Zella-Mehlis. . Wanderer finden tote Siebenjährige in einem Bachlauf in Thüringen. Die Polizei hält sich mit Aussagen zum Tathergang zurück

Wie Watte liegen die Wolken über Zella-Mehlis. Nassgrau und trüb ist das Wetter. Die Straßen sind menschenleer an diesem Sonntagmorgen. Es scheint, als leide die ganze Stadt unter dieser furchtbaren Tragödie. Der verkaufsoffene Sonntag wurde abgesagt, eine Sonnenwendfeier und das erste Sommerfest. Es sollte ein fröhliches Wochenende werden. Samstagmorgen wurde die vermisste siebenjährige Mary-Jane tot gefunden. Sie lag in einem Bach auf einer Waldlichtung unterhalb des Ruppberges, einem beliebten Ausflugsziel.

So drastisch es auch klingt: Am Samstagabend zerstörte das vorläufige Obduktionsergebnis die letzte leise Hoffnung, ihr Tod könne ein Unfall sein. Die Schülerin fiel einem Gewaltverbrechen zum Opfer. „Es wurde zweifelsfrei festgestellt, dass ein Tötungsdelikt vorliegt“, sagte Polizeisprecher Eberhard Wagner. Zu Details wollten die Ermittler noch nichts sagen. In der Heinrich-Heine-Siedlung, einem Stadtteil mit sanierten Plattenbauten, brennen gestern vor einem Supermarkt Kerzen. Bekannte und Schulfreunde verabschieden sich mit selbstgemalten Bildern und Gedenktafeln von dem Mädchen. „Maja, wir werden Dich nie vergessen“, heißt es, oder: „Ruhe in Frieden Maja. Dein Lucas.“

Der Druck auf die Ermittler ist groß

Ein Mann, um die 60 Jahre alt, steht fassungslos vor den Bildern, Kuscheltieren und Kerzen. „Bisher war so etwas immer weit weg“, meint Joachim Beck. „Ich hätte nie gedacht, dass so ein Verbrechen auch hier passieren kann. In einer Siedlung, wo eigentlich jeder jeden kennt.“ Der Tod des kleinen Mädchens habe alles verändert.

Andere hoffen, dass „das Schwein, das so etwas getan hat, bald gefasst wird“. Der Druck auf die Ermittler ist groß. Samstagabend fanden sich spontan 700 Menschen zu einem Trauermarsch in der Siedlung zusammen. Sie forderten eine schnelle Aufklärung.

Ob ein Sexualdelikt vorliegt, ist eine der Fragen, denen Polizei und Staatsanwaltschaft bisher ausweichen. Auch zur Todesursache und ob der Fundort auch der Ort des Verbrechens ist, gibt es keine Angaben. Die Mutter von Mary-Jane hatte ihr Verschwinden am Freitag gegen 19 Uhr bei der Polizei angezeigt. Das zierliche Mädchen war gegen 16 Uhr allein aus dem Schulhort nach Hause aufgebrochen. Der Weg von der Schillerschule bis zur Wohnungstür dürfte für die Grundschülerin 15 Minuten dauern. Sie galt als zuverlässig.

„Sofort nach der Vermisstenmeldung begann eine aufwändige Suche“, sagte Polizeisprecher Eberhard Wagner. Den Beamten halfen dabei freiwillige Feuerwehren, aber auch Suchhunde kamen zum Einsatz. Aus Erfurt wurde der Polizeihubschrauber mit einer Wärmebildkamera geschickt. Hinweise auf das vermisste Kind entdeckten die Helfer aber nicht.

Psychologen betreuen die junge Mutter

Als die Suche am Samstag beginnen sollte, klingelte bei der Polizei das Telefon. Wanderer hatten in einem Bachlauf an einer Waldlichtung vermutlich ein totes Kind entdeckt.

Schnell war sicher, das tote Kind ist die vermisste Mary-Jane: Das Aussehen, die Kleidung, alles passte. Psychologen und Seelsorger übernahmen die Betreuung der jungen Frau, die vom Vater des Kindes getrennt lebt.

Die Kripo Suhl war schnell vor Ort. Mit der Drohne wurden Luftaufnahmen gemacht. Später überflog der Polizeihubschrauber mit einer Kamera die Waldlichtung. Das tote Mädchen sei vollständig bekleidet gewesen, sagt Polizeisprecher Wagner.

Am Samstagnachmittag waren die Ermittler noch unsicher, ob es ein Verbrechen oder ein Unfall ist. Die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes wurde alarmiert, eine Rechtsmedizinerin aus Jena angefordert und die Staatsanwaltschaft in Meiningen.