Deutsche Studentin steht in Schweden vor Gericht. Sie hatte ein Verhältnis mit dem Freund der Mutter der getöteten Kinder

Köping. Der Fall ist grausam und extrem rätselhaft: Im schwedischen Arboga werden am 17. März Max (3) und Saga (1) mit einem hammerartigen Gegenstand erschlagen, ihre Mutter wird schwer verletzt, liegt wochenlang im Koma. Der Verdacht fällt auf eine Deutsche: Christine S. (32). Sie hatte ein Verhältnis mit dem Freund der Mutter. Aus enttäuschter Liebe und rasender Eifersucht soll sie laut Staatsanwaltschaft die Tat begangen haben. Nach mehr als einem Monat Beweisaufnahme steht der Prozess kurz vor dem Abschluss. Gestanden hat Christine S. die Tat nicht.

Im Jahr 2006 lernte sie den Schweden Torgny H. auf Kreta kennen, eine leidenschaftliche Affäre. Die Geschichtsstudentin folgte ihm nach Schweden, doch er machte Schluss und zog mit der Mutter der getöteten Kinder zusammen. Laut Anklage drehte die psychisch labile Christine S. durch. Per SMS an den Ex-Freund beschimpfte sie die Frau als "Hure". Auf ihrem Rechner fanden sich Suchanfragen nach "Arboga", den Namen des Paares und Fotos ihres Hauses.

Die schwedischen Medien berichten detailliert über den Prozess. Die aus Hannover stammende Angeklagte gibt sich meist distanziert, nur einmal gibt sie unter Tränen zu, sich nach der Trennung von H. im Oktober 2007 die Pulsadern aufgeschnitten zu haben. "Ich fühlte mich einfach sehr einsam." Den Mordvorwurf weist sie zurück. Am Tag der Tat war sie zwar in Arboga, sie will aber nur eine archäologische Stätte besichtigt haben.

Die Indizien wirken erdrückend: In der Nähe des Tatorts werden Schuhabdrücke gefunden, die zur Angeklagten passen. Aus dem Werkzeugkasten ihrer Vermieterin verschwindet ein Hammer. Die Mutter der getöteten Kinder sagt, die Deutsche sei die Frau, die am Tattag vor ihrer Tür stand. Mit "Hallo, ich bin Tine" habe diese sich ins Haus gedrängt. Ein Experte erklärt es aber für unwahrscheinlich, dass sich jemand nach einer so schweren Verletzung an Details erinnere. Nach Ansicht der deutschen Verteidigerin Tanja Brettschneider reichen die Indizien nicht aus, um Christine S. zu überführen: Am Tatort gibt es keine DNA-Spuren von ihr, die Mordwaffe sei nicht eindeutig identifiziert. Das Gericht steht vor einer schwierigen Entscheidung in einem grausamen Fall.