevor. Amerikanische Fluggesellschaften haben bereits am Donnerstag mehr als 100 Flüge gestrichen. Erste Flugzeuge wurden vor"Irene" gebracht. Am Wochenende dürften weitere hunderte Flüge gestrichen werden. Der Flug-Tracker FlightAware geht davon aus, dass ab Freitagnachmittag mehr und mehr Flugzeuge am Boden bleiben müssen. Auch der Bahnverkehr ist betroffen: Die US-Eisenbahngesellschaft Amtrak will die meisten Züge südlich von Washington in den kommenden drei Tagen streichen.
„Irene“, der erste schwere Sturm der Hurrikan-Saison im Atlantik, hatte sich am Samstag in der Karibik gebildet. Mindestens fünf Menschen wurden bislang getötet. In Puerto Rico wurden am Montag infolge von Sturmschäden rund 800.000 Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten. (afp/dapd)