New York. . 55 Millionen Menschen könnte Hurrikan „Irene“ in den USA bedrohen. Der wird am Wochenende von North Carolina, Virginia und Maryland über Delaware und New Jersey bis hoch nach New York und die Neu England Staaten erwartet. Wenn „Irene“ nicht noch ihren Kurs ändert.
Das Satellitenbild sieht beeindruckend aus. Es zeigt ein dichtes Wolkenknäuel, das sich weit über dem Atlantik erstreckt. Meteorologen beschreiben es als „ungewöhnlich breit“. Vom Auge des Hurrikans bis zum äußeren Band zieht sich der Wirbelsturm der Kategorie 3 über 450 Kilometer hin. Noch 150 Kilometer vom Zentrum entfernt werden Winde mit mehr als 120 Stundenkilometer erwartet.
Falls „Irene“ auf Kurs bleibt, bedroht der Hurrikan an diesem Wochenende 55 Millionen Menschen von North Carolina, Virginia und Maryland über Delaware und New Jersey bis hoch nach New York und die Neu England Staaten. Die Gouverneure der betroffenen Bundesstaaten riefen Hurrikan-Warnungen aus und verhängten den Notstand.
In Washington sagten die Veranstalter die geplante Einweihung des Martin-Luther-King-Denkmals auf der Mall ab. In der Acht-Millionen-Metropole New York müssen mehr als 250.000 Einwohner ihre Häuser verlassen. Nach der Anordnung von Bürgermeister Michael Bloomberg vom Freitag werden alle tiefliegenden Gebiete in Wassernähe evakuiert darunter fünf Krankenhäuser sowie mehrere Alten- und Pflegeheime. Ab Samstagmittag soll außerdem damit begonnen werden, den öffentlichen Nahverkehr - mit acht Millionen Passagieren pro Tag der größte des Landes - zu schließen.
Selten von tropischen Stürmen betroffen
US-Präsident Barack Obama mobilisierte den nationalen Katastrophenschutz FEMA, der bereitsteht, Hilfe vor Ort zu leisten. Im Fernsehen rief er die Ostküstenbewohner auf, sich auf den Hurrikan vorzubereiten und die Warnungen der Behörden ernst zu nehmen. „Befolgen Sie die Anweisungen und evakuieren Sie, wenn nötig“, drängte Innenministerin Janet Napolitano insbesondere auch die Einwohner der nördlicheren Bundesstaaten, die nur selten von tropischen Stürmen betroffen sind.
„Ich habe die Insel niemals wegen eines Sturms verlassen“, erzählt der 79-jährige John Woorlard amerikanischen Reportern, während er in Kill Devil Hills auf den Outer Banks Gartenmöbel verstaut. „Diesmal werde ich gehen.“ Tausende Bewohner und Urlauber der beliebten Urlaubsinseln, die sich entlang der Küste North Carolinas erstrecken, standen am Freitag Stoßstange an Stoßstange, um sich auf das sichere Festland zu retten.
Ein ähnliches Bild herrscht weiter nördlich an der Eastern Shore in Maryland, sowie der Küste New Jerseys. Dort begannen ebenfalls erste Evakuierungen. „Die letzten Informationen sagen uns, dass die Gefahr größer statt kleiner wird“, warnte Gouverneur Chris Christie.
Das Worst-Case-Szenario für New York
In Erwartung des Hurrikans stürmten die Ostküstenbewohner die Supermärkte und Baumärkte, um sich mit Lebensmitteln, Taschenlampen, Batterien und Generatoren einzudecken. Viele Regale mit Wasser waren bereits am Freitagmittag geleert. Washington DC und andere Städte stellten ihren Bürgern kostenlos Sandsäcke zur Verfügung, mit denen sie ihre Häuser schützen können. Die unmittelbaren Anwohner der Küste vernagelten in einem Wettrennen gegen die Zeit ihre Fensterfronten.
„Irene“ könnte erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Insbesondere, wenn der Hurrikan die Ballungsräume um Washington und New York direkt trifft. Anders als in Florida leben die Menschen dort sehr viel dichter zusammen und sind weniger auf solche Natur-Katastrophen eingestellt.
Das Worst-Case-Szenario für New York sieht Verluste bis zu 45 Milliarden US-Dollar vor. In jedem Fall rechnen Behörden mit Ausfällen von Strom und Wasser, die sich über mehrere Tage hinziehen können. Erwartet wird auch eine vorübergehende Überlastung der Telefon- und Datennetze.