Berlin. Schauspielerin Jana Klinge steht wie ihre Rolle in „Nord bei Nordwest“ oft unter Strom. Hier verrät sie ihr Geheimnis für gute Erholung.
Seit 2021 ist Jana Klinge Hauptdarstellerin bei der Erfolgsreihe „Nord bei Nordwest“ (neue Folgen ab 2. Januar um 20.15 Uhr in der ARD). Die 44-Jährige genießt dabei auch die Entspannung im Ländlichen, denn im heimischen Berlin erlebt die Schauspielerin gelegentlich Anspannung pur – nicht zuletzt auch im Straßenverkehr. Dagegen hilft dann nur noch ihr sogenannter „Schlafurlaub“.
Ihre Figur der Hannah Wagner ist nicht unbedingt immer die entspannteste. Hoffentlich sind Sie ein wenig anders gepolt...
Jana Klinge: Es ist schon so, dass ich mir bei bestimmten Dingen großen Druck mache und denke, mit etwas mehr Gelassenheit könnte ich das ebenso gut hinkriegen. Ich bin indes voller Hoffnung, dass ich das noch hinbekomme.
Bei welchen Dingen agieren Sie gelassen und bei welchen nicht?
Klinge: Als meine Tochter 2018 auf die Welt kam, hat sich viel verändert. Berufliche Themen, die ich vorher sehr ernst genommen habe, waren nicht mehr der Mittelpunkt der Welt für mich. Da verschiebt sich der Blickwinkel, da geht es um ein menschliches Wesen.
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Jana Klinge: „Ich bin ein gestresster Charakter“
Und wo genau könnten Sie noch mehr Gelassenheit vertragen?
Klinge: Wenn ich zum Beispiel an einem Tag viele Termine habe, dann möchte ich allem gleich gerecht werden. Beruflich wie privat. Ich mache oft zu viele Zusagen, um niemanden zu enttäuschen. Weil ich während der Drehs meine Freundschaften nicht so pflegen kann, versuche ich das in den drehfreien Zeiten nachzuholen. Da komme ich in so eine „Jetzt noch schnell hier, ich muss ja gleich schon wieder dort sein“-Situation. Dabei sollte ich eine gewisse Gelassenheit entwickeln und verstehen: So gerne ich manches in einem bestimmten Zeitraum machen möchte, ich werde es nicht hinkriegen.
Wie entspannt sind Sie dann eigentlich bei den „Nord bei Nordwest“-Drehs?
Klinge: Das ist auch immer ein wenig abhängig von Regie und Buch. Es gibt Regisseure und Regisseurinnen, die einen gut abholen und einem dadurch viel Stress nehmen können. Anderen gelingt das weniger.
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Hannah Wagner hat mit dem Einsatz in der Provinz zunächst gefremdelt. Wie fühlen Sie sich denn in ländlicher Umgebung à la Schwanitz?
Klinge: Gerade, weil ich so ein gestresster Charakter bin, merke ich, dass mich Berlin speziell im Winter herunterziehen kann. Ich freue mich, wenn ich dann aufs Land fahren kann. Aber ganz auf dem Dorf zu leben, kann ich mir noch nicht vorstellen, weil ich die Anonymität der Großstadt wirklich schätze. Wobei Schwanitz schon ein ganz besonderer Ort ist, wenn man bedenkt, was da alles passiert.
Was die Schauspielerin Klinge zum „lebenden Klischee“ macht
Inwieweit zieht Sie denn Berlin herunter?
Klinge: Das hat viel mit Lärm und Verkehr zu tun. Ich bin oft mit dem Fahrrad unterwegs, und da fährt man nur eine halbe Stunde und entgeht dreimal knapp einem Unfall.
Die öffentlichen Verkehrsmittel kommen nicht infrage?
Klinge: Doch schon, aber ich brauche die Bewegung. Ich liebe es ja auch, in Berlin unterwegs zu sein. Wenn ich mit dem Auto durch diese weiten Straßen fahre, dann freue ich mich über dieses Großstadtgefühl. Das ist eine ganz andere Atmosphäre als zum Beispiel in Hamburg.
Sie könnten sich ja zur Ergänzung ein Zweitdomizil im Ländlichen zulegen.
Klinge: Das habe ich auch in Brandenburg, wo viele ihre Wochenenden verbringen. Das ist das lebende Klischee.
„Nord bei Nordwest“-Star über Dreharbeiten: „Ich musste mich darauf einstellen“
Wie ist denn Ihr Verhältnis zu Ihrer Heimatstadt Osnabrück?
Klinge: Es war schon immer klar, dass es mich in eine größere Stadt zieht. Ich mag aber Osnabrück sehr gerne. Allerdings ist mein Vater 2009 gestorben und meine Mutter hat ihre Zelte dort abgebrochen, deshalb bin ich nicht mehr dort, was ich manchmal schade finde. Auch sonst habe ich dort keine Verbindungen mehr, da auch meine damaligen Freundinnen alle weggezogen sind. Aber das Osnabrücker Land ist ähnlich mit der Umgebung von Hamburg, wo wir „Nord bei Nordwest“ drehen. Da fühle ich mich absolut zu Hause.
Wie ging es Ihnen eigentlich damals, als Sie in die 2021 in die Reihe eingestiegen sind? Haben Sie sich da gleich zu Hause gefühlt?
Klinge: Wie Hannah Wagner musste auch ich mich erstmal eingewöhnen. Ich habe mich mit kleinen Schritten dem Team und allem angenähert. Und meine Kollegen haben es mir sehr leicht gemacht.
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Haben Sie da Beispiele?
Klinge: Hinnerk Schönemann ist jemand, der wahnsinnig viel improvisiert, was ich erstmal lernen musste. Es gab da eine Szene, in der ich ins Revier komme, er Blut im Gesicht hat und zu mir meint: „Ich hatte noch eine Notschlachtung. Mögen Sie Lamm?“ Das stand so nicht im Buch, hat aber viel Spaß gemacht und landete dann auch in der fertigen Folge. Ich musste mich nur darauf einstellen. Quasi mein Initiationsritual.
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Das braucht Jana Klinge für ihr Wohlgefühl
Wenn Sie längere Zeit in der Provinz drehen, vermissen Sie dann die angesprochene Großstadt-Atmosphäre?
Klinge: Nein, das ist schon auch schön. Ich mag unser Trio, Marleen, Hinnerk und mich. Ich bin sehr glücklich, dass wir da „zusammengesteckt“ wurden. Ein wertvoller, neuer Kreis.
Und Ihre Tochter ist da mit dabei?
Klinge: Ganz zu Anfang war sie mit dabei und jetzt in ihren ersten Schulferien war sie wieder mit am Set. Das Team kannte sie, als sie knapp eins war, jetzt ist sie sechs. Sie hat sich dort natürlich total wohlgefühlt.
Und was brauchen Sie selbst noch für Ihr Wohlgefühl?
Klinge: Ich gehe viel im Schwarzwald spazieren, wo mein Partner herkommt, und davon abgesehen schlafe ich viel. Ein guter Freund hat letztens zu mir gesagt: „Das ist doch immer dein Schlafurlaub.“ Und das trifft es eigentlich ganz gut (lacht).