Der mutmaßliche Kindermörder von Bodenfelde prahlte mit seinen Taten im Internet. Im sozialen Netzwerk Facebook soll er nach dem schrecklichen Mord an der 14-jährigen Nina seinen „Freunden“ mitgeteilt haben.
„Im Fall des Verdächtigen Jan O. wurde sein Profil innerhalb kürzester Zeit gesperrt, nachdem Facebook von den Ermittlungsbehörden kontaktiert wurde“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Bei Facebook arbeite ein Team daran, Inhalte, die bedrohlich oder pornografisch sind oder zu Gewalt auffordern, zu identifizieren. Auch die User werden aufgefordert, „entsprechende Inhalte, Gruppen und Seiten umgehend zu melden“.
Müssen sie auch: Denn nach § 138 Strafgesetzbuch werden Mitwisser eines Gewaltvorhabens oder einer begangenen Straftat mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren verurteilt. Das Problem bei Facebook: Die Nachrichten, die an „Freunde“ versendet werden, sind in ihrer Gänze nicht für die gesamte Community einsichtig.
Mutter erzählt von
düsterem Familienleben
Ob irgendjemand die grausame Nachricht von Jan O. gelesen hat, weiß bisher niemand. „Man ruft nicht zwangsläufig jeden Tag bei Facebook seine Nachrichten ab“, weiß der Kölner Medienanwalt Rubens Engel. „Wenn ich keine Kenntnis über eine Straftat habe, kann ich sie auch nicht anzeigen.“
Inwieweit es technisch möglich ist, Seitenaufrufe zum Beispiel über die ID-Nummer einem bestimmten Nutzer nachzuweisen, dazu wollte sich weder Facebook noch die im Fall von Jan O. ermittelnde Staatsanwaltschaft Göttingen äußern.
Die blieb gestern zurückhaltend. Oberstaatsanwalt Hans Hugo Heimgärtner rechnet heute mit einem Geständnis des 26-Jährigen. Die Polizei prüft derzeit, ob Jan O. möglicherweise auch für andere Taten in der Region verantwortlich ist. Die Staatsanwaltschaft lässt zudem klären, ob der Mann aus Uslar psychisch krank ist. Er soll die 14-jährige Nina und den 13-jährigenTobias auf brutale Weise getötet haben. Die Leichen der Teenager waren am Sonntag in einem Wald am Rande des kleinen niedersächsischen Ortes gefunden worden. Einen Tag später nahm die Polizei Jan O. fest. Die Motive für die Taten sind den Ermittlern bislang unklar.
Düsteres Familienleben
Zu Wort gemeldet hat sich gestern die Mutter des mutmaßlichen Täters. „Ich will seine Taten nicht entschuldigen, aber mein Sohn ist auch ein Opfer“, sagte sie der in Uelzen erscheinenden „Allgemeinen Zeitung“. Die Frau zeichnet ein düsteres Bild von ihrem früheren Familienleben. Der Vater habe sie regelmäßig vor den Augen des Sohnes geschlagen.