Berlin. Santorini, Teneriffa, Italien und die Karibik: An all diesen Orten bebte jüngst die Erde. Sind so viele Beben normal? Ein Experte klärt auf.
Seit Tagen blickt die Welt bang auf Santorini: Nach mehreren Erdbeben gilt der Notstand für das griechische Eiland und seine Nachbarinseln Amorgos, Anafi und Ios. Erdrutsche, Steinschläge und Überschwemmungen sind möglich. Sogar ein Vulkanausbruch kann nicht ausgeschlossen werden. Ein Großteil Bevölkerung hat die Insel bereits verlassen.
Und auch anderswo bebt die Erde: Ein Erdbebenschwarm um die Stärke 3 auf der Richterskala sorgte jüngst in der italienischen Toskana für Aufregung. Auch der Supervulkan bei Neapel rumort wieder. Die Urlaubsinsel Teneriffa mit ihrem Vulkan Pico del Teide wurde in den vergangenen Wochen ebenfalls von mehreren Beben erschüttert. Besonders heftig aber traf es die Cayman Islands in der Karibik, wo am vergangenen Wochenende ein Beben der Stärke 7,6 den Boden erzittern ließ. Menschen kamen dabei laut Medienberichten nicht zu Schaden.
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Fast scheint es, als würden sich Erdbeben dieser Tage häufen. Aber ist das tatsächlich so? Was sind die Auslöser für die Beben und gibt es vielleicht sogar einen Zusammenhang? Wir haben bei Experten nachgefragt.
Erdbeben auf Santorini: „Potenzial für Ausbruch ist da“
Grundsätzlich gilt: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass es unter Vulkanen schwarmartige Beben gibt“, sagt Prof. Dr. Torsten Dahm vom Helmholtz-Zentrum für Geoforschung. Im Falle von Santorini deuten mehrere Faktoren darauf hin, dass sich Magma seitlich vom Kolumbo, dem unterseeischen Vulkan nordöstlich der Insel Santorini, ausgebreitet habe, so Prof. Dr. Eleonora Rivalta, Expertin für Erdbeben- und Vulkanphysik am GFZ Helmholtz-Zentrum. Dazu zählt auch die Häufung von Beben in einem kurzen Zeitraum.
![Santorini liegt dieser Tage wie ausgestorben da: Der Großteil der Bevölkerung hat die Insel aus Angst vor weiteren Erdbeben oder einem Vulkanausbruch verlassen. Erdbeben auf Santorini](https://img.sparknews.funkemedien.de/408271841/408271841_1739192653_v16_9_1200.jpeg)
Experte Torsten Dahm hält einen Ausbruch des Vulkans mit Blick auf die Geschichte Santorinis grundsätzlich für möglich. „In der Vergangenheit ist es dort schon zu explosiven Ausbrüchen gekommen. Das Potenzial ist da.“ Die Erdbeben der letzten Tage könnten somit Vorboten eines Vulkanausbruchs sein.
Vulkan auf Teneriffa: Das steckt hinter den jüngsten Beben
So auch auf Teneriffa: Dort bebte der Boden zuletzt am 22. Januar. Zwar fiel die Erdbebenserie im Vergleich zu Santorini mit einer Stärke von 0,6 bis 1,5 auf der Richterskala leicht aus, Anlass zu weiteren Untersuchungen lieferte sie dennoch. „Teneriffa und Santorini sind beides Vulkanregionen, aber jeder Vulkan ist anders“, so Vulkanexperte Dahm.
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Beide Vulkane liegen weit entfernt voneinander und sind aus verschiedenen Gründen entstanden. „In der Ägäis wird der Vulkanismus durch die Subduktion (eine Platte wird von einer anderen in den Erdmantel gedrückt, Anm. d. Red.) der Afrikanischen Platte verursacht, während wir bei Teneriffa von einem Hot-Spot-Prozess reden“, so Prof. Dr. Dahm.
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Das heißt: Bei Santorini treffen zwei tektonische Platten aufeinander. Dabei wird die Afrikanische unter die Ägäische Platte geschoben und teilweise aufgeschmolzen, wobei Magma an die Erdoberfläche drängt. Auch bei „Hot Spots“, also „Heißen Flecken“, bahnt sich Magma den Weg ans Tageslicht, aber nicht zwingend an den Plattengrenzen. „Es ist nicht unüblich, dass es in diesen Regionen seismische Aktivität gibt. Das ist keine besondere Situation“, so der Erdbeben- und Vulkanexperte. Das Gleiche gilt auch für Siena in der Toskana, wo nach ersten Erkenntnissen eine geologische Verschiebung im Erdinnern zu dem Erdbebenschwarm geführt haben soll.
Bei Neapel brodelt ein Supervulkan – das macht ihn gefährlich
Den Erdbeben am Supervulkan bei Neapel wiederum liegt ein anderes Phänomen zugrunde: der „Bradyseismus“. Auf dem Gebiet der „Phlegräischen Felder“ füllen und leeren sich in langsamen Intervallen unterirdische Magmakammern. In der Folge hebt und senkt sich der Boden und es kommt zu Erdbeben, deren Zahl in den vergangenen Monaten immer weiter zugenommen hat.
![Die Großstadt Neapel liegt unweit der Plegräischen Felder, einem sogenannten Supervulkan, in Italien. Neapel Italien Phlegräische Felder](https://img.sparknews.funkemedien.de/406167611/406167611_1713429236_v16_9_1200.jpeg)
„Bei Neapel bebt es seit langer Zeit. Das ist nicht neu“, weiß auch Experte Torsten Dahm. Erst im Mai des vergangenen Jahres kam es am Supervulkan zu stärksten Beben seit 40 Jahren mit einer Stärke von 4,4. Die Gefahr für die Bevölkerung sei in Neapel besonders hoch, so Dahm, weil die Menschen dort direkt in einer Caldera – einem riesigen Vulkankrater – lebten. Hier könnten bereits kleine Ausbrüche verheerende Auswirkungen haben.
Beben in der Karibik: Schuld war eine Verschiebung der Erdkruste
Besonders stark bebte es zuletzt jedoch nicht am Supervulkan, sondern in der Karibik. Das schwere Beben (7,6) am 9. Februar ereignete sich in zehn Kilometern Tiefe, rund 200 Kilometer südwestlich der Cayman Islands, heißt es von der US-Erdbebenwarte USGS. Aufgrund der Lage des Epizentrums bestand für Jamaika, Kuba, Mexiko und Haiti eine Tsunami-Gefahr. Bewahrheitet hat diese sich jedoch nicht. Laut der Deutschen Presse-Agentur gibt es keine Berichte über Opfer oder nennenswerte Schäden.
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Die Karibik ist laut USGC ein komplexes tektonisches System, an dem vier große Platten – die Nordamerikanische, Südamerikanische, Nazca- und Cocosplatte – auf die Karibische Platte treffen. Ausgelöst wurde das Beben durch eine sogenannte Blattverschiebung in der Erdkruste an der Grenze zwischen der Nordamerikanischen und der Karibischen Platte. Bei einer solchen Verschiebung gleiten tektonische Platten seitlich aneinander vorbei. Auf Satellitenbildern lasse sich das leicht erkennen, denn die Verschiebung quere auch „komplizierte Oberflächenreliefs“, zum Beispiel Täler oder Flüsse, schreibt „Spektrum der Wissenschaft“.
Experte klärt auf: Sind so viele Erdbeben in kurzer Zeit normal?
Viele Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den Erdbeben bei Santorini, Siena, Neapel, Teneriffa und in der Karibik also nicht. „Es handelt sich um unterschiedliche Orte, unterschiedliche tektonische Situationen und wahrscheinlich andere Ursachen“, fasst Prof. Dr. Torsten Dahm.
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Dass es aktuell zu vielen Erdbeben komme, sei ein Trugschluss, denn „weltweit treten ständig Erdbeben auf“, so Prof. Dr. Dahm. „Die aktuellen Beben bewegen sich alle im Rahmen der üblichen Statistik. Erdbeben mit der Magnitude 5 gibt es – global gesehen –täglich.“ Diese Einschätzung deckt sich mit den Daten des globalen Erdbebenmonitors GEOFON. Tatsächlich fällt die Zahl der Erdbeben mit einer Stärke jenseits der Kategorie 5 im laufenden Jahr mit 199 Ereignissen niedriger aus als im vergangenen Jahr. So bebte die Erde in 2024 im gleichen Zeitraum 226 Mal.