Berlin. Jungschauspieler Damian Hardung hat neben der Schauspielerei eine zweite Passion. Warum er einen Quereinstieg nicht ausschließen würde.
Diese Serie hatte ihn von jetzt auf gleich berühmt gemacht: Damian Hardung war 2015 der Star in „Club der roten Bänder“ (Vox). In den drei Staffeln der Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ auf Netflix spielte er seit 2019 die Rolle von Daniel Riffert. 2024 übernahm er die männliche Hauptrolle in der Prime-Video-Serie „Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“. Jetzt ist er in der Vampirserie „Love Sucks“ (ab 11. Oktober, ZDF online) zu sehen. Doch der 26-jährige Schauspieler verweigert sich dem Schubladendenken der Branche und geht nebenbei andere Wege.
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Damian Hardung: Ja, ich freue mich auch auf Entschleunigung.
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Sicher gar nicht so einfach, das hinzubekommen.
Hardung: Idealerweise finde ich zwischen den Projekten Zeiträume dafür. Oder ich trete halt die Flucht nach vorne an: Ich verarbeite die fehlende Entschleunigung einfach in meiner Rolle. Das ist ja das Privileg an diesem oft komischen Job, sich an Themen abzuarbeiten, die einen privat auch beschäftigen. Meine aktuelle Rolle hat ein Tattoo „Do More“ als Erinnerung und lernt Nein zu sagen. Da kann ich mir vielleicht noch was abschauen. Und wahrscheinlich geht es für mich weniger um Entschleunigung als um einen Rhythmuswechsel, den Switch von Output zu neuem Input.
Wo bekommen Sie den?
Hardung: Zum Beispiel an den letzten beiden Tagen bei meinem Urologie-Praktikum. Bei so einer Blasenteilresektion bekomme ich einen anderen Input, als wenn ich am Set stehe.
Damian Hardung: Deshalb zweifelt er manchmal an seiner Schauspielkarriere
Sie sprechen Ihr Medizinstudium an. Wäre es denn denkbar, dass Sie die Schauspielerei für eine Arztkarriere aufgeben?
Hardung: Definitiv. Im Schauspiel komme ich immer wieder an Punkte, wo ich mir denke: „Was mache ich hier gerade?“ Da hilft mir der Gedanke, dass ich mit 30 sagen kann: „Danke, es war schön. Ich habe das jetzt 20 Jahre gemacht. Jetzt ist Zeit für etwas anderes.“ Diese Tür möchte ich mir auf jeden Fall offen halten.
In „Love Sucks“ wird die Frage gestellt: „Ist das deine Vorstellung vom echten Leben?“ Was ist die Ihre?
Hardung: Auf der momentanen Reise von Rolle zu Rolle frage ich mich oft: „Wo fängt die Fiktion an und wo hört die Realität auf?“ Ich suche ja bewusst die Momente, wo man so sehr in eine Rolle hineingeht, dass sich die Fiktion wie Realität anfühlt. Aber das echte Leben spielt sich für mich jenseits aller Rollen ab, inklusive der Rolle vom Damian Hardung.
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Anders gefragt: Wann fühlen Sie sich authentisch?
Hardung: Es gibt so viele Worte, die versuchen, genau das zu beschreiben; ob im Moment der Resonanz nach Hartmut Rosa [deutscher Soziologe und Politikwissenschaftler – Anm. d. Red.] oder im Erleben des Kohärenzsinns nach Antonovsky [israelisch-amerikanischer Soziologe – Anm. d. Red.]. Letztlich fühle ich mich immer dann authentisch, wenn mein Inneres im Einklang mit der äußeren Welt steht. Wenn ich merke, ich bin genau richtig da, wo ich gerade bin.
Man kann sich ja auch beim Genießen richtig fühlen. Nachdem die Serie stark im Nachtleben spielt – haben Sie die Zeit, sich solchen Sachen hinzugeben, oder sind Sie mit Ihren ganzen Aktivitäten voll ausgelastet?
Hardung: Ich würde sagen, ich kann selbst beim Sport oder beim morgendlichen Kaffee dem Hedonismus gerecht werden.
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Das heißt, Sie brauchen nicht mehr durch Clubs und Bars zu ziehen?
Hardung: Epikureismus ist ja nicht nur der Exzess im Nachtleben, auch wenn das sicherlich eine prägnante Ausprägung ist. Es kann der Exzess in allen Bereichen sein, die körperliche Freude bereiten. Eine Runde Spikeball kann auch etwas extrem Hedonistisches an sich haben.
Deshalb glaubt Damian Hardung nicht an zu verkopfte Lebensplanung
Sie studieren Medizin, waren Fußballer, im Interview zitieren Sie Fachbegriffe von Denkern und Wissenschaftler. Fühlen Sie sich eigentlich vom Leben manchmal unterfordert?
Hardung: Nein, ich habe garantiert nicht das Gefühl, dass das Leben mir nicht genügend anbieten oder mich nicht genug fordern würde. Das kann ich ganz klar verneinen. Ich bin wahnsinnig froh, dass es mir so viel in meine Richtung wirft. Ich muss eher schauen: Was davon ist für mich geeignet, und was hat eigentlich gar nichts mit mir zu tun?
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Zu Ihren Betätigungen sind nun auch internationale Filmprojekte wie das Liebesdrama „Into The Deep Blue“ dazugekommen. Streben Sie so eine weltweite Karriere bewusst an, oder lassen Sie das entspannt auf sich zukommen?
Hardung: Ich hatte nie einen Plan, und den Fünfjahresplan wird es auch weiterhin nicht geben. Vielleicht sage ich nach dem nächsten Projekt: „Leute, das war schön, aber ich brauche jetzt was anderes.” Ich möchte einfach die Offenheit haben, in mich hineinzufühlen, anstatt verkopft zu sagen: „Ja, aber ich wollte doch noch in Amerika dieses und jenes machen.” So möchte ich nicht an meinen Job herangehen.