Köln. . Am morgigen Freitag hat die Sucherei ein Ende. Dann tritt Lena Meyer-Landrut mit den sechs besten Liedern beim Finale des Vorentscheids auf und die Fernsehzuschauer entscheiden über den Siegersong. ESC-Experte Jan Feddersen hat bereits einen klaren Favoriten.

Zwölfmal stand Lena Meyer-Landrut in den vergangenen zwei Wochen bei „Unser Song für Deutschland“ auf der Bühne. Dabei trug sie zwölf neue Songs vor und wechselte zwölfmal das Outfit. Der Zweck des Ganzen war es, den deutschen Beitrag zum diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in Düsseldorf zu finden.

Am Freitag hat die Sucherei nun ein Ende. Dann tritt die 19-Jährige mit den sechs besten Liedern beim Finale des Vorentscheids auf und die Fernsehzuschauer entscheiden über den Siegersong.

Die noch zur Auswahl stehenden Lieder reichen vom eingängigen Popsong über die gefühlvolle Ballade bis zum Elektropop. ESC-Experte Jan Feddersen hat bereits einen klaren Favoriten: „Push forward“ vom Berliner Komponistenduo Daniel Schaub und Pär Lammers. „Das einzige Stück, das Chancen auf eine Top-3-Platzierung in Düsseldorf hat“, sagt Feddersen. Mit seinem „ergreifenden Refrain“ und einem „magischen Arrangement“ zeige die Ballade eine vollkommen andere Seite von Lena, die im vergangenen Jahr bei „Satellite“ nicht zur Geltung gekommen sei. Auch für die große Bühne beim Song Contest ist dieser Song nach Auffassung von Feddersen bestens geeignet.

„Taken by a stranger“ - gute Wahl

Mit einer ähnlich guten Bewertung kommt der Song „Taken by a stranger“ von Nicole Morier, Gus Seyffert und Monica Birkenes bei Feddersen weg. Der etwas mystisch wirkende Elektropopsong sei das perfekte „Anti-Lena-Programm“, weil er nicht die bislang bekannte Fröhlichkeit der 19-Jährigen verkörpere. „Er wäre eine gute Wahl für Düsseldorf“, sagt Feddersen. Beim ersten Halbfinale erhielt der Song bereits den meisten Beifall vom Studiopublikum.

Zwei weitere Songs im Finale stammen aus der Feder von Lena und Stefan Raab selbst. „Mama told me“ ist nach Ansicht von Feddersen mit seinen zahlreichen lauten Trompeten zwar ein „funkiges Stück“, das zum Charakter einer 19-jährigen Lena passe und Stadion tauglich sei. Im Endeffekt biete der Song aber zu wenige Überraschungen, findet Feddersen.

Harmlos: „What happened to me“

In dem Song „What happened to me“ sieht der Grand-Prix-Experte „freundlichen April-Pop“, der die künstlerische Entwicklung Lenas aber nicht erkennen lasse. „Er ist auf sympathische Weise harmlos“, urteilt Feddersen. Sollte einer der beiden Raab-Songs das Rennen machen, dürfte der TV-Entertainer nicht wie geplant als Moderator beim ESC auftreten. Seit 2008 gilt die Regel, dass ein Moderator nicht zugleich an einem Song beteiligt sein darf.

Mittelmäßige Chancen auf einen Sieg im Vorentscheid prognostiziert Feddersen dem Titel „A million and one“ (Komponisten: Errol Rennalls und Stavros Ioannou). Der Popsong sei zwar ein schönes und eingängiges Stück, „alles in allem aber kein charismatisches Lied“, sagt er.

Zu viel Lena, zu wenig Wettbewerb

Bei „Maybe“, dem zweiten Beitrag der Berliner Komponisten Schaub und Lammers, fallen dem ESC-Fachmann Adjektive wie „schön“, „nett“ und „freundlich“ ein. Im Endeffekt fehle es dem Song aber an Dynamik.

Auch wenn es beim Vorentscheid darum geht, welcher Song der deutsche ESC-Beitrag sein wird, liegt ein Augenmerk darauf, wie das Konzept mit Lena als gesetzte Künstlerin und einer mehrteiligen Songsuche beim Publikum ankommt. Nach den ersten beiden Sendungen hatte es bereits viel Kritik gegeben: zu wenig Spannung, zu viel Lena und zu wenig Wettbewerb. Sahen die Auftaktshow noch durchschnittlich 2,56 Millionen Zuschauer, schalteten beim zweiten Teil nur noch 1,82 Millionen ein.

Vonseiten der Verantwortlichen gab es dennoch Unterstützung: „Es geht um den einen guten Song, der am Ende herauskommen muss“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. Und Lena selbst sagte der Nachrichtenagentur dapd: „Wir machen das, weil wir dazu Bock haben.“ (dapd)