Berlin. Forscher messen am 3718 Meter hohen Teide auffällige Aktivitäten. Droht Teneriffa das gleiche Schicksal wie der Nachbarinsel La Palma?

Die Erde scheint in vielen Urlaubsgebieten zuletzt besonders in Bewegung zu sein. In Neapel sorgen sich die Einwohner wegen einer Erdbeben-Serie, dass die Phlegräischen Felder, ein Supervulkan, bald ausbrechen könnten. Auf der griechischen Insel Santorini in der Ägais flohen Tausende ebenfalls vor einer Reihe von Erdbeben. Und auch auf Kanareninsel Teneriffa versetzt der dortige Vulkan Forscher gerade in Aufregung.

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Der 3718 Meter hohe Vulkanberg Teide überragt Teneriffa und könnte zu einer echten Bedrohung für die Insel werden. Am 22. Januar registrierten Forscher eine Erdbeben-Serie nahe der Gemeinde Vilaflor am südlichen Fuß des Teides. Zwar handelte es sich bei den Erdstößen um relativ kleine Beben von einer Magnitude zwischen 0,6 und 1,5 auf der Richterskala, trotzdem veranlasste der Vorfall eine wissenschaftliche Untersuchung.

Teneriffa: Wissenschaftler beobachten Verformung des Bodens

Wie der Wissenschaftliche Ausschuss für die Bewertung und Überwachung vulkanischer Phänomene der kanarischen Inseln (CCES) Ende Januar mitteilte, zeigt der Vulkan seit 2016 auffällige Aktivitäten. Wissenschaftler registrierten Veränderungen der seismischen und geochemischen Aktivitäten, die sich von 2022 an erheblich beschleunigten. Gase treten vermehrt aus – unter dem Teide brodelt es. Aber kommt es auch zum Ausbruch?

Trotzdem sei das kein Grund zur Sorge, betonen die Experten. Bisher habe sich der Boden unter dem Teide nur um einen Zentimeter verformt. „Vor einem Ausbruch kommt es zu sehr schnellen Deformationen von mehreren Zentimetern pro Tag“ sagt Itahiza Domínguez, Direktor des Nationalen Geographischen Instituts (IGN) auf den Kanarischen Inseln, laut „Canarias 7“.

So habe sich beispielsweise bei dem Ausbruch des Tajogaite 2021 auf La Palma die Erde innerhalb einer Woche um 30 Zentimeter angehoben. Der Vulkanologe fordert trotzdem eine Verstärkung des Überwachungssystems auf Teneriffa. Die Installierung von Neigungsmessern in 20 bis 30 Metern Tiefe um den Vulkan, sollen die Veränderungen im Boden erfassen und so zusätzliche Daten gewinnen.

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Vulkanologen fordern Wachsamkeit

„Wir wissen, dass es auf Teneriffa zu einem Ausbruch kommen kann, aber die Vorläuferereignisse können in zwei oder in 50 Jahren eintreten. Wir müssen weiterhin wachsam sein und Maßnahmen ergreifen, um die Bevölkerung mit Übungen vorzubereiten, wie sie beispielsweise der Inselrat von Teneriffa vorgeschlagen hat“, wird Domínguez in spanischen Medien zitiert.

Um welche Art von Ausbruch es sich handeln wird, kann Domínguez nicht mit Sicherheit vorhersagen. Möglich sei es, dass Teide sich wie der Vulkan auf La Palma in Lavaströmen auf seine Umgebung ergießt.

Über 85 Tage spuckte der Vulkan dort Lava, Asche und Gase und zerstörte dabei über 1600 Gebäude, darunter Wohnhäuser, Geschäfte und wichtige Infrastruktur. Tausende Menschen mussten evakuiert werden und viele verloren ihr Zuhause. Die Lava bedeckte eine Fläche von rund 10,5 Quadratkilometern und veränderte die Landschaft der Insel nachhaltig.

Vulkan auf Teneriffa ist dritthöchster Inselvulkan der Welt

 Vulkanologe Joan Martí vermutet laut „Canarias 7“, dass die jüngsten Anomalien Teil einer normalen Dynamik sein könnten. „Tatsächlich überwachen wir die Insel Teneriffa erst seit weniger als 50 Jahren mehr oder weniger kontinuierlich und wissen natürlich nicht, wie sie sich vorher verhalten hat“, so Martí.

Der Vulkan Teide formte sich als Teil des Teide-Pico Viejo-Komplexes vor etwa 200.000 Jahren. Durch aufeinanderfolgende Lavaeruptionen wuchs er zu seiner heutigen Gestalt heran. Vom Meeresboden bis zur Spitze misst der Vulkan 7500 Meter Höhe, was ihn zum dritthöchsten Inselvulkan der Erde und zum höchsten Berg von Spanien macht.

Der letzte Ausbruch fand im Jahr 1909 stattfand. Dabei handelte es sich um einen kleineren Ausbruch an einem Nebenkrater, dem Chinyero. Zuvor gab es jedoch immer wieder größere Ausbrüche wie beispielsweise im Jahr 1706, als der Vulkan die Stadt Garachico teilweise zerstörte.