Berlin. Oliver Franck über den Stress, den die tägliche Sat.1-Serie „Die Landarztpraxis“ erzeugt. Und was ihm hilft, das Pensum zu bewältigen.

Dr. Fabian Kroiß, gespielt von Oliver Franck, ist mit neuen Folgen „Der Landarztpraxis“ (SAT.1, montags-freitags, 19 Uhr) zurück. Trotz der intensiven Drehs schafft es der 49-Jährige aber auch noch, sich um seine Familie zu kümmern. Was ihn besonders freut, ist, dass er einen sehr starken Menschen an seiner Seite hat.

Ihr Landarzt schlägt sich derzeit mit seiner Tablettensucht herum. Sind solche Tiefpunkte eigentlich anstrengender zu spielen als die harmonischen Zeiten? 

Oliver Franck: Ja, weil alles, was man spielt, einen ja auch selbst berührt und etwas mit einem macht. Aber es ist auch gleichzeitig wahnsinnig erfüllend.

Wobei Ihr hohes Drehpensum das nicht einfacher machen dürfte. 

Franck: Ich habe inzwischen gelernt, meine Kräfte besser einzuteilen. Deshalb kann ich mit diesem hohen Pensum besser umgehen. Außerdem hatte ich auch vorher schon andere Daily-Formate gedreht, und deshalb hat es mich nicht so überrollt wie andere Kollegen, die das das erste Mal gemacht haben.

Und ich glaube, ein Arbeiter auf einer Ölplattform zu sein, ist viel anstrengender als ein Landarzt in Wiesenkirchen. Mittlerweile bin ich das Drehtempo so gewöhnt, dass ich fast nervös werde, wenn ich mal eine kurze Pause habe, und weiß nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll.

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Real wäre ein Umfeld wie das Landidyll Wiesenkirchen angeblich nichts für Sie. In einem Interview meinten Sie, dass die Nähe zu den Menschen Sie einerseits reizen und gleichzeitig in den Wahnsinn treiben würde. 

Franck: Ich komme aus Hamburg, und da herrscht nun mal in vielen Bereichen eine große Anonymität, aber die kann auch angenehm sein. Wenn man in einer Kleinstadt oder einer dörflichen Gemeinde mal negativen Situationen ausgesetzt ist, wissen das alle sofort, und diese Nähe würde mich wahnsinnig machen.

Andererseits finde ich es auch toll, wenn jeder jeden kennt. Das Familiäre hat eben auch angenehme Seiten. In den Hamburger Wohngegenden hat ja streng genommen jedes Viertel etwas von einem kleinen Dorf an sich.

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Sie haben auch Ihre eigene kleine Familie mit Ihrer Frau und zwei Kindern. Vermissen Sie da manchmal Ihre Privatsphäre?

Franck: Absolut nicht. Ich liebe es, mit meiner Familie zusammen zu sein. Auch bedingt durch die Tatsache, dass ich von ihr oft getrennt bin, sauge ich die gemeinsame Zeit total auf. Ich hätte lieber gerne mehr Familie als weniger.

Oliver Franck
Das Landarzt-Duo im schönen Bayern: Dr. Fabian Kroiß (Oliver Franck) und Dr. Sarah König (Caroline Frier). © SAT.1 | SAT.1

Sie meinten in einem Interview, dass Ihre Kinder Sie gelehrt hätten, geduldiger und sanfter zu sein. Wie genau kann man sich das vorstellen?

Franck: Ich bin vom Typus her eher ungeduldig, und früher habe ich in Stresssituationen zu kleinen Ausbrüchen geneigt. Das hat sich durch die Kinder komplett geändert. Gerade, wenn Kinder klein sind, macht Ungeduld keinen Sinn. Warum soll ich nervös werden, wenn meine Kinder vielleicht gerade Ameisen betrachten und da ein bisschen länger brauchen?

TV-Arzt: Diese Eigenschaft fasziniert ihn an seiner Frau

Ein weiterer Einflussfaktor dürfte Ihre Frau sein. In der „Landarztpraxis“ sind die Frauen eigentlich stärker als die Männerfiguren. Stimmt das nach Ihren Erfahrungen?

Franck: Wenn ich mir anschaue, welche Kraft meine Frau hat und wie viel sie alles zeitgleich bewältigt und organisiert, muss ich sagen: definitiv ja. Das Rollenklischee von der schwachen Frau am Herd ist kompletter Unsinn. Und deshalb entspricht auch das, was in der Serie erzählt wird, zu 90 Prozent der Realität.

Wie sind Sie im Leben klargekommen, bevor Sie Ihre Frau kennenlernten?

Franck: Anders.  

Das ist die kurze Antwort. Was ist die ausführliche? 

Franck: Die ausführliche Antwort ist: suchend, unerfüllt und rastlos. Ich konnte schon mein eigenes Leben irgendwie organisieren, aber mit meiner Frau habe ich meinen Mittelpunkt gefunden, und so ist mein Leben ruhiger geworden.

Laut Ihrem Instagram-Post gab sie Ihnen im August 2016 bei einem Kroatien-Urlaub das „schönste Ja“ Ihres Lebens. Hatten Sie eigentlich daran Zweifel?

Franck: Es gibt immer einen Zweifel, ob eine Frau „Ja“ sagt. Das wäre ja wahnsinnig anmaßend, wenn ich gesagt hätte, ich hätte gar nicht fragen müssen. Oder genauer gesagt, ich hatte Ängste. Ich hatte natürlich einen Ring dabei, aber bei einem „Nein“ hätte ich den wohl zurückgeben müssen.

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Abgesehen von Ihren Kindern haben Sie beide noch ein anderes gemeinsames Projekt: Sie produzieren Premium-Socken mit dem Markennamen „Loones“ – kurz für „Loved Ones“. Wie kamen Sie darauf?

Franck: Da meine Frau und ich viel Joggen und Tennis spielen, sind für uns Sportsocken ein Thema. Bei ihr haben sie auch einen Style-Effekt, den ich dann auch übernommen habe. Und es gab es für unseren Geschmack nicht genug Socken, die wir neben dem Sport als Mode-Statement hätten tragen wollen.

In der „Landarztpraxis“ lässt man sich doch gern behandeln, auch von Dr. Fabian Kroiß, gepielt von Oliver Franck. © Getty Images | Hannes Magerstaedt

Im Mai feiern Sie ihren 50. Geburtstag. Was bedeutet der für Sie?

Franck: Nicht viel. Ich bin kein großer Geburtstagsfeierer. Solange ich mich fit fühle, habe ich nicht das Gefühl, dass ich fünfzig werde. Das ist nur eine Zahl für mich. Ich habe jedenfalls keine Angst davor. Das ist total ok. Es ist, wie es ist.