Köln. . Nach zwei langweiligen Stunden steht fest: Lena wird mit dem elektronisch groovenden „Taken By A Stranger“ ihren Titel beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf verteidigen. Selten war ein Wettbewerb so verstörend schläfrig.
Langweilig, langweiliger, Lena. Selten war ein Sangeswettbewerb so verstörend schläfrig wie die Suche nach „unserem Song für Deutschland“. Nach zwei langen Stunden stand fest: Lena Meyer-Landrut (19) will mit dem elektronisch groovenden „Taken By A Stranger“ ihren Titel beim Eurovision Song Contest (ESC) in Düsseldorf verteidigen. Seit Freitag, 22.15 Uhr, ist es amtlich.
Raab hatte sämtliche Überredungskunst aufgeboten, um für einen Song aus fremder Feder zu werben. Nebenher stellte der geniale Manipulator sicher, dass er das ESC-Finale moderieren darf. Andernfalls hätte er den Job abgeben müssen. Überhaupt gehörte die Vorauswahl des Songs zu den merkwürdigsten Veranstaltungen, die das deutsche Fernsehen je erlebt hat. Das Finale bestand zum guten Teil aus wiederverwerteten Clips der ersten beiden Shows, die bei ProSieben liefen – eine Unverschämtheit.
Apropos unverschämt. Lena-Entdecker Raab war es gelungen, seinen werbefinanzierten Heimatsender ProSieben wie die gebührenfinanzierte ARD zu einer Dauerwerbesendung für das aktuelle Lena-Album zu überreden. Der Plan ging auf, zumindest für den Entertainer, der Wettkämpfe über alles liebt, und Fräuleinwunder Lena. Media Control überbrachte ihnen am Dienstag, dem Album-Titel entsprechend, „Good News“, gute Nachrichten: Die Scheibe stürmte die Hitparade von null auf eins.
Schier endlose Wiederholungsschleife
Damit führte Raab perfekt vor, wie Marketing in eigener Sache funktioniert. Dabei hatte der 44-jährige Kölner nicht ein Semester Betriebswirtschaft studiert. Der Überdreh bei der Neuauflage der Lena-Sause: Raab gelang es, die Werbung für Lena und ihr Album zum guten Teil über die Rundfunkgebühren für die Öffentlich-Rechtlichen finanzieren zu lassen. Am Freitagabend durfte Lena noch einmal ihr halbes Album in einer schier endlosen Wiederholungsschleife vorstellen.
Der letzten Ausgabe des Song-Castings fehlte noch mehr als den beiden ersten Veranstaltungen der Pfiff. Logisch: Lena gegen Lena entbehrte jeder Dramatik. Und: Die junge Frau kann das Publikum nicht mehr mit ihrer unbekümmerten Art überraschen, auch ihr piepsig gesungenes Lenglisch – ihr Lena-Englisch – ist inzwischen aktenkundig. Und, natürlich, offenbaren Personality-Shows bei einer so jungen Künstlerin, dass sie vom Glamour einer Pop-Diva so weit entfernt ist wie Palermo vom Nordkap.
Raab wirkte als Spaßbremse
Überdies wirkte auch Lenas allgegenwärtiger Mentor Raab als Spaßbremse. Stefan Allmächtig komponierte, er produzierte, und als Chef der Jury urteilte er sogar über seine eigenen Songs. Die übrigen Jury-Mitglieder waren brav wie Musterschüler.
Natürlich musste jemand für die baldrianeske Unterhaltung einen Preis bezahlen: ProSieben und die ARD. Der Münchner Privatsender erlebte ein Quoten-Waterloo. Im Vorfeld des Finales hatte der für die ARD zuständige NDR-Intendant Lutz Marmor abgewiegelt. Fürs Erste zählt nur der ESC. Erst dann wird abgerechnet, erst dann heißt es: Schlag den Raab.
Aber zunächst stellt sich die Frage, ob Lena im Mai noch einmal die Konkurrenz schlägt. Unter uns: Das kann nur jemand schaffen, der auch übers Wasser läuft.