Berlin. Klaus Meine musste eine schwere Krankheit überwinden. Im Interview verrät er, welche Rolle seine erste große Liebe dabei spielte.

Deutschlands legendäre Hardrocker, die „Scorpions“, gehen 2025 auf ihre 60-jährige Jubiläumstour. Ein großer Erfolg, der alle stolz macht. Auch natürlich Sänger Klaus Meine (76), der bei vielen der großen Hits als Komponist fungierte. Im Interview sagte er, dass das alles nicht ohne seine Frau möglich gewesen wäre und erzählt, was er ihr zu verdanken hat. In der Reihe „Meine erste Liebe“ berichten immer wieder Prominente, wie es ihnen mit der emotionalsten Angelegenheit des Lebens ergangen ist. Klaus Meine also spricht über seine Gabi, mit der er seit 1977 verheiratet ist.

Wirkt es für Sie surreal, dass Sie im nächsten Jahr Ihr 60-jähriges Jubiläum feiern?

Klaus Meine: Wir hatten ja 60 Jahre, uns darauf vorzubereiten (lacht). So ist die Geschichte nun mal gelaufen, und wir scheinen an den Stellschrauben das Richtige gemacht zu haben. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch. Unsere Agenten melden sich mit schöner Regelmäßigkeit und sagen: „Was haltet ihr davon, wenn wir nächstes Jahr wieder da oder da Konzerte spielen?“ Es geht immer weiter, und ehe man sich’s versieht, ist wieder ein Jahr vorbei. Und es macht immer noch große Freude für die Fans zu spielen.

An welchen Stellschrauben haben Sie denn gedreht?

Meine: Die erste Stellschraube war es, die richtigen Musiker zu finden. Wenn eine junge Band sich auf den Weg macht, dann muss die Chemie stimmen. Es reicht nicht, einfach die talentiertesten Leute zu nehmen, wenn sie ansonsten total uncoole Typen sind, mit denen es einfach keinen Spaß macht, stundenlang im Tourbus zu sitzen. Und man braucht auch Musiker, die den Weg bis ganz zu Ende gehen wollen und nicht nur ein kleines Stück.

Sänger der Scorpions über das, was Liebe für ihn bedeutet

Wie erklärt sich, dass diese Chemie heute noch stimmt?

Meine: Wenn eine Band das nach so vielen Jahren halbwegs unbeschadet übersteht, dann ist da sicher Freundschaft mit im Spiel. Wenn die Egos auf der langen Strecke hin und wieder mal explodieren, dann hilft Freundschaft, das gemeinsame Ganze zu sehen und sich zusammenzuraufen. Vielleicht ist das auch ein bisschen eine deutsche Mentalität, aber wir haben uns viele Ziele gesetzt und die meisten davon umgesetzt. Und dabei haben wir die Leidenschaft für die Musik nicht verloren. Das ist das, was du brauchst, um Karriere machen zu können und dich von denen zu unterscheiden, die vielleicht nur am Wochenende Musik machen.

Sind Sie eigentlich jemand, der gerne in frühere Zeiten zurückblickt?

Meine: Ich bin eigentlich der Gegenwart und der Zukunft zugewandt, aber wenn man ein Jubiläum feiert, kommt man gar nicht umhin, zurückzublicken. Das ist ja auch ganz amüsant. Wichtig ist jedoch, wenn man nicht vergisst, wo man herkommt und deshalb feiern wir auch dieses Jubiläum in unserer Heimatstadt Hannover mit einer großen Stadionshow.

Klaus Meine verkauft dea Straßenmagazin Asphalt zu dessen 30. Jeburtstag in der Innenstadt. Hannover, 28.08.2024 *** Kla
Klaus Meine kann sich noch gut an die schweren Anfänge der „Scorpions“ erinnern. © IMAGO/Future Image | IMAGO stock

Die Scorpions sind ja auch bekannt für große Love Songs. Inwieweit blicken Sie auf Ihre frühen romantischen Erfahrungen zurück, die diese Songs vielleicht inspiriert haben?

Meine: Da muss ich natürlich über meine Frau Gabi sprechen, mit der ich mittlerweile über 40 Jahre verheiratet bin. Ich habe sie seinerzeit nach einem Scorpions-Konzert in der Nähe von Hannover kennengelernt. Sie war die Freundin der Freundin unseres damaligen Leadgitarristen, Michael Schenker. Und das hat sich dann in den Wochen darauf vertieft. 

Weshalb hat es mit Ihnen schon damals so gut geklappt?

Meine: Weil sie sehr viel Verständnis für mich hatte, wenn ich am Wochenende mit der Band in einem klapprigen Bus unterwegs war, um in irgendwelchen Dörfern Shows zu spielen und ein bisschen Geld in die Kasse zu bringen. Das erforderte viel Loyalität und eben sehr viel Liebe. Denn damals konnten wir ja nur hoffen, dass wir aus unserem Hobby irgendwann einen Beruf machen. Und wir mussten nebenbei noch jobben.

Das heißt, Sie haben durch diese Loyalität begriffen, dass Ihre spätere Frau Ihre erste große Liebe war?

Meine: Auf jeden Fall. Wenn du eine junge Freundin hast, die dich bedingungslos unterstützt und deine Träume mit dir teilt, dann bedeutet das, gerade wenn man am Anfang steht, sehr viel. 

Haben Sie ein Beispiel für diese Unterstützung?

Meine: Wenn ich am Wochenende ein richtiges Medium Rare Steak bekommen habe, obwohl das Geld eigentlich nur für ein Nudelgericht reichte, dann war das für einen jungen hungrigen Musiker schon toll. Es waren damals für eine junge Liebe keine einfachen Zeiten. Es gab ja kein Internet oder iPhones.

Wenn ich unterwegs war, dann musste ich immer Münzen für die Telefonzelle bereit haben. Als wir in England auf Tour waren, dann habe ich mich gefreut, wenn ich in einem kleinen Bed & Breakfast ankam und da schon ein Brief von Gabi lag. 

Was erklärt die außerordentliche Langlebigkeit Ihrer Ehe?

Meine: Wir waren und sind füreinander bestimmt. Wenn es so etwas wie Seelenverwandtschaft gibt, dann beschreibt es das ganz gut. Ein ganz besonderer Moment war, als ich Anfang der 80er meine Stimme verlor.

Gabi war wirklich die Einzige, die meine Verzweiflung und meinen Kampf, nach zwei Stimmbandoperationen wieder zu singen, aus nächster Nähe miterlebt und mich bedingungslos unterstützt hat. Eigentlich war ja meine musikalische Laufbahn zu Ende, und da habe ich ihre ganze Liebe gespürt. 

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In der Reihe „Meine erste Liebe“ berichten Promis über ihre Schmetterlinge im Bauch. © ZRB | iStock

Meines Scorpions-Songs: Gabi hört sie als Erste

Inwieweit hat Sie Ihre Frau bei Ihrer Karriere beraten?

Meine: Wir haben uns immer besprochen, wenn es um unsere Zukunft ging.. Aber Gabi hatte keine Manager-Funktion. Wenn es um Tourpläne ging oder geht, dann besprechen wir das zunächst in der Band und danach spricht man sich in der Familie ab. Aber Gabi ist immer die Erste, die einen neuen Song von mir hört. 

Dazu dürfte einer der erfolgreichsten Songs, „Wind of Change“ , zählen. Damit haben Sie auch politische Zeichen gesetzt. Haben Sie Ambitionen, noch einmal so etwas zu tun?

Meine: Das kann man nicht wiederholen. Es wäre ja lächerlich, wenn man versuchen wurde, einen Song zu komponieren, der die Milliarde Klicks überspringt so wie „Wind of Change“. Dieses Lied hat eine Ausnahmestellung und so viele Menschen auf der ganzen Welt berührt.

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Sie haben die Originalversion von „Wind of Change“ ja umgetextet.

Meine: Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine konnte ich nicht über den „Wind of Change“ an der Moskwa mit den Russland romantisierenden Zeilen singen. Wir leben in schwierigen Zeiten und hoffen alle, dass der Krieg in der Ukraine und auch die Konflikte im Nahen Osten schnell zu Ende gehen.